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Die Habsburger: Ferdinand Habsburg, Rennfahrer

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Ferdinand Zvonimir Habsburg-Lothringen
Ferdinand Zvonimir Habsburg-Lothringen: Ein Erzherzog, der zum Rennfahrer wurde.©BRP Rotax
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Ferdinand Zvonimir Habsburg-Lothringen: Ein Erzherzog, der zum Rennfahrer wurde. Die Nachfahren der Kaiserdynastie verdienen ihr Geld in mehr oder weniger ausgefallenen Berufen. Aktive Politik ist kein großes Thema mehr, doch die Erinnerung an das 1919 enteignete Privatvermögen wird nach wie vor hochgehalten.

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Es passierte in der allerletzten Kurve. Nach einem minutenlangen, atemberaubenden Duell bog der Verfolger mit der Nummer drei aus dem Windschatten des Führenden, zog vorbei - und krachte kurz vor dem Ziel in die Seitenmauer. Dass sich Ferdinand Zvonimir Habsburg mit einem zerstörten Boliden dennoch als Vierter über die Linie rettete, machte den Großen Preis von Macao Ende November 2017 zum echten Motorsporthighlight; der junge Habsburg selbst wurde von Rennreportern sogar zum heimlichen "König von Macao" ausgerufen.

Auf der Tribüne applaudierte auch Ferdinands mitgereister Vater, Karl, Enkel des letzten österreichischen Kaisers, Karl I. Dem Familienoberhaupt gefällt, dass der spektakuläre Ausritt des Juniors prompt eine Einladung zum legendären 24-Stunden-Rennen in Daytona Ende Jänner nach sich zog. "Wenn man keine Resultate abliefert, kommt man nicht weiter", definiert Karl das Habsburger-Credo des 21. Jahrhunderts: "Es gibt keine ererbten Lorbeeren mehr, auf denen man sich ausruhen kann." Nachsatz: "Und ich sehe keinen in meiner Familie, der damit ein Problem hat."

Das Familienoberhaupt spricht für über 500 heutige Habsburger. Rund die Hälfte von ihnen leben in Österreich, die andere Hälfte ist über Resteuropa, Amerika und Afrika verstreut. Dazu kommen noch die zahlreichen Abkömmlinge bedeutender "Ausgründungen" der Herrscherdynastie, Folge nicht standesgemäßer Ehen. Zu ihnen zählen etwa die Merans, Hohenbergs und Altenburgs.

Double Eagle

Mit Ferdinand tritt nun eine neue Generation ins Rampenlicht, die ihren je eigenen Leidenschaften nachgeht und die monarchische Tradition eher als Zitatmaterial sieht. Rennfahrer Ferdinand trägt auf seinem Helm einen stilisierten Doppeladler, das Wappentier der Donaumonarchie. In den sozialen Netzwerken nennt er sich folgerichtig "Double Eagle".

Im Motorrennsport, sagt er, "ist es egal, ob ich Habsburg heiße oder nicht - so lange ich schnell fahre." Der Urenkel des letzten österreichischen Kaisers, Karl, ist von Tempo und Leistung wie besessen, und seine Eltern fordern sie auch von ihm ein: Wenn er in der Formel-3 ein gutes Rennen fuhr, bekam er grünes Licht für ein paar Tage Urlaub. Wenn er hingegen mittelprächtig bis schlecht unterwegs war, hieß es sofort: ab ins Training. 2017 beendete er die Rennsaison als Siebenter, 2018 an 13. Stelle.

Dass er nicht bloß mitfahren will, wie etwa Prinz Hohenlohe bei Skirennen, hat er hinlänglich bewiesen. "Nur an den Sieger erinnert man sich", hat er sich eingebläut. Riskante Manöver, sagt der junge Habsburger, hätten auch Fahrer wie Gilles Villeneuve oder Ayrton Senna einst zu Legenden gemacht.

Mit Senna, dem 1994 tödlich verunglückten Brasilianer, verbindet ihn auch ein tiefer Glaube, den er selbst in seinem Betätigungsfeld wieder stärker sichtbar machen will: "Es gibt im Sport so wenige religiöse Menschen." Nach Vorbildern in der eigenen Familie muss er da nicht lange suchen, allen voran beim 2004 selig gesprochenen Kaiser Karl. "Ich wünschte mir, ich wäre im Glauben so stark wie mein Urgroßvater. Was er für die katholische Kirche gemacht hat, war eine Riesensache."

Ziel: Die "Königsklasse"

Sein ultimatives Ziel ist logischerweise die Formel-1: "Da kann man richtig viel Geld verdienen." Dass sich die Anlaufinvestitionen für ein Cockpit in der Königsklasse laut Experten auf sieben bis acht Millionen Euro summieren können, ist ihm klar. "Meinen Eltern vielleicht noch nicht", lacht er, "aber einen Teil kann man ja über Sponsorings hereinbekommen." Da ist, gibt er zu, sein Name dann doch manchmal Türöffner, jedenfalls in Österreich. Eine weitere potenziell lukrative Nische seien Endurance- Rennen wie die 24-Stunden-Rennen von Le Mans oder Daytona.

In seinen Privatseminaren zur Familienhistorie, sagt Ferdinand Zvonimir Habsburg, waren bisher Vermögens- und Restitutionsfragen noch nie ein Thema. Doch anders als noch vor wenigen Jahren ist nun sein Interesse an den großen Zusammenhängen erwacht, in die die Habsburgergeschichte eingebettet ist. Zwar wird das Cockpit auf absehbare Zeit sein Thron bleiben, und er hofft, jede Menge Geld darin zu verdienen. Klar geworden ist dem Urenkel des letzten Kaisers aber auch, dass er sich nicht abkapseln kann: "Einen Bezug zur Politik gibt es immer."

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