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Die disruptive Macht der Künstlichen Intelligenz

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Rainer Zierhofer, Partner Managementberatung Horváth

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Jeder zweite Topmanager glaubt einer Horváth-Studie zufolge nicht daran, dass die zunehmende Nutzung generativer KI große Auswirkungen auf ihr Produktportfolio oder ihr Geschäftsmodell haben wird.

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Zurückhaltung in Industrie und Banken

Eine aktuelle Sonderanalyse 1) der Managementberatung Horváth aus über 400 Interviews mit Vorstands- und Geschäftsführungsmitgliedern verschiedener Branchen deutet darauf hin, dass viele Topmanager die Macht die Entwicklung der KI-Technologien unterschätzen. So glaubt jeder zweite Topmanager etwa nicht daran, dass die zunehmende Nutzung generativer KI große Auswirkungen auf ihr Produktportfolio oder ihr Geschäftsmodell haben wird.

Selbst wenn es um Services und interne Prozesse geht, wird generativen KI-Anwendungen auf Basis von großen Sprachmodellen wie ChatGPT nur geringes Veränderungspotenzial zugestanden. Nur jede dritte Führungskraft glaubt an eine Wende, und wenn überhaupt, werde diese eher bescheiden ausfallen. Besonders skeptisch sind Banken und Finanzinstitute. Hier gehen 60 Prozent der Befragten davon aus, dass Künstliche Intelligenz keinen nennenswerten Einfluss auf Geschäftsmodell oder Produkte haben wird.

Nur jedes dritte Kreditinstitut nimmt KI als interessante Technologieentwicklung wahr, bei Versicherungen sind es gar nur vier Prozent. Das ist überraschend, bietet sich der Einsatz von Künstlicher Intelligenz ja gerade für Dienstleistungen am offensichtlichsten an. Ebenso wie die Industrie zeigt sich der Finanzsektor aktuell aber zurückhaltend für das Ausmaß der neuen Möglichkeiten. Dienstleister glauben noch nicht daran, mit KI-Anwendungen künftig anders Geld zu verdienen.

Aufbruchstimmung im Handel und Gesundheitssektor

Aufbruchstimmung herrscht dagegen im Handel. Neun von zehn Retail-Unternehmen rechnen mit zum Teil großen Umwälzungen für ihr Geschäftsmodell. Erst kürzlich verkündete so etwa der OTTO-Konzern, einen neuen KI-Assistenten auf seiner Plattform zu testen. Auf das Produktportfolio haben neue KI-Anwendungen aus Sicht der Branche bis jetzt allerdings noch wenig Einfluss.

Auch Unternehmen in der Medizintechnik und im Life-Science-Branche sind positiv gestimmt. Drei von vier Führungskräften erwarten in diesem Umfeld einen Umbruch ihres Geschäftsmodells aufgrund neuer KI-Anwendungen. Ebenso viele sehen große Auswirkungen auf interne Prozesse. Das ist dadurch zu erklären, dass KI-Anwendungen momentan vor allem in diesem Kontext entwickelt und eingesetzt werden. Es fehlt allerdings noch an der Phantasie, um die Dimension für den langfristigen Einsatz künstlicher Intelligenz zu erfassen. Das erinnert an die Pionierzeit von Internet oder sozialen Netzwerken.

Fazit:

Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben. Die Lernkurve in den Unternehmen wird schnell ansteigen, auch wenn das teilweise nur zögerlich passiert. Haben sich KI-Anwendungen erst einmal etabliert, finden sie automatisch ihren Weg in Strategie- und Produktentwicklung. Die zentrale Frage für jedes Unternehmen ist jetzt – neben Datenschutz und Urheberrecht, wo und warum Künstliche Intelligenz zum Einsatz kommen soll. Dass sie künftig unverzichtbar sein wird, ist absehbar.

1) Die branchenspezifischen Ergebnisse zum KI-Potenzial in Unternehmen sind eine aktuelle Sonderanalyse der internationalen Horváth-Studie "CxO Priorities 2023", für die über 400 Führungskräfte branchenübergreifend und international befragt wurden.

Die Serie "Management Commentary" ist eine Kooperation von trend.at und der Managementberatung Horváth. Die bisher erschienen Beiträge finden Sie zusammengefasst im Thema "Management Commentary".

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