Biogas: Energiewende ohne Tausch der Gasheizung

Die Unterschiede alternativer Heizungssysteme wie Biogas, Wärmepumpe, Pelletsheizung, Fernwärme und Infrarot und welche Förderungen es gibt. Wie Biogas funktioniert und die Anbieter in Österreich.

Thema: Nachhaltigkeit
Biogas: Energiewende ohne Tausch der Gasheizung

Förderungen für Biogas sind in Österreich nicht geplant, Innovationen und Investitionen laufen daher nur langsam an.

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Viele, die mit Gas heizen, stellen sich schon auf ein teures Umrüstung auf ein alternatives Heizsystem etwa mit Pellets ein. Plant die österreichische Regierung doch das Land bis 2040 klimaneutral zu machen. Umweltschädliches Heizen mit Erdgas soll danach unter anderem nicht mehr erlaubt sein. Massiv befeuert wird der Trend durch die drohende Gasknappheit infolge des Ukraine-Krieges.

Gasheizung Tausch: So viele sind betroffen

Knapp eine Million Haushalte heizt mit Gas. Fast ein Viertel des gesamten Gasverbrauches geht auf die Heizung von Raumwärme zurück. Das entspricht 22 Prozent des Energieverbrauchs in Österreich (siehe Grafik). Die meisten Gasheizungen gibt es in Wien, gefolgt von Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark.

Mehr als ein Viertel des österreichischen Energiebedarfs wird derzeit noch mit fossilem Gas gedeckt.

Diese Förderungen gibt es für den Wechsel auf eine alternative Heizung?

In wenigen Jahren wird der Tausch von Gasheizung zu alternativen Heizsystem Pflicht.
Ein Überblick über die aktuellen Förderungen:


Wann welche Verbote für Heizungen wie das Verbot von Gasheizung in Österreich geplant sind

Verbot von Gasheizung in Österreich ab 2040

Bereits ab dem Jahr 2023 dürfen in Neubauten laut Regierungsentwurf keine Gasheizungen mehr verbaut werden. Spätestens 2040 müssen alle Gasheizungen durch alternative Heizungen ersetzt werden. Der Entwurf der Regierung wurde im Juni 2022 durch das Klimaschutzministerium in Begutachtung geschickt und soll rasch beschlossen werden.

Kohle- und Ölheizung ab dem Jahr 2035 verboten

Kohle-, Öl- und Gasheizungen sollen schrittweise verboten werden. Das Erneuerbaren-Wärme-Gesetz sieht vor, dass ab 2023 kaputte Öl- und Kohleheizungen durch erneuerbare Heizsysteme ersetzt werden müssen. Ab 2025 beginnt der verbindliche Tausch besonders alter Öl- und Kohleheizungen. Endgültig Schluss mit Heizungen, die mit Kohle oder Öl befeuert werden, wird 2035 sein. Ab dann müssen verpflichtend alle Öl- und Kohleheizungen durch erneuerbare Heizsysteme ersetzt worden sein.


Alternative zur Gasheizung in Österreich

Wärmepumpe: Effiziente Alternative zu Gasheizung

Eine Wärmepumpe funktioniert recht simpel: Sie wandelt die thermische Energie entweder der Luft, des Erdreiches oder des Grundwassers in Heizungswärme um. Wer den Strom, der zum Betrieb der Wärmepumpe nötig ist, kann über eine Photovoltaik-Anlage gewonnen werden. Mit einer Wärmepumpe kann man nicht nur heizen, sondern auch im Sommer die Wohnung kühlen. Dazu wird die Funktion der Wärmepumpe umgedreht: Die Wärme der Räume wird aufgenommen und an die Umwelt abgegeben. Wärmepumpen können sowohl Heizwärme als auch Warmwasser erzeugen.

Heizen mit Holz gilt als besonders nachhaltig. Doch es gibt auch Kritik: Mittlerweile wird so viel Holz als Brennstoff benötigt, dass dadurch weltweit Wälder gerodet werden müssen..

Pelletsheizung: Heizen mit Holz

Das Heizen mit Holz ist trotz Verbrennung CO2-neutral, weil nur so viel CO2 in die Luft gelangt, wie der Baum auch beim natürlichen Verrotten ausgestoßen hätte. Der Staat fördert zwar die Anschaffung einer Pelletsanlage, diese ist dennoch relativ kostspielig. Insgesamt gilt sowohl die Umwelt- als auch die Energiebilanz als gut. Bei der Verbrennung wird nur so viel Kohlendioxid abgegeben, wie der Baum zuvor während seines Wachstums aufgenommen hat – und wie er es auch dann abgeben würde, wenn er einfach im Wald verrottet. Doch wenn mehr Holz geschlagen und verbrannt wird, als durch entsprechende Aufforstung wieder nachwächst, ist die CO2-Bilanz nicht mehr positiv. Wenn riesige Waldgebiete in Nord- und Osteuropa und Nordamerika abgeholzt und nur unzureichend wieder aufgeforstet werden, sind Holzpellets alles andere als ein nachhaltiger Energieträger. Der Holzeinschlag in den Ländern der EU hat sich drastisch erhöht: Von 2016 bis 2018 wurden fast um die Hälfte mehr Bäume gefällt als von 2011 bis 2015. Das meiste Holz stammt für Pellets stammt jedoch aus Sägewerken der heimischen Möbelindustrie. Aktuell gibt es zwar keine Förderungen für die Installation von Pelletsheizungen Sollte es aber wieder welche geben, finden Sie Informationen zur Pelletsheizung-Förderung dazu auf der Webseite von Propellets.at

Fernwärme: Heizen ohne eigene Heizung

Wer eine alte Gasheizung unkompliziert austauschen will, für den kann eine Fernwärmeheizung eine gute Lösung sein. Dazu wird die Heizung an ein regionales Fernwärmenetz angeschlossen. Man erhält dadurch von einer zentralen Stelle wie von einem städtischen Heizkraftwerk oder einer nahen Fabrik warmes Heizwasser, das die eigenen Heizkörper erwärmt. Die Energie für die Fernwärme stammt dabei mitunter meist jedoch auch aus Gas.

Kombi: Heizen mit Gas- und Solarenergie

Will man die Gasheizung nicht komplett ersetzen, ist eine Gas-Hybridheizung eine gute Möglichkeit. Dabei wird ein Teil des Wärmebedarfs durch die Gasheizung gedeckt, während eine weitere Heizquelle zusätzlich Wärme spendet. Beliebt ist hier die Kombination von Gasheizung und Solaranlage, da ein mitunter beträchtlicher Teil des Energiebedarfs durch eine umweltfreundliche Photovoltaikanlage gedeckt werden kann. Eine solche Solarthermie kann zudem nicht nur Wärme, sondern auch Strom produzieren.

Infrarotheizung: Strom statt Gas

Die Infrarotheizung wird mit Strom betrieben. Geheizt wird mit Heizpaneelen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Heizungs-Alternativen erwärmen Infrarotheizungen nicht die Umgebungsluft, sondern Gegenstände, Wände und Böden und nicht die Luft. Daher werden sie meist an einer Wand oder Decke angebracht. Das hat den Vorteil, dass die Wärme länger gespeichert werden kann und auch keine unangenehme Luftzirkulation entsteht. Allerdings müssen für den Verbau einer Infrarotheizung die passenden Bedingungen im Raum gegeben sein. Die Anschaffungskosten sind gering und es gibt staatliche Förderung dafür.

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Biogas macht Tausch der Gasheizung überflüssig

"Eine Gasheizung gegen eine alternative Heizquelle zu tauschen, ist nicht nötig", meint Michael Mock, Geschäftsführer des Verbandes der Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen (FGW). Es würde nämlich reichen, in die bestehenden Anlagen Biogas einzuspeisen. „Erneuerbares Gas hat zu 100 Prozent die gleiche chemische Zusammensetzung wie Erdgas“, so die Begründung des Gasexperten. Ebenso kann Wasserstoff in Gasheizung eingespeist werden, wenn das technisch auch ein komplexerer Vorgang ist und daher nur für Industrienanlagen geeignet ist. Von beiden alternativen Energiequellen können jedoch schon jetzt zehn Prozent des Brennstoffes problemlos in eine Gasheizanlage beigemischt werden.

Das bedeutet das Logo „Green Gas ready“ bei Gasheizungen

Wie Studien belegen, ist auch die Qualität des Gases mit jener des Erdgases vergleichbar. Mock: „Mit grünem Gas ist die Energiewende für Besitzer von Gasheizungen am einfachsten zu schaffen.“ Eine neue Heizung ist damit nicht nötig. „Die gängigen neuen Gasthermen sind sowohl für den Betrieb mit Erdgas als auch mit erneuerbarem Biomethan oder Wasserstoff ausgelegt", so der Experte. Geräte, die den sogenannten ÖVGW- Normen entsprechenden, dürfen seit Anfang des Vorjahres auch den Sticker „green-gas-ready“ tragen. Die Energiewende in Form von alternativem Gas soll laut Vertretern der Gaswirtschaft schrittweise stattfinden. Die eingespeisten Mengen an erneuerbaren Gasen und Wasserstoff wird langsam angehoben. „Kunden werden nicht einmal merken, wenn sie mit grünem Gas ihre Gasheizung betreiben oder Warmwasser aufbereiten“, sagt Michael Haselauer, Präsident von der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW).

Industrie kann in Gasheizungen Wasserstoff einspeisen

Nicht nur die Heizanlagen von Wohnhäusern können mit Biogas ausgestattet werden. Gleiches ist auch für Anwendungen in der Industrie möglich. „Große Unternehmen wie die Voest dürften beim Betrieb ihrer Prozesse aber komplett auf die Einspeisung von Wasserstoff umsteigen“, prognostiziert Mock.

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Biogas-Heizung- woraus die grüne Alternative besteht

Die Grundstoffe für das dafür nötige Biomethan sind vielfältig und reichen vom Bioabfall über jenem von Holz bis zu tierischen Ausscheidungen und Klärschlamm. „Biogas kann aber auch vollko


Gase aus erneuerbaren Quellen im Überblick

  • Biomethan auf Basis von Biogas, Deponiegas, Klärgas, Holzgas oder sonstigen Ursprungs
  • Wasserstoff erzeugt mittels Strom aus erneuerbaren Energiequellen
  • Synthetisches Gas auf Basis erneuerbarer Energieträger
  • Andere erneuerbare Gase


Große Mengen Biogas für die Industrie könnte problemlos über die bestehenden Gasleitungen importiert werden

Mock, Chef des Verbandes der Fachverband der Gasunternehmungen (FGW)

Die technischen Vorteile von Biogas

Einer der Vorteile von Speichergas: Es kann praktisch verlustfrei transportiert werden. „Beim Transport von Biomethan kommt es auch nicht wie beim Strom zu Streitigkeiten mit Umweltschützern gegen geplante 360 kV-Hochspannungsleitungen. Gas fließt unterirdisch“ wirbt Mock für erneuerbares Gas.

Forschungsprojekt mit Austro-Beteiligung

Derzeit betreibt die RAG Austria, das größte Gasspeicherunternehmen Österreichs, gemeinsam mit nationalen und internationalen Partnern ein Wasserstoff-Projekt. Aus Sonne und Wind soll künftig in der Ukraine Wasserstoff hergestellt und für den saisonalen Bedarf in Österreich und Bayern gespeichert werden. „Dieses Infrastrukturprojekt ist nötig, um die Energieversorgung in Europa in Zukunft zu sichern“, sagt Markus Mitteregger, CEO der RAG Austria AG. Von dort aus kann das grüne Gas durch die bestehenden Gaspipelines nach Österreich fließen. Weitere Informationen zu Kooperation mit liquidem Biogas der RAG finden Sie hier.

Könnte der gesamte Gasbedarf in Österreich mit alternativem Gas ersetzt werden?

Der gesamte Bedarf könnte jedoch nicht durch heimisches Biogas gedeckt werden. Für die Menge Gas, die sämtliche privaten Haushalte in Österreich benötigen, das sind je nach Witterung pro Jahr etwa 1,3 bis 1,5 Milliarden Kubikmeter Gas, könnte die Produktion von grünem Gas locker im Inland erzeugt werden, schätzt Mock. Um aber auch den Bedarf an erneuerbarem Gas für die Industrie zu decken, das wären um rund fünf Milliarden Kubikmeter mehr, wird jedoch deutlich mehr vom ökologisch einwandfreien Gas benötigt. „Dieses könnte jedoch problemlos über die bestehenden Gasleitungen in großen Mengen importiert werden“, so der Experte.


Mit Sonnenenergie aus Afrika könnte der Wasserstoffbedarf in Europa 100 Mal gedeckt werden

Mock

Afrika: Dort könnte der Wasserstoff für Gasheizungen in Europa kommen

In Deutschland lotet die Regierung das Potenzial für den Import von Ökostrom, der in Wasserstoff oder Biogas, das umgewandelt werden soll in Afrika und anderen Ländern, in denen günstig produziert werden kann, aus und auch wie es nach Europa transportiert werden kann. So könnte etwa in Westafrika Sonnenenergie für die Umwandlung in Wasserstoff erzeugt werden. „Damit könnte der Wasserstoffbedarf in Europa 100 Mal gedeckt werden“, so Gasexperte Mock. Ein Projekt, dessen Umsetzung nach Schätzungen des Gasverbandes allerdings rund 20 Jahre in Anspruch nehmen dürfte. Dafür müsste man zunächst allerdings in den jeweiligen Ländern in die Infrastruktur für alternative Stromerzeugung investieren.


Die österreichischen Anbieter von Biogas

Schon jetzt können umweltbewusste Kunden grünes Gas in ihr Gasheizsystem einspeisen lassen.

Zu den Gasversorger, die auch Biogas mit entsprechenden Tarifen anbieten, zählen

Laut österreichischem Kompost & Biogas Verband, dieser vertritt alle Biogasanlagenbetreiber, sind derzeit etwa 300 Biogasanlagen in Betrieb. Die meisten befinden sich in Nieder- und Oberösterreich und der Steiermark.



Die heimische Gaswirtschaft ist bereit, sofort mit der Umstellung der Gasversorgung auf Biogas zu beginnen

Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme (FGW)

Förderung und Abnahmegarantien als Anreiz gefordert
Um den Absatz von Biogas in Gang zu bringen, „brauchen wir nicht nur eine Strom-, sondern auch eine Gaswende“, so Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme (FGW). Die heimische Gaswirtschaft ist bereit, sofort mit der Umstellung der Gasversorgung auf Biogas zu beginnen. „Was wir jetzt brauchen, sind Anreize zur Förderung von grünem Gas. Technologieverbote dagegen bremsen Innovationen. Weinelt wünscht sich deshalb nicht nur ein Ökostromgesetz, sondern auch ein Ökogasgesetz. Doch ein solches ist derzeit nicht absehbar und damit wohl ebenso wenig, dass sich alternatives Gas tatsächlich großflächig durchsetzen wird.

Take Aways
  • Diese Verbote für fossile Heizsysteme sind geplant
  • Ab dem Jahr 2023 dürfen in Neubauten laut Regierungsentwurf keine Gasheizungen mehr verbaut werden.
  • Spätestens 2040 müssen alle Gasheizungen durch alternative Heizungen ersetzt werden.
  • Ab 2023 dürfen kaputte Öl- und Kohleheizungen nur noch durch erneuerbare Heizsysteme ersetzt werden.
  • Ab 2025 beginnt der verbindliche Tausch besonders alter Öl- und Kohleheizungen.
  • Endgültig Schluss mit Heizungen, die mit Kohle oder Öl befeuert werden, wird 2035 sein. Ab dann müssen verpflichtend alle Öl- und Kohleheizungen durch erneuerbare Heizsysteme ersetzt worden sein.
  • Fossiles Gas in der Heizung durch Biogas ersetzen: So funktioniert es
  • Erdgas kann durch Biomethan und Wasserstoff ersetzt werden, denn erneuerbares Gas hat die gleiche chemische Zusammensetzung wie Erdgas.
  • Für die Erzeugung von grünem Gas kann Bioabfall, tierischer Abfall, Klärschlamm oder Holzabfall verwendet werden.
  • Bestehende Gasheizung müssten nicht ersetzt werden, Ökogas kann in den bestehenden Leitungen transportiert werden.
  • Ein großflächiger Einsatz erfordert allerdings den Aufbau einer Infrastruktur.
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Kommentar
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