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Peter Hanke zum Start-up-Festival ViennaUP: "Innovationen beflügeln"

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Der Wiener Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke
Der Wiener Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke©trend / Sebastian Reich
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Wiens Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke im Interview über das Start-up-Festival ViennaUP als Innovationsbeschleuniger, die Bedeutung von Einhörnern für den Standort und zusätzliche Anreize zur Mobilisierung von Risikokapital.

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VIENNAUP' 22

Das Start-up-Event ViennaUP findet vom 27.5. bis zum 3.6.2022 zum zweiten Mal statt. Eine Vielzahl von lokalen Partnerorganisationen gestaltet dabei ein spannendes Programm rund um Themen wie Life Sciences, Smart Cities, Kreativindustrie und Female Foudners gestaltet. Tausende Gäste werden in Wien oder als Onlineteilnehmer erwartet. Tickets für die einzelnen Veranstaltungen gibt es direkt bei den Partnerorganisationen.

Informationen unter viennaup.com

trend: Herr Hanke, mit der ViennaUP veranstaltet Wien ein groß angelegtes Start-up-Festival. Was erwarten Sie sich für den Standort?
Peter Hanke: Uns geht es darum, das Thema Innovation zu beflügeln und im wirtschaftlichen Bereich zu intensivieren. Wir haben mit unserem universitären System eine perfekte Ausgangslage. Zehn Prozent unserer Bevölkerung sind Studierende, die eng vernetzt an den Technologien unserer Zeit arbeiten. Davon ausgehend müssen wir Impulse setzen, um genau dieses Wissen zu generieren und am Standort zu halten. Denn es gibt nichts Schlimmeres für eine Stadt, als Topkräfte auszubilden und diese dann ins Ausland zu verlieren. Deshalb ist es so wichtig, dass wir mit der ViennaUP eine Innovationsplattform geschaffen haben, die den unternehmerischen Geist, den es in Wien in vielen Bereichen gibt, sichtbar macht und weiter stärkt.

Wien liegt im europäischen Start-up-Ranking auf dem zehnten Platz. Was kann der Standort bieten, was führende Hubs wie London, Berlin und Paris nicht schon längst im Programm haben?
Wien ist nach wie vor eine leistbare Stadt - und das ist ganz essenziell. In der Regel kommen nicht nur Einzelpersonen zu uns, sondern Familien. Darüber hinaus bieten wir ein Bildungswesen mit internationalen Schulen und guten Verkehrsverbindungen nach Europa. Das Thema Sicherheit ist ein weiteres Plus. Mit dieser kommunalen Struktur und Dienstleistungspalette schaffen wir ein Wohlfühlmoment, das andere Städte so nicht hinbekommen.

Es ist unser Ziel, Gründen und Finanzieren weiter zu erleichtern.

In Sachen Risikokapital sieht es in Wien weit weniger rosig aus - vor allem in späteren Phasen. Warum forcieren Sie das nicht stärker?
Ich erachte es für äußerst wichtig, dass man auf politischer Ebene überlegt, wie Anreize geschaffen werden können, um mehr Risikokapital zu mobilisieren. Sinnvoll wäre es etwa, im Stiftungsbereich anzusetzen, so dass mehr Kapital in den Bereich Start-up-Finanzierungen fließt und nicht nur das Immobilienthema befeuert wird. Und natürlich ist es im Schulterschluss mit der Wirtschaftskammer Wien unser Ziel, dass das Gründen und Finanzieren in den nächsten Jahren weiter erleichtert wird.

Wien wird kritisiert, dass es kein klares Schwerpunktthema gibt wie etwa in London mit Fintechs. Wo hat Wien noch Chancen?
Die Stärke von Wien liegt ganz klar im Bereich Life Sciences. Da sind wir unter den top fünf in den europäischen Rankings und ein ernsthafter Konkurrent für Städte wie Berlin, München, Paris. Entsprechend sind wir gefordert, die Infrastruktur weiter auszubauen. Die Wirtschaftsagentur hat hier den klaren Auftrag, die Anzahl der Laborflächen zu erweitern. Mit dem Konzept des mitwachsenden Labors haben wir etwa eine Möglichkeit geschaffen, dass kleine Flächen innerhalb weniger Jahre strukturiert wachsen können.

Wenn der Schwerpunkt mit Life Sciences so eindeutig ist, warum hat man sich dann bei der ViennaUP dazu entschlossen, einen bunten Reigen an Themen abzudecken?
Wir wissen schon, wo unsere Stärkenfelder liegen, aber als Stadt müssen wir auch auf Pluralismus setzen. Die ViennaUP bietet genau den bunten Strauß an Themen, für die Wien steht: von Smart Cities über Female Founders und Kreativindustrie bis hin zu Life Sciences. Zudem eröffnet das Festival die Möglichkeit, das universitäre Feeling, das die Stadt prägt, einzufangen und ausländische Gäste daran teilnehmen zu lassen.

Wir können auf Frauen als Gründerinnen nicht verzichten.

Wien wurde lange Zeit als Start-up-Standort nicht ernst genommen, weil es bis 2021 keine Einhörner gab. Was hat sich durch die ersten Firmen mit Milliardenbewertung geändert?
Wien hat zwar später als andere Städte sein erstes Einhorn bekommen, mittlerweile liegen wir aber mit unseren sechs Start-ups mit Milliardenbewertung ganz vorne in Europa. Unicorns wie Bitpanda und GoStudent sorgen nicht nur für ein neues Level an internationaler Bekanntheit, sondern sie werden durch ihre wachsenden Geschäftsmodelle auch zu wichtigen lokalen Arbeitgebern. Das wiederum stärkt den Standort.

Die Kultur des Scheiterns ist hierzulande nach wie vor nicht sehr ausgeprägt. Ändert sich das mit der Start-up-Szene, die es in Wien gibt?
Wir haben heute keine Challenge mehr mit St. Pölten, sondern mit Berlin, Paris und Mailand. Dadurch wird das Anforderungsprofil an den Standort, aber auch an die Personen, die hier tätig sind, ein anderes. Und das führt sukzessive dazu, dass auch die Kultur des Scheiterns neu definiert wird.

Die Start-up-Szene ist weiterhin männlich dominiert. Warum ist Gründen für Frauen weiterhin so unattraktiv?
Dass nur jedes zehnte Start-up von Frauen gegründet wird, können wir so nicht hinnehmen. Wir haben daher ein speziell auf Frauen zugeschnittenes Unterstützungspaket geschnürt. Das geht von der Beratung über die Möglichkeit des universitären und außeruniversitären Bildungsthemas bis zur finanziellen Unterstützung in Form eines Gründungsstipendiums, wo wir über drei Monate sämtliche Personalkosten eines kleinen Teams übernehmen, um die ersten Schritte in die Selbstständigkeit zu erleichtern. Denn eines ist klar: Wir können auf Frauen als Gründerinnen nicht verzichten, weil sie mit ihrer Kreativität und ihrem oft anderen Zugang zum wirtschaftlichen Geschehen eine wichtige Rolle für die Weiterentwicklung der Szene spielen.

Die Start-up-Beauftragte Lisa-Marie Fassl schlägt vor, dass Thema Female Entrepreneurship gar zum Aushängeschild des Hubs zu machen. Wie sehen Sie das?
Frau Fassl ist Mitglied des Vienna Economic Council, meines Beraterstabs der besten Köpfe. Als solche bringt sie aktuelle Vorschläge wie etwa das Thema Female Entrepreneurship in die Diskussion ein, und wir schauen uns dann an, ob wir da in die Umsetzung kommen können.

ZUR PERSON

Peter Hanke, geb. 1964. Der langjährige Geschäftsführer der Wien Holding folgte 2018 Renate Brauner als Wirtschaftsstadtrat nach. Als solcher verantwortet er die Themen Finanzen, Wirtschaft, Arbeit, Internationales und Wiener Stadtwerke.

Das Interview ist der trend. PREMIUM Ausgabe vom 13. Mai 2022 entnommen.

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