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Das Burgenland erhalte pro Kopf gerechnet die geringsten Gemeinde-Ertragsanteile, ortet Doskozil eine Ungleichbehandlung. Um eine "faire und gerechte" Verteilung zu erreichen, fordert er, diese Frage vom Verfassungsgerichtshof klären zu lassen: "Der VfGH soll die Ertragsanteile einmalig regeln und auf dieser Basis kann dann beim nächsten Mal weiterverhandelt werden."
An diesen will er sich auch wenden, falls bei den Pensionen der Vertrauensschutz verletzt wird - ungeachtet der roten Regierungsbeteiligung auf Bundesebene. Von der Bundes-SPÖ verlangt er auch, in der aktuellen Diskussion über ein höheres Pensionsantrittsalter von 70 Jahren dagegenzuhalten. "Das Antrittsalter zu heben, führt indirekt zu einer faktischen Pensionskürzung", warnte der Landesparteivorsitzende und meinte: "Ich hoffe, die SPÖ beweist dort Rückgrat." Zwar könne man sich das Pensionssystem natürlich anschauen und diskutieren, wie es gerechter gestaltet werden kann. Lediglich über längere Arbeitszeiten und ein höheres Pensionsantrittsalter zu sprechen, dies sei aber die "einfachste Lösung", kritisierte er.
Ähnlich sieht er die Warnung der ÖVP vor Teilzeitarbeit. "Die sind nicht schmähhalber in Teilzeit, das Familienleben lässt sich nicht anders gestalten", verwies er auf Kinderbetreuungspflichten oder die Pflege der Eltern. Oft liege nicht der Wunsch nach Teilzeit vor, sondern die Notwendigkeit, gab er zu bedenken. Den ÖVP-Slogan "Leistung muss sich lohnen" kann er zwar grundsätzlich nachvollziehen, aber: "Die ÖVP legt sich die Argumente so zurecht, wie sie sie braucht."
Im Gesundheitssystem bekräftigt Doskozil seine Position, wonach die Bundesländer die Aufgaben der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) wahrnehmen sollten. Derzeit gebe es zig Gremien: "Das ist so unnötig, die würden wegfallen." Ähnlich wie bei der Bildung sollte es gemeinsame bundesweite Standards geben, auf Landesebene jedoch regional agiert werden können. Immerhin werde man von der Bevölkerung auch dafür politisch bewertet: "Wenn ich dafür verantwortlich gemacht werde, will ich auch verantwortlich sein", forderte Doskozil.
Er kritisierte, dass der Bund die zunehmende Privatisierung im Gesundheitssystem zulässt. Da die öffentliche Hand in den nächsten Jahren weniger Geld zur Verfügung haben wird, werde auch weniger Leistung geboten. Leistungen verschieben sich in den privaten Sektor. Private betreiben Primärversorgungseinheiten aber nur, um Dividende zu machen: "Die wollen Geld verdienen und das muss von der Bevölkerung kommen."
Auch bei den Mieten ortet er eine bedenkliche Entwicklung: "Da kann man als Politiker nicht mehr zuschauen." Das Land könne sich eine Unterstützung für die Mieter auf Dauer nicht leisten, es brauche daher eine "gemeinsame Kraftanstrengung mit den Banken", um Limits zu definieren. Er forderte hier "Kreativität" und will seine Ideen im nächsten halben Jahr vorstellen. "Der gesellschaftliche Zusammenhalt wird schwierig und aufbrechen", da es die Politik nicht schaffe, Antworten zu liefern, monierte er.
Die rot-grüne Zusammenarbeit lobte er auch nach einem halben Jahr in der neuen Landesregierung. Bei der ÖVP hingegen, die nach Jahren in der Opposition gerne mitregiert hätte, ortet Doskozil ein "Führungsvakuum", auch wenn es einzelne "konstruktive Kräfte" gebe. Dies habe sich bei den jüngsten Verhandlungen zum Gemeindepaket gezeigt, meinte er. Insofern sei er "heilfroh" über die damalige Entscheidung, mit den Grünen eine Koalition zu bilden: "Das passt ganz gut. Wir finden Lösungen, auch bei schwierigen Themen."
In der SPÖ Landespartei wird es nach dem Abgang von Landesgeschäftsführerin Jasmin Puchwein bald Unterstützung für den derzeit allein agierenden Kevin Friedl geben. In der ersten Augustwoche wird Puchweins Nachfolger offiziell bekannt gegeben.