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Starke Allianzen für „Net-Zero“

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Starke Allianzen für „Net-Zero“
k.A©iStock
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Auch das ist die Zeitenwende: Die Null-Bilanz bei den CO2-Emissionen ist das neue Ziel, um das Klima zu retten.

Eine neue Kennziffer erobert die Vorstandsetagen: „Netto-Null“ heißt das neue Ziel. Unilever will es bis 2039 erreichen, Coca-Cola und Amazon bis 2040. Und auch Österreichs Bundesregierung hat 2040 als Zielmarke definiert, um bei den Treibhausgas-Emissionen Netto-Null zu schaffen. Weltweit haben sich mittlerweile tausende Unternehmen, Städte, Bildungseinrichtungen und auch Staaten der von den Vereinten Nationen vor zweieinhalb Jahren gestartete Kampagne „Race to Zero“ angeschlossen.

Doch die Transformation der Wirtschaft Richtung Null kostet Geld – viel Geld. Entsprechend wichtig ist die Rolle der Finanzbranche, die immer schon innovative Technologien finanziert und damit ermöglicht hat. „Ganz entscheidend ist die Frage, wie die für die Transformation notwendigen Finanzströme in die richtige Richtung gelenkt werden können“, betont auch Alois Steinböck, Chief Investment Officer von Amundi Austria.

Wichtige Player im Finanzbereich haben ihre besondere Verantwortung längst erkannt und entsprechende Initiativen gestartet:

  • Bereits 2019 hat sich die Net Zero Asset Owners Alliance gegründet. Die mittlerweile 84 in dieser Alliance verbundenen institutionellen Anleger repräsentieren ein Vermögen mehr als 11.000 Milliarden US-Dollar. Die Mitglieder dieser Allianz müssen für ihre Portfolios klare Dekarbonisierungs-Ziele für die nächsten Jahre festlegen und bis spätestens 2050 Netto-Null erreichen.
  • Die Net Zero Asset Manager Initiative ist die größte Vereinigung von Finanzunternehmen und Vermögensverwaltern. 2020 gegründet, hat sie 301 Mitglieder, die ein Vermögen von 59 Billionen US-Dollar verwalten – ein kräftiger Hebel, wenn er richtig eingesetzt wird. Das klare Ziel der Initiative: Dazu beitragen, die Erwärmung der Erde auf 1,5 Grad zu begrenzen, den CO2-Ausstoß bis spätestens 2050 auf Netto-Null zu bringen und gezielt Investitionen zu unterstützen, die zur Erreichung dieses Zieles beitragen. Die Fondsgesellschaft Amundi ist dieser Initiative im Juli 2021 beigetreten.
  • 125 Banken weltweit haben sich in der Net Zero Banking Alliance zusammengeschlossen. Sie stehen für mehr als 40 Prozent der weltweiten Bankenassets. Anspruch der Mitglieder ist es, ihre Kredit- und Investitionsportfolien bis 2050 auf Netto-Null-Emissionen auszurichten.
  • Eine ähnliche Initiative der Versicherungsbranche ist die Net Zero Insurance Alliance, in der dreißig führende Versicherer mit 15 Prozent des globalen Prämienvolumens vertreten sind. Auch hier heißt es: Umstellung der individuellen Versicherungs-Portfolios auf Netto-Null bis 2050.

Aber was bedeutet eigentlich Netto-Null? Verbirgt sich dahinter eine echte Ambition? Konkret bedeutet Netto-Null: Wir müssen bei den CO2-Emissionen – besser gesagt, generell bei Treibhausgasen – einen Zustand erreichen, bei dem global nicht mehr Treibhausgase ausgestoßen werden als vom Planeten absorbiert beziehungsweise aus der Atmosphäre entfernt werden können. Hier muss bis 2050 ein Gleichgewicht hergestellt werden, um das Ziel einer Begrenzung der Erderwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius erreichen zu können.

Bezugsjahr entscheidet

Das Netto-Null-Ziel klingt simpel, aber wie so oft steckt der Teufel im Detail. Da ist zum einen als zentraler Punkt der Bewertungen aller Reduktions-Ziele das jeweilige Bezugsjahr. Auf welches Ausgangsjahr bezieht sich die Reduktion um 50, 70 oder 90 Prozent? Das jüngste EU-Gesetzespaket „Fit for 55” als Beispiel strebt eine Reduzierung von Treibhausgasemissionen um 55 Prozent bis 2030 an, ausgehend vom Basisjahr 1990. Zahlen zu Klimazusagen der USA hingegen beziehen sich auf das Basisjahr 2005.

Und dann ist da noch die Herausforderung, den richtigen Weg zum Ziel zu finden – und das ist nicht immer der kürzeste. Denn einige Industrien, die große CO2-Emittenten sind – Beispiel Stahl- und Zementerzeugung – lassen sich nicht von heute auf morgen einfach abschalten. Investitionen in deren CO2-Reduktionen haben einen großen Effekt, sind aber teuer und dauern. Diese Branchen aus den Portfolios zu entfernen, würde die CO2-Bilanz der Asset Manager spürbar verbessern - hätte aber in Wahrheit keinen Effekt auf das Klima.

Sarah Williamson von FCLT Global, einem gemeinnützigen Forschungsinstitut für nachhaltige Wirtschaft, hat diesen Konflikt bei einer Konferenz an der Londoner Börse treffend auf den Punkt gebracht: “Es nützt der Welt nichts, wenn ich mein Haus aufräume, indem ich meinen Müll in den Garten des Nachbarn schmeiße.”

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