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Kununu: Was steckt hinter der Plattform für Arbeitgeberbewertungen?

Aktualisiert
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11 min

©Elke Mayr
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Gemeinsam die Arbeitswelt verbessern – das ist das erklärte Ziel von Kununu, einer Online-Bewertungsplattform für Arbeitgeber:innen. Mitarbeiter:innen und Jobsuchende können anonym ihre Erfahrungen teilen, Unternehmen können diese Bewertungen kommentieren. Was als 2-Mann-Start-Up begonnen hat, wuchs zu einem erfolgreichen Portal mit knapp fünf Millionen Aufrufen pro Monat. Kununu gilt mittlerweile Top-Adresse für Arbeitgeber:innenbewertungen. Wie funktioniert Kununu und sind die Bewertungen vertrauenswürdig? Ein Firmenportrait.

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Woher kommt der Name "Kununu"?

Kununu bedeutet „unbeschriebenes Blatt“ auf Suaheli. Alle Unternehmen, die noch nicht auf Kununu bewertet worden sind, gelten als unbeschriebene Blätter. Das will Kununu ändern und damit mehr Transparenz und Erwartungssicherheit in den Arbeitsmarkt bringen.

Unternehmensstruktur & Fakten zum Unternehmen

2007 in Wien gegründet schreibt Kununu seit 2012 schwarze Zahlen. Im selben Jahr wird es für 3,6 Millionen, zuzüglich Bonuszahlungen, an die NEW WORK SE (vormals XING) verkauft. Kununu-CEO ist seit 2021 die Managerin Nina Zimmermann. Während der Beitrag von Kununu am Gesamtumsatz des Mutterkonzerns nicht gesondert ausgewiesen wird, ist klar, dass die Plattform ein wichtiger Pfeiler der NEW WORK SE ist. Die Gesamtmenge an „Workplace Insights“ (Arbeitgeber:innen-Bewertungen, Gehaltsangaben, Erfahrungsberichte etc.) auf Kununu belaufen sich im Jahr 2022 auf über 8 Millionen. 2018 waren es noch 2,4 Millionen.

Steckbrief NEW WORK SE

CEO: Petra von Strombeck

Umsatz (2023): 305,6 Millionen Euro

Ergebnis (2023): 36,9 Millionen Euro

Mitarbeiter:innen (2023): 1542 (davon 160 bei Kununu)

Was ist der Kununu Score?

Auf Kununu werden Unternehmen sowohl von Mitarbeiter:innen als auch von Bewerber:innen bewertet. In beiden Bewertungskategorien können Noten von 0 (schlecht) bis 5 (gut) vergeben werden. Der Kununu-Gesamtscore bildet dann einen gewichteten Durchschnitt dieser beiden Bewertungen ab. Hat ein Unternehmen einen Mitarbeiter:innen-Score von 4,3 und einen Bewerber:innen-Score von 4,1 wird der Gesamtscore etwa bei 4,2 liegen. Aussagekräftig sind die Unternehmensbewertungen auch deshalb, weil Kununu angibt, wie eine bestimmte Bewertung im Verhältnis zu anderen Unternehmen derselben Branche steht.

Wie funktioniert Kununu?

Nutzer:innen können sich in wenigen Minuten auf Kununu registrieren und unkompliziert Unternehmen bewerten und kommentieren. Der Bewertungsbogen ist mehrseitig und umfasst unter anderem Angaben zur Unternehmenskultur, der Art der Tätigkeit, Gehalt, Vorgesetzen und Karrierechancen. Am Ende zeigt Kununu an, wie sich die eigene Bewertung eines Unternehmens von anderen Bewertungen unterscheidet und wie andere Unternehmen derselben Branche abschneiden. Zum Geschäftsmodell von Kununu gehören aber nicht nur die Bewertungen, sondern auch ein Angebot an Arbeitgeber:innen, ihre Stärken auf Kununu zu präsentieren.

Wie verwende ich Kununu als Arbeitgeber?

Ein Arbeitgeber:innenprofil ist kostenlos und wird sogar beim Einlangen einer ersten Bewertung automatisch generiert. Als Arbeitgeber:in kann man Bewertungen auf der Kununu kommentieren und Stellung beziehen. Außerdem können„authentische Einblicke“ in das Unternehmen gegeben werden, „um sich vom Wettbewerb abzuheben“, wie es auf der Kununu-Webseite heißt.

Mit dem sogenannten „Employer Branding Profil“ bietet Kununu eine Premiumversion für Arbeitgeber:innen an. Diese umfasst eine multimediale Profilgestaltung und verschiedene Werbemöglichkeiten. Ab 249 Euro im Monat können Unternehmen Werbung auf dem eigenen Kununu-Profil und auf 5 ausgewählten Seiten von Mitbewerber:innen machen. Ab 299 Euro im Monat kann uneingeschränkt Werbung auf den Profilen von konkurrierenden Firmen geschalten werden, sofern diese nicht für die Premiumversion bezahlen.

Firmen mit einer Bewertung von mindestens 3,8 Sternen (von 5 möglichen) gelten auf Kununu als „Top Company“ und bekommen ein entsprechendes Siegel auf ihrem Profil. Wollen Arbeitgeber:innen auch außerhalb des Kununu-Ökosystems mit dieser Auszeichnung werben, kann eine Lizenz für 1490 Euro erworben werden.

Wie verwende ich Kununu als Arbeitnehmer?

Als Arbeitnehmer:in kann man entweder den Arbeitsalltag oder den Bewerbungsprozess bei einem Unternehmen bewerten. Besonders attraktiv ist das Angebot für Arbeitssuchende. So gut wie jedes österreichische Unternehmen hat einen Eintrag und mehrere Erfahrungsberichte sowie Bewertungen. Ist man an einer Firma interessiert, ist Kununu eine gute Anlaufstelle, um einen ersten Eindruck zu gewinnen. Außerdem haben viele Unternehmen offene Stellen direkt über Kununu ausgeschrieben.  

Wer sind die Gründer Martin und Mark Poreda?

Die Poreda-Brüder Martin und Mark sind das dynamische Duo hinter Kununu. Martin arbeitet nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre als Krey Account Manager bei Henkel und NÖM. Mark studiert Computer Software und Multimedia und arbeitet mehrere Jahre bei GAT Food Essentials. 2007 gründen sie gemeinsam Kununu. In nur fünf Jahren machen sie aus Kununu die größte Bewertungsplattform für Unternehmen im deutschsprachigen Raum. Nach dem Verkauf von Kununu 2012 gehen sie es langsamer an. Sie beraten andere Jungunternehmer:innen und Gründer:innen und eröffnen in ihrer Heimatstadt Klosterneuburg ein Fitnessstudio.

2017 ist es Zeit für neue Herausforderungen. Die Poreda-Brüder gründen mit Hektar Nektar einen Internet-Marktplatz für den Handel mit Bienen und Imkereizubehör. Mit dem „Projekt 2028“ will Hektar Nektar die Zahl der Bienen in Österreich um 10% erhöhen und dabei auch ein Marketing-Angebot für Unternehmen anbieten. Unternehmen können Bienenvölker anmieten und werden bei der Kommunikation über Social Media anderen PR-Kanälen unterstützt. „Tue Gutes und rede darüber“ lautet das Motto. Aber zurück zu Kununu. Wie sieht es mit der Glaubwürdigkeit der Bewertungen auf Kununu aus?

Kritik an Kununu?

Immer wieder gibt es Vorwürfe, Kununu würde negative Bewertungen löschen oder offline stellen. Zuletzt in einem Artikel des Spiegels vom 28.10.2023. Auf Nachdruck von Unternehmen, die die Authentizität einer Bewertung anzweifeln, ist Kununu verpflichtet zu überprüfen, ob eine Person tatsächlich in dem Unternehmen gearbeitet hat. Kununu bittet in solchen Fällen um Beweismaterial: Arbeitszeugnis, Lohnzettel oder Zeitbestätigung. Kununu beteuert die Anonymität der Benutzer:innen, legt aber offen, dass es in Einzelfällen sein kann, dass Lohnzettel oder Arbeitszeugnis in anonymisierter Form an die Unternehmen weitergegeben werden. Gerade in kleineren Firmen reichen diese sensiblen Informationen aber oft auch in anonymisierter Form aus, um Personen zu identifizieren. Für viele ist das abschreckend genug, sie wollen Kununu keine so sensiblen Informationen zukommen lassen. Ist man nicht willig, Arbeitszeugnis oder andere persönliche Arbeitsdokumente zu teilen, bleibt die Bewertungen „offline gestellt“.

Von Kununu heißt es zu den im Spiegel erhobenen Vorwürfen: „Bei der in dem Artikel aufgegriffenen Unterscheidung zwischen der freien Meinungsäußerung und der nicht gestatteten Schmähkritik entscheiden wir nicht auf Basis eigener Kriterien, sondern orientieren uns an der geltenden Rechtsprechung und derer Leitlinien zur Einordnung in zulässige und unzulässige Meinungsäußerungen.“ Eine Löschung negativer Kommentare finde grundsätzlich nicht statt und die Anonymität der Nutzer:innen habe oberste Priorität. Außerdem betont Kununu die schädlichen Auswirkungen eines rechtlichen Vorgehens gegen negative Bewertungen: „Wir raten davon ab, pauschal gegen kritische Bewertungen vorzugehen, da dies nie im Vakuum geschieht, sondern von den aktuellen und ehemaligen Mitarbeiter:innen sowie potenziellen Talenten sehr genau beobachtet wird.“

Vorteile & Nachteile von Kununu

Eines steht außer Frage, Kununu hat das Personalwesen verändert. Laut dem Magazin „Human Resources Manager“ lassen sich vier von fünf Jobsuchende bei ihrer Arbeitgeber:innenwahl von Bewertungsplattformen beeinflussen. Unternehmen können es sich also nicht leisten, ihre Kununu-Präsenz zu vernachlässigen.

Kununu ist sehr gut aufgebaut und vor allem „Suchmaschinen-optimiert“. Sucht man also nach Unternehmen oder Erfahrungswerten, stößt man recht schnell auf Kununu-Bewertungen. Und dieser erste Eindruck ist im Recruiting oft entscheidend. Auf Kununu müssen Personen zunächst nicht beweisen, ob sie wirklich bei dem bewerteten Unternehmen gearbeitet haben, daher gibt es wenig Barrieren für falsche Aussagen. Diese Nachteile sind aber gleichzeitig auch die Vorteile von Kununu.

Hat man als Unternehmen gute Bewertungen, werden diese natürlich ebenso sichtbar sein wie die schlechten. Nimmt man sich die Zeit ein starkes Firmenprofil auf Kununu aufzubauen und interagiert regelmäßig mit den abgegebenen Bewertungen, so kann man diese neue Transparenz zum eigenen Vorteil nutzen.

Alternativen zu Kununu

Kununu ist der Platzhirsch unter den Bewertungsplattformen für Arbeitgeber:innen im deutschsprachigen Raum. Das Geschäftsmodell ist aber nicht revolutionär und eine Reihe an Firmen bieten ähnliche Dienstleistungen an. Unter anderem:   

Glassdoor.at

Glassdoor ist eine internationale Bewertungsplattform, die seit 2007 aktiv ist und Ableger in verschiedenen europäischen Ländern hat. Auf Glassdoor können Arbeitgeber:innen ebenfalls anonym bewertet und Erfahrungen ausgetauscht werden. Für die deutschsprachige Arbeitswelt gibt es allerdings deutlich weniger Einträge als auf Kununu.

Stepstone.at

Stepstone ist ein Jobportal das hauptsächlich freie Stellen vermittelt. Es gibt aber auch die Möglichkeit Unternehmen zu bewerten und zu kommentieren. Die Bewertungskriterien sind allerdings nicht so detailliert wie auf Kununu.

Indeed

Indeed ist ebenfalls ein Jobportal mit integrierter Unternehmensbewertung. Es gibt keinen eigenen österreichischen Ableger und die Zahl der bewerteten Unternehmen ist verglichen mit der Konkurrenz geringer. Das Angebot richtet sich klar auch an Arbeitgeber:innen, die auf Indeed ihre Selbstdarstellung auch ohne Premiumabo optimieren können.

 

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