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Konsortium aus Norwegen will sich an OMV beteiligen

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Das OMV Headqarter in Wien
Das OMV Headqarter in Wien: Ziehen hier bald auch Norweger ein?©OMV Aktiengesellschaft
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Ein norwegisches Konsortium will sich an der Öl- und Gasförderung der OMV beteiligen und hat ein Angebot dafür vorgelegt. Ideen zur Teilung der OMV leben dadurch wieder auf.

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Am 2. September wurde OMV-Chef Alfred Stern in eine außerordentliche Aufsichtsratssitzung der Staatsholding ÖBAG zitiert. Dort ging es um Erklärungen zur Sterns Strategie, die OMV in einen Petrochemie-Konzern zu transformieren. Die Sache hat aber auch einen konkreteren Hintergrund, wie das Magazin trend in Erfahrung bringen konnte. Es liegt nämlich das Angebot eines norwegischen Konsortiums aus vier Unternehmen vor, sich am Öl- und Gasgeschäft der OMV zu beteiligen.

Ein entsprechendes Schreiben ging an die OMV und an Finanzminister Magnus Brunner. „Wir haben einen Brief erhalten, müssen aber erst einmal die Strategie für sämtliche Bereiche bewerten, bevor wir zu solchen Überlegungen Stellung nehmen können“, bestätigt ein OMV-Sprecher dem trend. Damit lebt aber die schon einmal diskutierte Idee wieder auf, die OMV zu teilen: in Petrochemie auf der einen Seite, in Exploration und Produktion (E&P) fossiler Energieträger auf der anderen Seite. Die aktuelle Energiekrise und das Bestreben nach Unabhängigkeit von russischem Gas verleihen diesen Ideen wieder Fahrt.

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Offshore-Förderung der OMV: Möglicherweise bald mit norwegischer Beteiligung.

© OMV Aktiengesellschaft

Druck auf Alfred Stern: Strategie evaluieren

Die ÖBAG hat von Stern gefordert, seine Mitte März vorgestellte neue Strategie ohne Denkverbote im Lichte der aktuellen Lage zu evaluieren. Interne Kritiker wie der für E&P verantwortliche Vorstand Johann Pleininger machen ebenso Druck wie Belegschaftsvertreter im ÖBAG-Aufsichtsrat, den Rückzug aus fossiler Produktion zu überdenken. Auch der neue Chefkontrollor der Staatsholding, Günther Ofner, will alle Optionen geprüft wissen. Bei der ÖBAG heißt es, man sei vom Finanzministerium gebeten worden, „die Sicherung der Gasversorgung in Österreich zu analysieren“. Die ÖBAG soll laut trend außerdem externe Berater hinzu ziehen. Die Entscheidung muss aber in der OMV fallen.

Für das Offert aus Norwegen – ein zweites wurde nach trend-Informationen von einem US-Unternehmen gelegt – gäbe es unterschiedliche Möglichkeiten. Eine wäre die Abspaltung des E&P-Teils der OMV. Dessen Gesamtwert wird dem trend gegenüber mit mindestens sechs Milliarden Euro angegeben. Die Norweger, die über eigene Gasproduktionen verfügen, könnten in diesem neuen Unternehmen etwa den Anteil der Mubadala aus Abu Dhabi übernehmen, die 24,9 Prozent an der OMV hält und mehr an der Petrochemie interessiert ist. Auch dem Streubesitz würde man wohl ein Kaufangebot machen. Die ÖBAG könnte überlegen, ihren Anteil (31,5 Prozent) aufzustocken. Die Republik will die Gasversorgung als kritische Infrastruktur sicher nicht aus der Hand geben.

Möglicher Weg: Neue E&P Tochergesellschaft

Die Alternative wäre, die E&P-Sparte – mit Ausnahme der Aktivitäten in Rumänien – in eine Tochtergesellschaft der OMV auszugliedern, an dem sich die Skandinavier als strategische Partner beteiligen. Die haben jedenfalls neben dem Kaufpreis Investitionen in neue Förderkapazitäten in Norwegen zugesichert. Auch die langfristige Absicherung des Headquarters in Österreich wird zugesagt, wie trend berichtet. Hingegen werfen Kritiker Alfred Stern vor, Explorationen in Norwegen und Algerien verkaufen zu wollen.

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Öl- und Gasvorstand Johann Pleininger könnte im Fall einer Abspaltung des E&P-Geschäfts Chef der neuen Tochtergesellschaft werden.

© OMV Aktiengesellschaft

Die Angelegenheit ist durchaus zeitkritisch. Denn die Zuteilungen, wie viel Gas 2023 von Norwegen nach Österreich fließen wird, erfolgen rund um den Jahreswechsel. Wobei die OMV betont, dass „zwischen Gaslieferverträgen und dem Verkauf von Assets unterschieden werden muss“. Für Umwelt- und Energieministerin Leonore Gewessler sind anders als für den Finanzminister Investitionen in fossile Energie zwar ein rotes Tuch. Sie wird es sich in der jetzigen Phase aber kaum erlauben können, Transaktionen zu verhindern, die zu größerer Unabhängigkeit von Russland führen würden.

Ob Johann Pleininger, dessen Vertrag nicht mehr verlängert wurde, im Falle einer abgespaltenen Öl-Gas-OMV dort den Chefposten bekäme, ist offen. Aber er ist einer Treiber des Projektes, und die Kontaktaufnahme aus Norwegen passierte über ihn.

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