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Deutsche Wirtschaft im ersten Quartal stärker gewachsen

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++ ARCHIVBILD ++ Bruttoinlandsprodukt stieg gegenüber dem Vorquartal um 0,4 %
©APA/APA/dpa/Paul Zinken
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Unerwarteter Rückenwind inmitten der Konjunkturflaute: Die kriselnde deutsche Wirtschaft ist im ersten Quartal mit 0,4 Prozent doppelt so stark gewachsen wie zunächst geschätzt. Das teilte das Statistische Bundesamt Destatis mit. Steigende Exporte und höhere Konsumausgaben sorgten für Auftrieb beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) zum Vorquartal.

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Grund für das höhere Wachstum sei die "überraschend gute konjunkturelle Entwicklung im März", erläuterte Destatis-Präsidentin Ruth Brand. In einer ersten Schätzung war die deutsche Behörde noch von einem Plus von 0,2 Prozent ausgegangen. "Vor allem die Produktion im Verarbeitenden Gewerbe sowie die Exporte entwickelten sich besser als zunächst angenommen", sagte Brand.

Besonders die Exporte, etwa von Autos und Arzneien, stützten im ersten Quartal die Wirtschaft. "Vorzieheffekte im schwelenden Handelskonflikt mit den USA dürften daher zu der positiven Entwicklung beigetragen haben", schrieben die Statistiker.

Die privaten Konsumausgaben stiegen zudem um 0,5 Prozent zum Vorquartal. Mit der abflauenden Inflation und deutlich gestiegenen Löhnen in einigen Branchen haben viele Menschen mehr Geld in der Tasche. Auch wuchsen die Investitionen sowohl in Bauten (plus 0,5 Prozent) als auch in Ausrüstungen (plus 0,7 Prozent).

Zuletzt hatten sich die positiven Nachrichten zur deutschen Wirtschaft gemehrt. In der Industrie sorgen steigende Auftragszahlen für etwas mehr Zuversicht und die Stimmung in der Wirtschaft hellt sich auf: Im Mai stieg der Ifo-Index den fünften Monat in Folge. Nach Einschätzung von Ifo-Präsident Clemens Fuest fasst die deutsche Wirtschaft langsam wieder Tritt.

Den zarten Aufschwung zu Jahresbeginn hatten viele Ökonomen erwartet. Mit der sprunghaften Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump haben sich die Aussichten für die exportstarke deutsche Industrie jedoch deutlich verschlechtert. Trotz des Hoffnungsschimmers zum Jahresbeginn droht der deutschen Wirtschaft 2025 somit das dritte Jahr ohne Wachstum in Folge - das gab es noch nie in der Geschichte der Bundesrepublik.

Zwar hat Trump manche Aufschläge auf Importe in die USA vorerst ausgesetzt. Doch mit dem allgemeinen Basiszoll von 10 Prozent bleibt das Niveau hoch, zudem haben die USA Einfuhren etwa von Autos und Stahl verteuert.

Die Prognosen für die deutsche Wirtschaft wurden zuletzt reihenweise gesenkt. Der deutsche Sachverständigenrat ("Wirtschaftsweise") erwartet 2025 nur noch eine Stagnation der heimischen Wirtschaft - ebenso wie der Internationale Währungsfonds (IWF) und die EU-Kommission.

2026 könnte wieder etwas Wachstum bringen: Der Sachverständigenrat rechnet dann mit einem Plus von 1,0 Prozent. Die geplanten Milliardenausgaben des Bundes für Verteidigung und Infrastruktur dürften nach Einschätzung von Ökonomen die Wirtschaft ankurbeln.

Eine Entspannung im Zollstreit mit den USA und Reformen könnte die Wirtschaft zudem in Schwung bringen. Der deutsche Finanzminister Lars Klingbeil (SPD) sah zuletzt nach Gesprächen im Kreis der sieben großen Industriestaaten (G7) positive Signale im Zollstreit.

Die Wirtschaft setzt darüber hinaus auf Reformen der neuen deutschen Bundesregierung. Das Bundeskabinett wird nach Worten von Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) bis Mitte Juli ein erstes Entlastungspaket für Unternehmen auf den Weg bringen. Enthalten sein sollen demnach eine Senkung der Stromsteuer und erste Arbeitsmarktreformen.

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