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Ölpreis kann bei Hormuz-Blockade auf 120 Dollar steigen

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Hätte gravierende Folgen für die Weltwirtschaft
©APA/APA/dpa/Federico Gambarini
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Ökonomen warnen vor erheblichen wirtschaftlichen Folgen im Falle einer Blockade der für den Öltransport wichtigen Straße von Hormuz durch den Iran. Der Ölpreis für die Nordseesorte Brent könne dann binnen kurzer Zeit auf 120 Dollar (104 Euro) pro Barrel (159 Liter) klettern, schrieben die Ökonomen Robin Winkler und Marc Schattenberg von Deutsche Bank Research in einer Kundennotiz.

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In Deutschland und der Eurozone würde ein Anstieg dieser Größenordnung die Einfuhrkosten um etwa ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) erhöhen. Das lasse auch die Inflationsrate kurzfristig um etwa einen Prozentpunkt steigen. "Die derzeitige Konjunkturerholung würde abbrechen", warnen die beiden Experten.

Gravierende wirtschaftliche Folgen auch für Österreich

Mit dem Szenario einer länger anhaltenden Schließung der Straße von Hormuz hat sich auch Oxford Economics befasst. Laut einer Simulationsrechnung des britischen Research-Hauses könnte der Ölpreis dabei auf bis zu 130 Dollar emporschnellen. Für Österreich würde dies bedeuten, dass die Inflationsrate bis Ende 2025 auf bis zu 5 Prozent steigt, schätzte Wifo-Ökonom Josef Baumgartner vergangene Woche auf Grundlage der Simulation gegenüber der APA.

19 Mio. Barrel Öl passieren Straße von Hormuz täglich

Angesichts zunehmender Versorgungsängste verteuerte sich Brent-Öl zu Wochenbeginn kurzzeitig um 5,7 Prozent auf 81,40 Dollar (70,69 Euro). Die USA griffen am Wochenende iranische Atomanlagen an. Teheran könnte als Reaktion die Straße von Hormuz blockieren: Durch die Meerenge entlang der Südküste des Irans werden etwa 19 Mio. Barrel Öl täglich transportiert.

Für Volkswirtschaften in Europa und Asien bedeute ein Ölpreisschock einen stärkeren konjunkturellen Gegenwind als für die USA, die seit einem Jahrzehnt ein Netto-Ölexporteur sei. "Doch auch in den USA würde die Inflation in diesem Risikoszenario wieder spürbar anziehen", betonten Winkler und Schattenberg.

Weltwirtschaft könnte kurzfristige Blockade verkraften

Die Auswirkungen eines höheren Ölpreises auf die Weltwirtschaft dürften davon abhängen, wie lange der Rohstoff so teuer bleibt. "Sollten die Preise nur für einige Tage oder auch ein paar Wochen auf dem erhöhten Niveau bleiben und sich der Markt dann beruhigen, wäre die Weltwirtschaft vermutlich ausreichend resilient und würde in der Lage sein, mit dem derzeit moderaten Wachstum fortzufahren", sagte der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank, Cyrus de la Rubia. "Hält der Energiepreisschock jedoch ein halbes Jahr oder länger an, ist mit einer globalen Stagflation oder gar Rezession zu rechnen."

Ein Energiepreisschock dürfte die Zentralbanken vor erhebliche Herausforderungen stellen. Selbst wenn dieses Ereignis die USA und die Eurozone in eine Rezession führen würde, dürften die US-Notenbank Fed und die Europäische Zentralbank (EZB) die Zinsen nur geringfügig senken, "aus Furcht davor, dass sie an Glaubwürdigkeit beim Kampf gegen die Inflation verlieren", sagte de la Rubia.

PULHEIM - DEUTSCHLAND: FOTO: APA/APA/dpa/Federico Gambarini

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