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Angestellt versus Selbstständig: Die Vorteile und die Nachteile

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13 min

Wer sich selbständig machen will, sollte sich vorher über viele Dinge im Klaren sein. Die Motivation, sein eigener Chef sein zu wollen, reicht nicht.

©Elke Mayr
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Sich selbstständig machen oder angestellt sein, beide Varianten haben spezifische Vor- und Nachteile, die man bedenken sollte, bevor man eine Entscheidung trifft.

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Nach dem Studium, dem Ende der Berufsausbildung oder nachdem man einen Job verloren oder aufgegeben hat, stellt sich die Frage: was jetzt? Sollte man es mit der Selbstständigkeit probieren und eine eigene wirtschaftliche Existenz gründen oder entscheidet man sich stattdessen dafür, sich von einem Unternehmen oder dem Staat anstellen zu lassen? Jede Variante hat spezifische Vor- und Nachteile, die man sich ins Gedächtnis rufen sollte, bevor man eine Entscheidung trifft.

Die Vorteile und Nachteile der Selbstständigkeit

Den Traum der Selbstständigkeit spüren übrigens nicht nur Berufsabsolventen. Laut einer deutschen Studie hat schon jeder dritte Angestellte in seinem Leben wenigstens einmal ernsthaft darüber nachgedacht, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. Die Hoffnungen sind dabei immer gleich: Endlich Chef sein und selbst das Sagen haben, eine freie Einteilung der Arbeitszeit und auf diese Weise eine verbesserte Work-Life-Balance, finanzielle Unabhängigkeit und im Idealfall wirtschaftlicher Wohlstand. Tatsächlich garantiert ist nur der erste Vorteil - sowie mit Abstrichen der zweite Punkt, denn natürlich kann jeder Selbstständige seine Zeit frei einteilen.

Recherchiert man aber Genaueres zum Thema erkennt man schnell, dass insbesondere nach Erfahrung von Experten in den ersten beiden Jahren nach der Gründung meist so viel Arbeit ansteht, dass kaum Zeit für das Privatleben bleibt. Die Work-Life-Balance leidet.

Zudem wächst die Verantwortung: Man steht für die finanzielle Gesundheit des Unternehmens selbst gerade, muss vielleicht für Mitarbeiter sorgen und Verwaltungsarbeit erledigen, von denen man zuvor nicht einmal wusste, dass sie getan werden muss.

Ein weiterer Nachteil an der Selbstständigkeit betrifft das Finanzielle: Für die Steuer muss ein Großteil des Kapitals zurückgehalten werden. Zudem muss oft insbesondere in der Anfangszeit, wenn man noch laufende Kredite zu tilgen hat oder Investoren ausbezahlen muss, zusätzlich Geld zurückgezahlt werden - alles nicht einfach.

Aber wenn die Rechnung aufgeht, ist man Herr oder Frau über seine Zeit, hat die Chance viel Geld zu verdienen und muss sich von keinem Chef herumdirigieren lassen.

Was bringt der Unternehmerführerschein? [Österreich]

Wer sich vor den Herausforderungen als Selbstständiger wappnen will, sollte nicht unbedarft in die Selbstständigkeit stürzen. So bietet die Wirtschaftskammer die Möglichkeit eines Unternehmerführerscheins an. Darin wird Wirtschafts- und Finanzwissen vermittelt. Der Unternehmerführerschein setzt sich aus vier Modulen zusammen, wovon nur das letzte Modul, das Modul UP von all jenen, die nicht mehr in die Schule gehen, besucht werden kann.

Weitere Informationen dazu finden Sie auf der Homepage der Wirtschaftskammer.

Wann ist die Unternehmerprüfung gesetzlich vorgeschrieben?

Das Modul UP des Unternehmerführerscheins kann auch als Vorbereitung für die Unternehmerprüfung eingesetzt werden. Eine solche Prüfung, um zu belegen, dass man Grundkenntnisse, wie ein Unternehmen zu führen ist, erworben hat, ist bei gebundenen Gewerbe Pflicht. Das Wissen darüber kann man sich auch im Selbststudium mit entsprechenden Unterlagen beibringen und man tritt einfach zur Prüfung an.

Das Modul UP schließt in Österreich mit einer kommissionellen Prüfung bei einer der Meisterprüfungsstelle der Wirtschaftskammern ab. Zur Prüfungszulassung sind Zertifikate über positiv absolvierte Prüfungen der Module A, B und C erforderlich. Entweder man legt die Zertifikate für die vier erfolgreich absolvierten Module ab des Unternehmensführerscheins ab. In diesem Fall entfällt die Unternehmerführerscheinprüfungen, die in Österreich für bewilligungspflichtige und gebundene Gewerbe gesetzlich vorgeschriebene Unternehmerprüfung.

Modul UP als Vorbereitung auf die Unternehmerprüfung

  • Rechnungswesen und Kostenrechnung

  • Steuern

  • Personal

  • Deckungsbeitragsrechnung

  • Finanzierung

  • Marketing und Rechtskunde

Wifo Unternehmertraining: weitere Möglichkeit sich auf Unternehmerprüfung vorzubereiten


Das Wifo bietet eigene Kurse die angehende Selbstständige auf die Unternehmerprüfung vorbereitet. Dazu gibt es das den Lehrgang "Unternehmertraining kompakt". Mit dem WIFI-Unternehmertraining kann man sich auf die von der Gewerbeordnung verlangte Unternehmerprüfung vorbereiten. Es vermittelt den Kursteilnehmern ein breites betriebswirtschaftliches Basiswissen für die unternehmerische Tätigkeit. Der Lehrgang "Unternehmerprüfung kompakt umfasst 88 Lehreinheiten und kostet 1.200 Euro. Der Kurs ist entweder an bestimmten Wifi-Kursorten oder online absolvierbar.

Umfangreicher ist der Lehrgang "Unternehmertraining", der 160 Lehreinheiten umfasst und 1.700 Euro im Präsenzunterricht kostet.
Das Unternehmertraining online ist auf 90 Lehreinheiten ausgelegt und kostet 1.250 Euro. Weiterführende Informationen zu den Wifo-Lehrgängen für angehende Unternehmer oder solche, die sich einfach die Grundlagen dazu aneignen wollen, finden Sie hier.

Weiter nützliche Informationen finden sich auch auf der staatlichen Webseite "Das digitale Unternehmerservice".

Diese Vorteile genießen Angestellte

Der größte Vorteil als Angestellter ist Planungssicherheit: Jeden Monat kommt ein festes Gehalt. Man kennt seine Arbeitszeit. Urlaubstage und das Wochenende sind ebenfalls geregelt. Zudem muss man sich auch nicht jeden Monat um die Steuern sowie die Beiträge zur Sozialkasse kümmern, weil dies ebenfalls bereits automatisch geschieht. Ein Angestellter hat zudem durchaus auch Aufstiegschancen, kann die Karriereleiter emporklettern und viel Geld verdienen. Viele Unternehmen kümmern sich zudem um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ihrer Mitarbeiter und sorgen so ein Stück weit dafür, dass beide Punkte miteinander in einen vernünftigen Einklang gebracht werden können.

Als Angestellter ist man jedoch auch einer gewissen wirtschaftlichen Unsicherheit ausgesetzt. Das kann an einer schwierigen wirtschaftlichen Situation, in der sich das Unternehmen befindet, liegen. Oder es wurde von Haus aus ein Zeitvertrag abgeschlossen. Und natürlich kann man gekündigt werden.

Viele Angestellte beklagen zudem, ihr kreatives Potenzial nicht entfalten zu können. Dies passt zum Vorteil des Selbstständigen, der "endlich Chef ist". Eigene Ideen werden nur kaum oder aber gar nicht gehört. Oft fühlen sich Angestellte auch "eingemauert". Dies bedeutet, sie sind lange nicht mehr befördert worden und haben das Gefühl, in einer Sackgasse zu sein. Betroffen sind hiervon besonders häufig ältere Arbeitnehmer. In diesem Fall ist der Nachteil sogar so groß, dass die Selbstständigkeit zum einzigen Ausweg wird.

Diese Steuern zahlen Selbstständige

Je nach Art der Beschäftigung müssen Selbstständige folgende Zahlungen tätigen

  • Umsatzsteuervorauszahlungen (nur wer mehr als 35.000 Euro im Jahr an Rechnungen stellt, muss Umsatzsteuer zahlen)

  • Lohnabgaben wie Lohnsteuer, Dienstgeberbeitrag, Zuschlag zum Dienstgeberbeitrag

  • Kammerumlage

  • Vorauszahlungen an Einkommen- und Körperschaftsteuer

  • Kommunalsteuer

Die Einkommensteuer ist gestaffelt

Bei der Einkommensbesteuerung handelt sich um ein gestaffeltes System, wobei sieben verschiedene Tarifstufen unterschieden werden können:

  • Einkommensteile bis EUR 11.693 – Steuersatz 0%.

  • Einkommensteile bis EUR 19.134 – Steuersatz 20%.

  • Einkommensteile bis EUR 32.075 – Steuersatz 30%.

  • Einkommensteile bis EUR 62.080 – Steuersatz 41%.

  • Einkommensteile bis EUR 93.120 – Steuersatz 48%.

  • Einkommensteile ab EUR 93.120 – Steuersatz 50%.

  • Einkommensteile ab EUR 1.000.000 – unverändert – Steuersatz 55%.

Selbstständig und angestellt: Folgen in der Sozialversicherung

Sowohl unselbstständig Tätige als auch Selbstständige müssen sich pflichtversichern lassen und deshalb eine Kranken-, Unfall- und Pensionsversicherung haben.

Für Angestellte nach dem ASVG (Allgemeines Sozialversicherungsgesetz) ist die Österreichische Gesundheitskasse (ÖGK) zuständig,

für Selbstständige die GSVG (Gewerblichen Sozialversicherungsgesetz)

bei der SVS (Sozialversicherung der Selbstständigen)

Wer selbstständig und angestellt zugleich ist, muss zwei oder mehrfach in Sozialversicherungssysteme einzahlen (Mehrfachversicherung).

Die Höchstbeitragsgrundlage für das Jahr 2023 beträgt 5.850 Euro.

Die Nachteile können Angestellte treffen

Selbst als Angestellter ist man auch einer gewissen wirtschaftlichen Unsicherheit ausgesetzt. Schließlich kann ein Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und man beispielsweise mit einer Lohnkürzung oder Kurzarbeit konfrontiert werden. Man kann natürlich auch gekündigt werden.
Betroffen sind von Unsicherheiten sind vor allem jene, die sich genötigt sehen, Zeitverträge einzugehen. Insbesondere junge Menschen hanteln sich mitunter von Zeitvertrag zu Zeitvertrag. Viele Angestellte beklagen zudem, ihr kreatives Potenzial nicht entfalten zu können. Anders beim Selbstständigen, der "endlich Chef ist". Es kann auch sein, dass eigene Ideen kaum oder aber gar kein Gehör finden. Oft fühlen sich Angestellte auch "eingemauert". Das bedeutet, sie sind lange nicht mehr befördert worden und haben das Gefühl, in einer Sackgasse zu stecken. Davon betroffen sind besonders häufig ältere Arbeitnehmer.

Flucht in die Selbstständigkeit kein ausreichender Grund

Je nachdem wie stark diese Argumente wiegen, können das triftige Gründe sein, um dem angestellt Sein den Rücken zu kehren und sich selbstständig zu machen. Doch die Motivation, selbstständig zu werden, sollte nicht nur aus solchen negativen Emotionen heraus zu diesem Entschluss führen, sondern viel wichtiger ist es, essenzielle Fragen zu klären, durch die sich abschätzen lässt, ob sich der Gang in die Selbstständigkeit wirklich lohnen könnte. Sonst könnte der Leidensdruck, den man als Angestellter hatte, am Ende klein wirken gegen die finanziellen Sorgen und Nöte als Selbstständiger. Dann, wenn sich die Flucht vor dem Angestellten sein als Horror des selbstständig Seins entpuppt.

Diese Fragen sollte sich unbedingt stellen, bevor man sich selbstständig macht

  • Wie sattelfest ist man in seinen Kenntnissen in einer bestimmten Profession

  • Wie viele Kontakte (Kunden, Zulieferer) habe ich, auf die ich in der Selbstständigkeit zurückgreifen kann?

  • Wie groß ist die Nachfrage nach dem Produkt/Dienstleistung, die mich anbieten will?

  • Wie stark ist Konkurrenz auf diesem Gebiet?

  • Womit könnte ich mich von Anbietern mit ähnlichem Angebot unterscheiden?

  • Wie hoch sind die Verdienstmöglichkeiten? Wie sehr sind die Einnahmen von der Konjunktur und anderen Gegebenheit, die ich nicht beeinflussen kann, abhängig? Wie sehr würden mich starke finanzielle Schwankungen/Ausbleiben bei den Einnahmen treffen? Was ist das Minimum, das ich im Monat im Jahr verdienen muss, um über die Runden zu kommen. Wie realistisch sind meine Annahmen über Verdienstmöglichkeiten?

  • Wie hoch wird der zeitliche Aufwand voraussichtlich sein, um meine Ziele zu erreichen?

  • Verfüge ich über die nötigen Kenntnisse, um ein Unternehmen wirtschaftlich und nach den erforderlichen Standards führen zu können?

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