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KTM-Retter: Rajiv Bajaj, Fan von Yoga und Homöopathie

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Rajiv Bajaj vor einem Bild, das Mahatma Gandhi und Bajajs Großvater, den Adoptivsohn des indischen Staatsgründers, zeigt.

©Bernhard Ecker
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Der mutmaßliche KTM-Retter gehört zum indischen Industrieadel – mit historischen Verbindungslinien zu Staatsgründer Mahatma Gandhi.

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Wie die „Krone" am Wochenende berichtet, hat sich die indische Bajaj Auto Gruppe die maßgeblichen Mittel zur Fortführung von KTM gesichert. Dass die für die Sanierung notwendigen 600 Millionen Euro bis zum Stichtag 23. Mai bereit stehen, gilt somit als wahrscheinlich.

Wer ist aber Bajaj? Der trend besuchte CEO Rajiv Bajaj schon vor mehr als zehn Jahren in Indien und unterhielt sich mit ihm über seinen Blick auf die westliche Wirtschaftswelt und seine damals gerade einmal sechs Jahre junge Alllianz mit KTM.

Das Besprechungszimmer am Hauptsitz von Bajaj Auto in Akurdi sieht aus wie ein x-beliebiges Besprechungszimmer dieser Welt: abgewetzte Kunstlederstühle, schummriges Licht, an der Wand ein flimmernder Fernsehbildschirm, über den die Börsennachrichten tickern.

Rajiv Bajaj trägt das weiße Poloshirt, das auch alle seine Mitarbeiter bei der Arbeit tragen. Sein Antwortstil ist nie direkt. Wenn man ihn etwa zu prägnanten Eigenschaften von Stefan Pierer fragt, gibt er erst einmal eine kurze Einführung in das Wesen der Homöopathie - Bajaj ist ein Fan alternativmedizinischer Lehren. Und er erörtert die Frage, was eigentlich einen Menschen ausmacht. Nach einigen Minuten erfährt man dann, dass Pierer, energetisch betrachtet, „intensiv und inspirierend“ ist und „einen extrem starken Willen“ hat.

Bajaj ist 58 Jahre alt, sein Großvater war ein Adoptivsohn des indischen Staatsgründers Mahatma Gandhi. Der ruhige, analytische Yoga-Fan aus altem indischem Industrieadel wirkt wie ein Gegenpol zu westlichen Managertypen. Und doch wird bei einem Besuch der KTM-Fertigung nahe der Fünf-Millionen-Einwohner-Stadt Pune klar, warum Pierer und seine Getreuen schon nach wenigen Besuchen überzeugt waren, den richtigen Partner für die Innviertler Motorradschmiede gefunden zu haben.

Sicherheit und Sauberkeit haben größten Stellenwert - aber auch Gruppendynamik. Vor Schichtbeginn um 6.30 und 15.30 Uhr nehmen die Hundertschaften von Arbeitern in ihren weißen Bajaj-Polos Aufstellung neben den Fertigungslinien. Drei Minuten sind für gemeinsame Morgenübungen reserviert, eine Minute für das Absingen der indischen Nationalhymne, eine weitere für das Austeilen der Arbeitsaufträge. Die Mittagspause vier Stunden später wird exakt 35 der 480 Minuten pro Schicht in Anspruch nehmen.

„Wir sind stolz auf unsere Nation, und wir arbeiten, um unsere Nation stolz zu machen“, prangt in großen Lettern im Eingangsbereich des 800.000-Quadratmeter-Areals, zu dem ausgedehnte Grünflächen und Gewässer gehören.

Die Bajaj Auto Gruppe, zu der die KTM-Beteiligung gehört, setzte laut eigenem Geschäftsbericht im Jahr 2024 umgerechnet 4,5 Milliarden Euro um, ein Wachstum von 23 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Gewinn betrug mehr als 800 Millionen Euro. Am indischen Markt gibt es im Übrigen keine KTM-Krise: 2024 gab es mit 64.886 verkauften Bikes der Marken KTM und Husqvarna einen Absatzrekord.

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