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Finanzkonjunktur lebt auf: Banken dank Zinswende im Steigflug

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Frank Schindera, Partner der Managementberatung Horváth in Stuttgart.

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Während die produzierende Wirtschaft mit schwächelnder Nachfrage und zunehmenden Lieferkettenproblemen kämpft, erfreut sich die Finanzbranche aktuell überaus guter Ergebnisse. Banken und Kreditinstitute profitieren im Geschäftsjahr 2023 von bis zu zehn Prozent höheren Zinseinkünften. Hinzu kommen plus fünf Prozent an Provisionen und Gebühreneinnahmen. Auch für das kommende Jahr sind die Aussichten positiv.

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Für 2023 rechnen die Finanzinstitute durchgehend mit Gewinnsteigerungen. Das erfreuliche Wachstum wird sich auch 2024 fortsetzen, aber nicht mehr in derselben Dynamik. Im Immobiliengeschäft werden keine relevanten Ausfälle erwartet, auch die Risikovorsorge wird unverändert moderat kalkuliert, da in den Vorjahren bereits ein Puffer für mehr Flexibilität angelegt wurde. Das geht aus einer Horváth-Studie 1) hervor, für die über 80 Vorstandsmitglieder von Kreditinstituten und anderen Finanzdienstleistern in der DACH-Region befragt wurden.

Die Institute rechnen für 2023 mit einem Umsatzplus im Schnitt von 7,1 Prozent, für  2024 mit 5,3 Prozent. Die Gewinne werden im nächsten Jahr aufgrund steigender Personal- und Verwaltungskosten etwas schmäler ausfallen. Mittelfristig werden die fehlenden Fachkräfte und steigenden Zinsen auch in der Finanzbranche zu erhöhten Kosten führen. Da rücken neue Preis- und Umsatzmodelle in den Fokus.

Mit Automatisierung gegen Personalmangel

Der Personalmangel führt schon jetzt zu eingeschränkten Öffnungszeiten von Filialen, bis 2030 wird er sich weiter zuspitzen, glauben die befragten Top-Manager im Bankenumfeld. An der weiteren Automatisierung der Branche führt daher kein Weg vorbei – doch auch dafür werden Fachkräfte gebraucht. Immerhin haben die Führungskräfte die Dringlichkeit der Digitalisierung erkannt. Die Automatisierung steht mittlerweile an der Spitze der Managementprioritäten.

Die größten Digitalisierungseffekte sehen Führungskräfte in der Beratung. Acht von zehn befragten Bankmanager sehen zudem enorme Potenziale im Bereich Controlling und Finance. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Potenzial von KI-Anwendungen zur Optimierung von Kosten sowie Preis- und Erlösmodellen. Diese werden aus Sicht der Branchenexperten vor allem die Administration (70%) und den Kundenservice (60% Zustimmung) beeinflussen.

Ganz oben auf der Prioritätenliste steht auch die Internet-Sicherheit (Cyber Security). Viele Institute waren in den vergangenen zwölf Monaten Opfer von Cyberattacken mit gravierenden Folgeschäden. Sowohl Prävention als auch Cyber-Resilienz bleiben also  "Chefsache". Personalthemen rangieren an dritter Stelle, gefolgt von Nachhaltigkeit – wobei gerade letztere Herausforderung lange Schatten auf die gesamte Branche wirft.

Nächste Stufe der Nachhaltigkeit

Die Finanzinstitute haben viel getan und viel dazugelernt, vor allem mit Blick auf die eigene Klimabilanz sowie Erfüllung regulatorischer Vorgaben. Für die nächste Stufe, der Messung und Reduzierung von Emissionen, fehlt es ihnen aber an strategischen Lösungsansätzen. Gründe dafür sind die hohe Komplexität und Unsicherheit in Bezug auf künftige gesetzliche Vorgaben sowie fehlende Daten und mangelnde Transparenz in Bezug auf Kreditnehmer und Fondsanbieter. Da müssen erst eigene praktikable Lösungen entwickelt werden.

Fazit

Banken und Kreditinstitute profitieren aktuell von höheren Zinsen, Provisionen und Gebühreneinnahmen. Die positive Geschäftsentwicklung sollte in den nächsten Monaten dafür genutzt werden, die notwendigen Investitionen in die durchgehende, kundenzentrierte Digitalisierung von Abläufen, Internet-Sicherheit und Nachhaltigkeit voranzutreiben. Zugleich sind Mitarbeiter- und Führungsfragen entscheidend, um die bestmögliche Personalausstattung zu gewährleisten. Denn bei aller Dynamik ist absehbar, dass Wachstum und Gewinnsteigerungen endlich sein werden.

1) Für die Horváth-Studie „Banken und Finanzdienstleister 2023“ wurde eine repräsentative Auswahl an Vorstandsmitgliedern aus Kreditinstituten und weiteren Finanzdienstleistern befragt. Die Stichprobe umfasst über 80 Befragte, mit denen persönliche Tiefeninterviews geführt wurden. Diese fanden im Rahmen der großangelegten internationalen Horváth-Studie „CxO Priorities 2023“ statt, für die insgesamt über 430 Topmanagerinnen und -manager aus 19 Ländern und 13 Branchen befragt wurden.

Die Serie "Management Commentary" ist eine Kooperation von trend.at und der Managementberatung Horváth. Die bisher erschienen Beiträge finden Sie zusammengefasst im Thema "Management Commentary".

Management Commentary

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