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"Ich habe in der Bezirkskonferenz gesagt, dass ich wieder antreten würde. Würde deswegen, weil im November erst die Kandidatenliste beschlossen wird", sagte Kahr. "Ich denke darüber schon seit Weihnachten nach. Es war eine Bewertung, weil die letzten vier Jahre nicht die einfachsten Jahre waren. Heuer sind es genau 40 Jahre, die ich aktiv mit meiner Partei in der Politik bin. 2021 war meine achte Gemeinderatswahl. Vier Mal war ich bisher schon Spitzenkandidatin", fasste sie zusammen.
Beschlossen habe sie es gemeinsam mit der Familie, und auch der gesundheitliche Aspekt habe eine Rolle gespielt. "Es war ein Für und Wider. Ich bin auch nicht mehr die Jüngste." Gefallen sei die Entscheidung dann schon Anfang Mai. Bekanntgeben wollte sie es schon früher, allerdings sei der Amoklauf in einer Grazer Schule dazwischengekommen, weshalb die Bezirkskonferenz verschoben werden musste. "Daher ist dieses Vakuum entstanden. Es steht keine wahlpolitische Taktik dahinter."
Bestärkt habe sie nicht nur ihre Familie, sondern auch die Bevölkerung und die Genossinnen und Genossen in der Partei. Für den Fall, dass sie wieder gewählt werde, werde sie das Bürgermeisteramt gerne wieder übernehmen. Werde die KPÖ allerdings nicht gestärkt oder verliere gar den ersten Platz, wolle sie an der Spitze der Partei zurücktreten: "Was sicher ist: Wenn wir nicht mehr stärkste Kraft werden, dann höre ich auf", kündigte sie an.
Kahr hatte am 26. September 2021 bei der Kommunalwahl überraschend Langzeitbürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) mit klarem Vorsprung den ersten Platz abgejagt. Die in Graz traditionell starke KPÖ hat 28,84 Prozent der Stimmen erhalten, die ÖVP schaffte nur 25,91 Prozent. Nagl zog die Konsequenzen und trat zurück. Er übergab die Parteispitze an Stadtrat Kurt Hohensinner. Die KPÖ einigte sich mit den Grünen und der SPÖ auf eine Zusammenarbeit im nach Proporz geregelten Stadtsenat. Im Herbst 2026 wird wieder gewählt.
Die KPÖ-geführte Legislaturperiode war für die Stadt eine Zeit mit turbulenten Jahren: Die Nachwehen der Corona-Pandemie sowie die steigende Inflation hinterließen rote Zahlen in den öffentlichen Finanzen der Stadt. Ein strenger Sparkurs musste eingelegt werden, allerdings versuchte die KPÖ weiterhin, für sozial Schwächere Politik zu machen. Aufgrund des Spardrucks wurden einige größere Projekte abgesagt oder aufgeschoben: Von einem zweiten Fußballstadion ist kaum noch eine Rede und selbst die Modernisierung des Stadions in Liebenau dürfte rund 150 Mio. Euro kosten. Die Stadt selbst kann allerdings nur 30 Mio. Euro dafür aufbringen. Eine Bewerbung für die Austragung des 70. Eurovision-Songcontests hatte die Stadtregierung ebenfalls abgesagt, da die Kosten für die Veranstaltung zu hoch seien. Vor einem Monat hatte Kahr wegen des Amoklaufs in einer Grazer Schule schwere Stunden hinter sich zu bringen.