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Luxus-Handtaschen als Geldanlage

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Sonderanfertigung oder Horseshoe Stamp – der Hermès-Service für maßgefertigte Taschen ist die Gelegenheit, ein Unikat zu entwerfen. Einzelstücke werden nach persönlichen Farb-, Leder- und Hardware-Vorlieben gefertigt.

©Getty Images
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Hermès, Chanel, Louis Vuitton & Co. – die Preise für Luxustaschen steigen oft stärker als der Aktienmarkt. Fast beiläufig hat sich zudem ein neuer Markt im Vintage-Segment etabliert.

Verknappung ist bei Luxusgütern von größter Bedeutung. Deshalb verkauft Hermès seine Birkin-Taschen nur an eine begrenzte Anzahl von Kunden. Der Mythos hat seinen Ursprung in den 1980ern. Auf einem Flug von Paris nach London trifft die Schauspielerin Jane Birkin auf Hermès-CEO Axel Dumas. Sie erzählt ihm, wie schwer es ist, eine Ledertasche zu finden, um alles Nötige für einen Wochenendausflug zu packen. Noch im Flieger beginnt Dumas, auf einer Serviette die Entwürfe für eine neue Tasche zu zeichnen. 1984 wird die legendäre Birkin Bag erstmals präsentiert. Sie wird nur auf Bestellung in den Pariser Ateliers in der Rue du Faubourg Saint-Honoré hergestellt und in Handarbeit gefertigt. Experten zufolge erreicht eine pre-owned Birkin jährlich eine Wertsteigerung von 14,2 Prozent. Birkins werden wie Kunstwerke gehandelt. Eine der teuersten der Welt, die „Himalaya Niloticus Crocodile Diamond Birkin“, wurde 2019 bei Christie’s in Hongkong für rund 380.000 Euro versteigert.

Im Jahr 2025 hat Hermès eine durchschnittliche Preiserhöhung von etwa vier Prozent für seine Modelle Birkin, Kelly und Constance vorgenommen. Dadurch steigt der Investitionswert, die Zugänglichkeit wird erschwert und der Wiederverkaufsmarkt floriert. Eine Birkin 30 kostete 1984 noch 2.000 Euro, 2014 bereits 7.000 Euro und 2023 schon 10.700 Euro. Mittlerweile bezahlt man 12.000 Euro. Wegen limitierter Produktion und strenger Kontrollen ist es fast unmöglich, ein Modell in der Boutique käuflich zu erwerben. Pre-loved Modelle bleiben oft die einzige Option. Die Preise steigen und werfen bessere Renditen ab als Aktien, da auch der Wiederverkaufswert erheblich steigt. Das Prinzip erfreut sich reger Nachfrage.

Wer eine Hermès-Tasche käuflich erwirbt und dafür etwa 12.000 Euro bezahlt, kann sie direkt in einer Vintage-Luxusboutique weiterverkaufen. Die Tasche im „Full Set“, sprich originalverpackt in der Box inklusive Rechnung und Originalzubehör wie Echtheitszertifikat und Staubbeutel und der Sticker an der Hardware, kann für 15.600 Euro verkauft werden, eine Marge von 30 Prozent. In der Vintage-Boutique wird die Luxustasche wiederum für 20.000 Euro weiterverkauft.

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In der Galerie „Vintage Connaisseur“ in Wien findet man eine beachtliche Sammlung an pre-owned Luxustaschen von Hermès, Chanel und Louis Vuitton. Viele Stücke sind in neuwertigem Zustand, teilweise sogar ungetragen.

 © Isabella Abel

Fast noch lukrativer ist es, wenn man seine Luxustasche ein paar Jahre aufbewahrt und den Markt beobachtet. Wird das Modell vom Markt genommen oder steigt die Nachfrage aufgrund der Verknappung, kann die Tasche im Sekundärmarkt gleich um 20.000 Euro verkauft werden. In der Vintage-Boutique können wiederum Preise um bis zu 30.000 Euro für die pre-owned Tasche verlangt werden, selbst dann, wenn die Tasche nur mehr „neuwertig“ ist, sprich getragen, aber in ausgezeichnetem Zustand und inklusive Originalzubehör.

Zu den begehrtesten „pre-loved“ Modellen gehören neben den Birkins von Hermès vor allem die High-End-Modelle aus dem Hause Chanel, die „2.55“ von Coco Chanel und die „Classic Flap“ von Karl Lagerfeld, sowie die 1930 von George Vuitton kreierte „Speedy“-Bag der französischen Luxusbrand Louis Vuitton.

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 © Isabella Abel

Der Handel mit gebrauchten Luxusgütern hat sich weltweit zu einem Phänomen entwickelt. Love Luxury etwa ist ein Unternehmen für gebrauchte Luxusgüter in London und Dubai. Die Gründer Adam und Emily Abraham haben über 15Jahre Erfahrung in der Vermittlung von authentischen Luxusartikeln. Allein auf TikTok folgen ihnen 3,7 Millionen Menschen weltweit, die extra anreisen, um zu kaufen oder zu verkaufen. Der Markt für Vintage-Luxus symbolisiert das neue Bewusstsein für Nachhaltigkeit und Individualität. „Das Image von Vintage hat sich gewandelt. Es steht heute für Werte wie Langlebigkeit, Qualität und smarte ­Konsumentscheidungen“, bestätigt Vintage-Expertin Victoria Kovacs.

Kovacs und Christoph Simantke haben in Wien das Unternehmen Vintage Connaisseur etabliert. Sie sind beruflich und privat ein Paar und teilen die Leidenschaft für hochwertige Luxusklassiker mit Charakter. Ihr Geschäftsmodell verdanken sie einer Marktlücke. „Unsere Vision war es, Vintage und Secondhand neu zu denken. Kein Staub, kein Schmuddelimage, sondern kuratierter Luxus mit kompromissloser Qualität, transparenter Preisgestaltung und einem Einkaufserlebnis auf hohem Niveau“, betont Simantke. Sie lancierten einen Onlineshop, der sich erfolgreich entwickelte. Ihre Galerie auf der Kärntner Straße war der nächste logische Schritt, da ihre Klientel die haptische Erfahrung begehrte.

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„Aktuell ist ein guter Zeitpunkt, um in Vintage-Luxushandtaschen zu investieren, da sich die Preise auf einem leicht korrigierten Niveau befinden.“ - Victoria Kovacs und Christoph Simantke, Vintage Connaisseur

 © Isabella Abel

Mittlerweile haben sie eine Stammklientel, die auf der Suche nach exklusiven Modellen ist, die zum Teil nicht mehr in den Maisons erhältlich sind. Kovacs: „Grundsätzlich empfehlen wir den Kauf zeitloser Stücke von Hermès, Chanel und Louis Vuitton, deren ikonischer Status sich über Jahrzehnte kultiviert hat. Sie sind für kontinuierliche Preissteigerungen bekannt und bieten niemals Preisreduktionen an. Besonders wertbeständig sind Klassiker in zeitlosen Farben, die sich im Originalzustand befinden.“

Die Echtheitsüberprüfung spielt bei Vintage Connaisseur eine essenzielle Rolle. Jede Prüfung umfasst eine Vielzahl individuell abgestimmter Prüfpunkte, von der Material- und Nahtqualität über Stempelprägungen bis hin zur technisch geschützten Oberflächenanalyse: „Das bedarf einer Expertise im Luxussegment und eines regen Austauschs mit internationalen Experten:innen. So bleibt man auf dem Laufenden, wenn es um neue Seriennummern, Materialien oder Fälschungsmethoden geht“, betont Simantke.

In ihrer Galerie sind imposante Luxustaschen drapiert: „­Aktuell haben wir unter anderen mehrere Birkin Bags in neuwertigem Zustand und eine Louis Vuitton Capucines aus edlem Straußenleder“, erzählt Kovacs. Und genau diese Luxusmodelle stellen für die Klientel lohnende Investitionen dar.

(Redaktion/Jasmin Schakfeh)

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