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Biogas: Energiewende ohne Tausch der Gasheizung

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Biogas: Energiewende ohne Tausch der Gasheizung
Förderungen für Biogas sind in Österreich nicht geplant, Innovationen und Investitionen laufen daher nur langsam an.©iStock
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Die Unterschiede alternativer Heizungssysteme wie Biogas, Wärmepumpe, Pelletsheizung, Fernwärme und Infrarot und welche Förderungen es gibt. Wie Biogas funktioniert und die Anbieter in Österreich.

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Gasheizung Tausch: Eine Million Haushalte betroffen

In Österreich heizen noch knapp eine Million Haushalte mit Gas. Fast ein Viertel des gesamten Gasverbrauches geht auf die Heizung von Raumwärme zurück. Das entspricht 22 Prozent des Energieverbrauchs in Österreich (siehe Grafik). Die meisten Gasheizungen gibt es in Wien, gefolgt von Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark.

Kohle-, Öl- und Gasheizungen sollen schrittweise verboten werden. Das Erneuerbaren-Wärme-Gesetz sieht vor, dass ab 2023 Öl- und Kohleheizungen durch erneuerbare Heizsysteme ersetzt werden müssen. Ab 2025 beginnt der verbindliche Tausch besonders alter Öl- und Kohleheizungen. Endgültig Schluss mit Heizungen, die mit Kohle oder Öl befeuert werden, wird 2035 sein. Ab dann müssen verpflichtend alle Öl- und Kohleheizungen durch erneuerbare Heizsysteme ersetzt worden sein.

Seit 2023 dürfen in Neubauten auch keine Gasheizungen mehr verbaut werden. Spätestens 2040 müssen alle Gasheizungen durch alternative Heizungen ersetzt werden.

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Mehr als ein Viertel des österreichischen Energiebedarfs wird derzeit noch mit fossilem Gas gedeckt.

© ÖVWG

Förderungen für den Wechsel auf eine alternative Heizung

Alternativen zur Gasheizung in Österreich

Das Ziel "Klimaneutralität bis 2040" bringt viele Haushalte dazu, eine Umstellung auf ein alternatives Heizsystem, etwa mit Wärmepumpe oder Pellets zu prüfen. Erdgas-Heizungen sollen danach in Österreich nicht mehr erlaubt sein.

Wärmepumpe: Effiziente Alternative zu Gasheizung

Eine Wärmepumpe funktioniert recht simpel: Sie wandelt die thermische Energie entweder der Luft, des Erdreiches oder des Grundwassers in Heizungswärme um. Wer den Strom, der zum Betrieb der Wärmepumpe nötig ist, kann über eine Photovoltaik-Anlage gewonnen werden. Mit einer Wärmepumpe kann man nicht nur heizen, sondern auch im Sommer die Wohnung kühlen. Dazu wird die Funktion der Wärmepumpe umgedreht: Die Wärme der Räume wird aufgenommen und an die Umwelt abgegeben. Wärmepumpen können sowohl Heizwärme als auch Warmwasser erzeugen.

Pelletsheizung: Heizen mit Holz

Das Heizen mit Holz ist trotz Verbrennung CO2-neutral, weil nur so viel CO2 in die Luft gelangt, wie der Baum auch beim natürlichen Verrotten ausgestoßen hätte. Der Staat fördert zwar die Anschaffung von Pelletsanlagen, diese sind dennoch relativ kostspielig.

Insgesamt ist bei Pelletsanlagen sowohl die Umwelt- als auch die Energiebilanz gut. Zumal Pellets in der Regel aus gepressten Sägespänen bestehen, die bei der Holzverarbeitung als Abfall anfallen. Das meiste Holz stammt für Pellets stammt aus Sägewerken der heimischen Möbelindustrie.

Bei der Verbrennung von Holz wird nur zudem so viel Kohlendioxid abgegeben, wie ein Baum zuvor während seines Wachstums aufgenommen hat – und wie er es auch dann abgeben würde, wenn er einfach im Wald verrottet.

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Heizen mit Holz gilt als besonders nachhaltig. Doch es gibt auch Kritik: Mittlerweile wird so viel Holz als Brennstoff benötigt, dass dadurch weltweit Wälder gerodet werden müssen..

© iStock

Fernwärme: Heizen ohne eigene Heizung

Wer eine alte Gasheizung unkompliziert austauschen will, für den kann eine Fernwärmeheizung eine gute Lösung sein. Dazu wird die Heizung an ein regionales Fernwärmenetz angeschlossen. Man erhält dadurch von einer zentralen Stelle wie von einem städtischen Heizkraftwerk oder einer nahen Fabrik warmes Heizwasser, das die eigenen Heizkörper erwärmt. Die Energiequelle für die Fernwärme kann dabei etwa eine Müllverbrennungsanlage, aber auch ein Erdgas-Gaskraftwerk sein.

Kombi: Heizen mit Gas- und Solarenergie

Will man die Gasheizung nicht komplett ersetzen, ist eine Gas-Hybridheizung eine gute Möglichkeit. Dabei wird ein Teil des Wärmebedarfs durch die Gasheizung gedeckt, während eine weitere Heizquelle zusätzlich Wärme spendet. Beliebt ist hier die Kombination von Gasheizung und Solaranlage, da ein mitunter beträchtlicher Teil des Energiebedarfs durch eine umweltfreundliche Photovoltaikanlage gedeckt werden kann. Eine solche Solarthermie kann zudem nicht nur Wärme, sondern auch Strom produzieren.

Infrarotheizung: Strom statt Gas

Die Infrarotheizung wird mit Strom betrieben. Geheizt wird mit Heizpaneelen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Heizungs-Alternativen erwärmen Infrarotheizungen nicht die Umgebungsluft, sondern Gegenstände, Wände und Böden und nicht die Luft. Daher werden sie meist an einer Wand oder Decke angebracht. Das hat den Vorteil, dass die Wärme länger gespeichert werden kann und auch keine unangenehme Luftzirkulation entsteht. Allerdings müssen für den Verbau einer Infrarotheizung die passenden Bedingungen im Raum gegeben sein. Die Anschaffungskosten sind gering und es gibt staatliche Förderungen dafür.

Biogas statt Erdgas: Tausch der Gasheizung entfällt

"Eine Gasheizung gegen eine alternative Heizquelle zu tauschen, ist aber nicht nötig", meint Michael Mock, Geschäftsführer des Verbandes der Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen (FGW). Es würde nämlich reichen, in die bestehenden Anlagen Biogas einzuspeisen.

„Erneuerbares Gas hat zu 100 Prozent die gleiche chemische Zusammensetzung wie Erdgas“, erklärt Mock. Ebenso könne Wasserstoff in Gasheizungen eingespeist werden, wenn das technisch auch ein komplexerer Vorgang wäre und daher nur für Industrie-Anlagen geeignet sei. „Große Unternehmen wie die Voest dürften beim Betrieb ihrer Prozesse aber komplett auf die Einspeisung von Wasserstoff umsteigen“, prognostiziert Mock.

Biogas könne zudem problemlos in Gasheizanlagen beigemischt werden.

Logo „Green Gas ready“ bei Gasheizungen

„Mit grünem Gas ist die Energiewende für Besitzer von Gasheizungen am einfachsten zu schaffen“, betont Mock, denn eine neue Heizanlage wäre damit nicht nötig. „Gängigen neuen Gasthermen sind zudem sowohl für den Betrieb mit Erdgas als auch mit erneuerbarem Biomethan oder Wasserstoff ausgelegt", so der Experte. Geräte, die den sogenannten ÖVGW- Normen entsprechenden, sind auch mit dem Sticker „green-gas-ready“ gekennzeichnet.

Die Energiewende in Form von alternativem Gas soll laut Vertretern der Gaswirtschaft schrittweise stattfinden. Die eingespeisten Mengen an erneuerbaren Gasen und Wasserstoff wird langsam angehoben. „Kunden werden nicht einmal merken, wenn sie mit grünem Gas ihre Gasheizung betreiben oder Warmwasser aufbereiten“, sagt Michael Haselauer, Präsident von der Österreichischen Vereinigung für das Gas- und Wasserfach (ÖVGW).

Biogas-Heizung: grüne Alternative

Die Grundstoffe für Biomethan sind vielfältig und reichen vom Bioabfall über Holzabfälle bis zu tierischen Ausscheidungen und Klärschlamm.

Gase aus erneuerbaren Quellen im Überblick

  • Biomethan auf Basis von Biogas, Deponiegas, Klärgas, Holzgas oder sonstigen Ursprungs

  • Wasserstoff erzeugt mittels Strom aus erneuerbaren Energiequellen

  • Synthetisches Gas auf Basis erneuerbarer Energieträger

  • Andere erneuerbare Gase

Wasserstoff-Forschungsprojekt mit Austro-Beteiligung

Derzeit betreibt die RAG Austria, das größte Gasspeicherunternehmen Österreichs, gemeinsam mit nationalen und internationalen Partnern ein Wasserstoff-Projekt. Aus Sonne und Wind soll künftig in der Ukraine Wasserstoff hergestellt und für den saisonalen Bedarf in Österreich und Bayern gespeichert werden. „Dieses Infrastrukturprojekt ist nötig, um die Energieversorgung in Europa in Zukunft zu sichern“, sagt Markus Mitteregger, CEO der RAG Austria AG. Von dort aus kann das grüne Gas durch die bestehenden Gaspipelines nach Österreich fließen. Weitere Informationen zu Kooperation mit liquidem Biogas der RAG finden Sie hier.

1,5 Milliarden Kubikmeter Gas für Haushalte nötig

Der gesamte Bedarf könnte jedoch nicht durch heimisches Biogas gedeckt werden. Für die Menge Gas, die sämtliche privaten Haushalte in Österreich benötigen, das sind je nach Witterung pro Jahr etwa 1,3 bis 1,5 Milliarden Kubikmeter Gas, könnte die Produktion von grünem Gas im Inland stattfinden, schätzt Mock.

Um aber auch den Bedarf an erneuerbarem Gas für die Industrie zu decken, das wären um rund fünf Milliarden Kubikmeter mehr, wird jedoch deutlich mehr vom ökologisch einwandfreien Gas benötigt. „Dieses könnte jedoch problemlos über die bestehenden Gasleitungen in großen Mengen importiert werden“, so Mock.

Seit langem wird ausgelotet, in Regionen Nord-Westafrikas Kraftwerke zu errichten, die mit Sonnenenergie Wasserstoff erzeugen, der in der Folge nach Europa transportiert werden kann. „Damit könnte der Wasserstoffbedarf in Europa 100 Mal gedeckt werden“, rechnet Gasexperte Mock vor.

Österreichischen Biogas-Anbieter

Schon jetzt können umweltbewusste Kunden grünes Gas in ihr Gasheizsystem einspeisen lassen. Laut österreichischem Kompost & Biogas Verband, dieser vertritt alle Biogasanlagenbetreiber, sind derzeit etwa 300 Biogasanlagen in Betrieb. Die meisten befinden sich in Nieder- und Oberösterreich und der Steiermark.

Zu den Gasversorgern, die auch Biogas mit entsprechenden Tarifen anbieten, zählen:

Die Nachfrage nach heimischem Biogas liegt allerdings noch unter den Erwartungen der Erzeuger. Um den Absatz von Biogas in Gang zu bringen, „brauchen wir nicht nur eine Strom-, sondern auch eine Gaswende“, meint Peter Weinelt, Obmann des Fachverbands Gas Wärme (FGW). Die heimische Gaswirtschaft sei bereit, sofort mit der Umstellung der Gasversorgung auf Biogas zu beginnen.

Weinelt: „Wir brauchen Anreize zur Förderung von grünem Gas, ein Ökogasgesetz neben dem Ökostromgesetz."

Nachhaltigkeit

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