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Van der Bellen reagierte auf JJ-Äußerungen zu Israel

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Bundespräsident mahnt "unverrückbare Haltung" zu Israel ein
©APA/APA/MAX SLOVENCIK/MAX SLOVENCIK
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Nach der Aufregung um israelkritische Äußerungen von Song-Contest-Gewinner JJ hat sich am Freitag Bundespräsident Alexander Van der Bellen zu Wort gemeldet. "Ich bin dagegen, eine Einzelperson bzw. einen Künstler für das Verhalten einer Regierung verantwortlich zu machen", zitierte die "Krone" aus einem Statement Van der Bellens. Man müsse aber zwischen der "unverrückbaren Haltung zum Staat Israel" und der Kritik an der Regierung von Benjamin Netanyahu unterscheiden.

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JJ, der bürgerlich Johannes Pietsch heißt, hatte sich in Interviews mit spanischen Medien kritisch zu einer Teilnahme Israels am nächsten Song Contest, der in Österreich stattfinden wird, geäußert. Er sei außerdem enttäuscht, dass Russland aus dem Bewerb ausgeschlossen wurde, Israel aber nicht. Beides seien Aggressoren. Später ruderte JJ zurück und entschuldigte sich, sollten seine Worte missverstanden worden sein. "Obwohl ich die israelische Regierung kritisiere, verurteile ich jegliche Form von Gewalt gegen Zivilisten überall auf der Welt - sei es gegen Israelis oder Palästinenser. Zu diesem Thema werde ich mich nicht weiter äußern."

Van der Bellen sprach sich nun deutlich gegen pauschale Urteile aus, sowohl was den israelischen Staat betrifft als auch gegen Künstler. Es sei essenziell, den Staat Israel zu unterstützen, ohne notwendige Kritik an Regierungshandlungen auszuklammern, hielt er doch laut Medienberichten fest: "Etwas anderes ist das Verhalten der Regierung Netanyahu speziell im Fall Gaza."

Eine scharfe Kritik an Van der Bellen und dessen Reaktion kam am Freitag von Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger. Van der Bellens Äußerung sei "genauso halbseiden wie die Entschuldigung von JJ", sagte Abwerzger zur APA: "Der Bundespräsident ist wieder einmal auf dem linken Auge blind". Es fehle eine klare Verurteilung der "letztklassigen und verwerflichen" Aussagen des Sängers. JJ selbst habe sich "komplett disqualifiziert" und dürfe Österreich "in keiner Art und Weise mehr repräsentieren", forderte Abwerzger, dass der Künstler auch beim nächstjährigen Song Contest hierzulande keine Bühne bekommt. Im Übrigen wunderte sich Tirols FPÖ-Obmann über den "mangelnden Aufschrei in der öffentlichen Debatte in Österreich": "Man stelle sich vor, ein Sänger wie Andreas Gabalier oder gar ein FPÖ-Politiker würde so etwas sagen. Der würde medial und verbal gesteinigt."

JJs Äußerungen hatten am Donnerstag breite Kritik nach sich gezogen. Der ORF betonte in einer Reaktion, dass es sich bei den betreffenden Aussagen um die "Privatmeinung" des Sängers handelt, während die European Broadcasting Union (EBU) als ESC-Veranstalterin darauf verwies, dass man ein Zusammenschluss aus vielen öffentlich-rechtlichen Sendern sei, nicht von Regierungen. Gegenüber globalen Ereignissen sei man nicht immun. Zentral sei, den Bewerb als "universales Event" zu bewahren, "das Verbindung, Diversität durch Musik befördert", so die EBU weiter. "Es ist nicht unsere Aufgabe, zwischen Konflikten Vergleiche zu ziehen."

Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, bezeichnete JJs Äußerungen als "enttäuschend, aber vor allem gefährlich". Israels Botschafter in Österreich, David Roet, bot wiederum ein persönliches Treffen mit JJ an, um mit ihm über diese Themen zu sprechen. "Ich lade ihn herzlich ein, Israel zu besuchen - ich bin sicher, auch Yuval (Anm.: Yuval Raphael, Israels ESC-Teilnehmerin und Überlebende der Hamas-Anschläge vom 7. Oktober 2023) würde sich freuen, ihn zu treffen. Manchmal kann es einen großen Unterschied machen, eine andere Perspektive zu hören." Kritik gab es auch von politischer Seite: "Terror und Antisemitismus haben in unserer freien, pluralistischen Gesellschaft keinen Platz, genauso wenig wie Sympathien dafür", reagierte etwa Alexander Pröll (ÖVP), Staatssekretär für Kampf gegen Antisemitismus.

Bundespräsident Alexander Van der Bellen am Samstag, 22. Februar 2025, während eines Statements nach einem Treffen mit den Parteivorsitzenden von ÖVP, SPÖ, NEOS in der Präsidentschaftskanzlei in Wien.

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