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Wie es bei Red Bull nach Dietrich Mateschitz weitergeht: 3 neue Manager als Chefs

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Mark Mateschitz mit Vater Dietrich Mateschitz (Juli 2020)

Mark Mateschitz mit Vater Dietrich Mateschitz (Juli 2020).

©APA/Barbara Gindl
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Mit dem Tage seines Todes haben zwei langjährige Mateschitz-Vertraute die Geschäftsführung in der Distribution & Marketing GmbH übernommen. Mark Mateschitz, Sohn des kürzlich verstorbenen Red Bull-Gründers Dietrich Mateschitz, hat ein neues Führungsteam angekündigt. Die Leitung des Red Bull-Konzerns übernimmt nun ein dreiköpfiges Management.

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Die Story von Red Bull und des Gründers Dietrich Mateschitz ist in Österreich einzigartig. Umso gewichtiger ist die Frage, wer Mateschitz nach seinem Tod ersetzen kann.

Dietrich Mateschitz konnte angesichts seines Erfolgs, den er nach dem Getränkebereich eindrucksvoll auch im Sport wiederholte, zuletzt fast schalten und walten, wie er wollte, obwohl er nur 49 Prozent der Anteile an der Red Bull GmbH hielt. Diese Sonderposition konnte er nicht vererben. Jeder oder jede Neue brauchte den Sanktus der Mehrheitseigentümer, der thailändischen Industriellenfamilie Yoovidhya. „Es gab keine Nebenabreden, deshalb bestimmten nach Mateschitzs Tod die Thailänder“, sagt eine Red Bull nahe Wirtschaftsgröße zum „trend“.

Der Industriellenfamilie Yoovidhya – deren Holding TC Agro Trading ebenfalls 49 Prozent am Energydrink-Erzeuger hält, Clan-Oberhaupt Chalerm Yoovidhya weitere 2 Prozent – kam also die entscheidende Rolle in der Nachfolge und weiteren Ausrichtung des Konzerns zu. Über den neuen CEO von Red Bull wird der thailändische Haupteigentümer maßgeblich entscheiden.

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Entscheidend in der Red-Bull-Nachfolge: Chalerm Yoovidhya, Clanchef der thailändischen Mehrheitseigentümer.

© imago sportfotodienst

Die Familie Yoovidhya hat Red Bull quasi erfunden, das Urgetränk „Krating Daeng“ wird von Chalerms Bruder Saravoot Yoovidhya sowohl am Heimmarkt gepusht als auch in China, wo laut „Bangkok Post“ eine Fabrik mit einer Kapazität von 1,4 Milliarden Dosen pro Jahr errichtet werden soll. So soll der Umsatz der TC Pharma bis 2024 auf 2,4 Milliarden Euro verdoppelt werden. Zum Vergleich: Red Bull setzte zuletzt 7,8 Milliarden Euro um.

Nicht in Frage für die Nachfolge kommt Chalerms Sohn Vorayuth, der 2012 in Bangkok mit seinem Ferrari einen Polizisten zu Tode gefahren haben soll und sich seitdem dem Zugriff der Strafverfolgungsbehörden entzieht. Die mehrmals geänderte Anklage verjährt 2027.

Neuaufstellung des Managements

Viel wurde über Sideletters zwischen den Red-Bull-Eigentümern spekuliert. Am Freitag, dem 4. November 2022 wurde schließlich die Neuaufstellung des Red Bull Konzernmanagements öffentlich bekanntgegeben. Mark Mateschitz, der Sohn des am 22. Oktober verstorbenen Dietrich Mateschitz, erklärte in einer Aussendung, die künftige Führung des Unternehmens.

Demnach stehen von nun an drei Manager an der Spitze des Konzerns. Entsprechend der Geschäftsbereiche wird ihre Entscheidungsgewalt aufgeteilt: Franz Watzlawick wird als CEO Beverage Business für das Kerngeschäft Red Bull für die Produktion, Absatz und Vermarktung der Getränke zuständig sein, Alexander Kirchmayr wird als CFO neuer Finanzchef im Konzern und Oliver Mintzlaff leitet künftig als CEO Corporate Projects und Investments die Sportdivision des Konzerns. "Franz, Alexander und Oliver waren unser Wunschteam", schrieb Mateschitz an die Red Bull-Belegschaft. Marcus Weber wird als CMO Beverage Business außerdem weiterhin die Verantwortung für das globale Beverage Marketing tragen.

Mark Mateschitz wird selbst keine operative Funktion im Management des Red Bull Konzerns übernehmen und sich aus dem operativen Geschäft zurückziehen. Zumindest vorläufig will er sich rein auf die Rolle des Gesellschafters von Red Bull beschränken. Mit Beginn des Jahres 2022 ist Mark Mateschitz in den Vorstand der Red-Bull-Stiftung Wings for Life - Stiftungszweck: Rückenmarksforschung - eingerückt, wo er neben seiner Mutter Anita Gerhardter und Heinz Kinigadner sitzt.

Der 30-jährige Sohn des verstorbenen Dietrich Mateschitz hat gleichzeitig auch seine Rolle als Head of Organics by Red Bull niedergelegt. "Die Entscheidung ist mir schwergefallen, weil die Organics by Red Bull ein Herzensprojekt von mir sind. Aber ich halte nichts davon, sowohl Angestellter als auch Gesellschafter in der gleichen Unternehmung zu sein. Ich werde mich auf meine Rolle als Gesellschafter konzentrieren, werde sie so interpretieren und mich so einbringen, wie ich das für sinnvoll und nötig erachte", so Mateschitz in der Aussendung an die Red Bull-Belegschaft.

Sportmanager im Machtzentrum

Der deutsche Red-Bull-Manager Oliver Mintzlaff (geb. 1975) stößt neu in die Geschäftsführung und ins Machtzentrum des Konzern hinzu. Mintzlaff war zuletzt unumschränkter Vorstandsvorsitzender beim Fußballklub RasenBall (RB) Leipzig, eine Rolle, die er zum 15. November 2022 niederlegen wird. Der Manager, selbst ehemaliger Leichtathlet, wird im Red Bull-Konzern sämtliche sportlichen Projekte übernehmen. Er wird somit Chef der beiden Fußball-Profiklubs Red Bull Salzburg und RasenBall Leipzig, der Profi-Eishockey-Klubs in Salzburg und München, der Formel-1-Teams und den anderen sportlichen Projekten im Red-Bull-Konzern.

Mintzlaff soll zudem die Führung des von Mateschitz gegründeten Fernsehsenders Servus TV übernehmen. Seit 2014 ist er Vorstandsvorsitzender von RB Leipzig. Er gilt als enger Vertrauter des verstorbenen Dietrich Mateschitz. Zuletzt wurde der Rheinländer für seine Entscheidungen und Bestellungen von Cheftrainern bei Red Bull Leipzig massiv kritisiert. Kritiker warfen ihm sogar massive Fehlentscheidungen vor, worauf Mintzlaff zum Teil sehr dünnhäutig in Fernsehinterviews reagiert hatte.

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Der Deutsche Oliver Mintzlaff wird der starke Mann im Sportmanagement bei Red Bull.

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Die Entscheidung, wer die Geschäfte in seiner zentralen Firma Distribution & Marketing GmbH führt, traf Dietrich Mateschitz noch selbst. Wie aus einem neuen Firmenbucheintrag hervorgeht, verfügte der am 22. Oktober verstorbene Red Bull Gründer am 26. August, dass „mit Wirkung zum Tag seines Todes“ seine langjährigen Red-Bull-Prokuristen Volker Viechtbauer, für Recht und Personal zuständig, und Finanzchef Walter Bachinger die Geschäfte bei der Distribution & Marketing GmbH übernehmen. Viechtbauer und Bachinger waren jeweils über 20 Jahre für den Red-Bull-Gründer tätig und bekleiden je über 20 Funktionen in dessen Beteiligungsreich.

Die Distribution & Marketing GmbH hält Mateschitz’ 49-Prozent-Anteil an Red Bull, sie weist inklusive Gewinnvorträgen per Ende 2020 einen Bilanzgewinn von unglaublichen 3,34 Milliarden Euro auf. Alleine der Jahresgewinn 2020 betrug 605 Millionen Euro.

Die Bestellung des dreiköpfigen Vorstandsteams von Red Bull wurde auch vom thailändischen Haupteigentümer, der Industriellenfamilie Yoovidhya abgesegnet.

Die Änderungen in der Privatstiftung

Schon als sich der Gesundheitszustand von Dietrich Mateschitz im Sommer 2022 verschlechterte, gab es erste Nachjustierungen im Gesamtgefüge. Knapp zwei Monate vor seinem Tod, am 26. August, begab sich sein Notar in die Wilhelm-Spazier-Straße 7a in Salzburg, direkt am Hangar 7. Es ging um die Änderung einer Stiftungsurkunde der „Kunst und Kultur DM Privatstiftung“, die früher „Quo vadis veritas Privatstiftung“ hieß und unter anderem das 2020 eingestellte Medienprojekt „Addendum“ finanzierte. Stifter sind Mateschitz und die Servus Medien GmbH.

Geändert wurde der Stiftungszweck, zu Zielen wie staatsbürgerliche Bildung, Heimatkunde und Völkerverständigung wurde auch der Sport explizit als Zweck des gemeinnützigen Vehikels festgehalten. Damit könnte Vorsorge getroffen worden sein, dass Aktivitäten, die nicht mehr in die künftige Ausrichtung des Unternehmens passen, weiter finanziert werden - als eine Art Vermächtnis von Mateschitz. Töchter der Red Bull GmbH sind u.a. die Red Bull Media House GmbH (100%) oder die RasenballSport Leipzig GmbH (99%).

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Screenshot: Stiftungszweck des Unternehmens

© Compass

Langjährige Weggefährten im Top-Management

Weiters sollte der Stiftungsvorstand nun für fünf Jahre - bisher: ein Jahr - bestellt werden; und zugleich wurde ein neues Vorstandsmitglied neben Mateschitz und seinen langjährigen Getreuen Volker Viechtbauer und Walter Bachinger bestellt: Heimo Quaderer, Investmentberater mit Sitz in Liechtenstein. Quaderer sitzt auch im Verwaltungsrat von Mateschitz’ letzter Mediengründung, dem Magazin „Pragmaticus“. Die Dokumente, im Firmenbuch hinterlegt, tragen Mateschitz’ Unterschrift.

Notariatsakte sind eine der Hauptquellen in der Red-Bull-Geschichte, denn der Energydrinkkonzern gilt seit jeher als extrem verschwiegen, wenn es um Unternehmensinterna geht.

Operativ sind die Strukturen und Personen so aufgesetzt, dass fürs Erste Business as usual gewährleistet ist. Das Topmanagement der Red Bull GmbH ist teilweise über Jahrzehnte mitgewachsen, die Urgesteine kommen wohl höchstens als Übergangslösungen Frage: Rudolf Theierl, wie Mateschitz vor Red Bull in den 1980er Jahren bei Blendax tätig und zuletzt vor allem in Red-Bull-Sportfunktionen engagiert, ist 72; Roland Concin, der seit Langem Produktion, Einkauf und Logistik steuert, 70. Daneben gibt es die in der Öffentlichkeit kaum sichtbaren Volker Viechtbauer (57), für Recht und Personal zuständig, sowie Finanzchef Walter Bachinger (55).

Zuletzt kamen mit dem früheren Red-Bull-Deutschlandchef Franz Watzlawick (55), der seit 2018 den weltweiten Vertrieb leitet, und Alexander Kirchmayr (51), seit Jahresbeginn 2022 „operativer Finanzchef“, auch zwei neue Gesichter dazu.

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Unternehmensstruktur der Red Bull GmbH

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