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Johannes Goëss-Saurau: der Golf-Graf

Aktualisiert
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10 min

Johannes Goess-Saurau

©FORMAT/Jürgen Petterbauer
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Über die Jahre hat sich die steirische Murhof Gruppe von Johannes Goess-Saurau still und leise eine marktbeherrschende Stellung innerhalb der Branche ergolft.

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Das Adelsgeschlecht Goëss

Goëss (auch Grafen von Goëss, Freiherren zu Karlsberg und Moosburg) ist der Name eines aus Portugal stammenden Adelsgeschlechts, das über Flandern nach Österreich gelangte. Die Ritter von Goëss wurden 1530 in den österreichischen Adelsstand aufgenommen, und 1632 in den Freiherrenstand erhoben (Wikipedia).

Ein Golfreich, das im deutschsprachigen Raum einzigartig ist.

Johannes Goëss-Saurau: Seit mehr als 30 Jahren Besitzer der Murhof-Gruppe

Der Kampf um die Spitze ist hart. Einige verpatzte Schläge, ein paar missglückte Turnierauftritte, schon ist die Topposition in der Rangliste weg. Das gilt beim Golf allerdings nur für die Spieler. Beim Business hinter dem Sport ist die Führungsposition hierzulande seit langem fix vergeben. Denn ganz oben am Leaderboard steht im österreichischen Golf-Business der steirische Graf Johannes Goess-Saurau, der in den letzten 30 Jahren sukzessive aus der vom Vater übernommenen Golfanlage "Murhof" ein verzweigtes Imperium - die Murhof Gruppe - geformt hat. Rund um den Murhof ist so über die Jahre ein Golfreich entstanden, das im deutschsprachigen Raum einzigartig ist.

Der Murhof, das Flaggschiff der Murhof Gruppe und Sitz der Zentrale, wurde 1962 von Carl Anton Goess-Saurau als erster Golfclub der Steiermark gegründet.

Golfclub Murhof

Die Golfplätze der Murhof Gruppe

Insgesamt zählen in Österreich zur Murhof-Gruppe 29 Golfanlagen (siehe unten). Österreichweit gibt es rund 157 Golfplätze. Durch die Übernahme der GolfRange Deutschland sind weitere zehn Golfanlagen hinzu gekommen. Somit ist die Murhof-Gruppe der größte Golfanbieter in Europa. Drei Hotels, das Murhof Hotel & Restaurant mit 28 Zimmern, das Golfhotel Maria Lankowitz (7 Zimmer) und die Suiten Finkenstein mit 8 Suiten, gehören ebenfalls zur Gruppe.

Steiermark

  • Loipersdorf Fürstenfeld (27-Loch)

  • Thalersee (27-Loch)

  • Murhof (18-Loch)

  • Almenland (18-Loch)

  • Bad Waltersdorf (18-Loch)

  • Maria Lankowitz (18-Loch)

  • St. Lorenzen (9-Loch)

  • Graz-Andritz (9-Loch)

  • Bad Gleichenberg (9-Loch)

Niederösterreich

  • St. Pölten (27-Loch)

  • Schloss Ebreichsdorf (18-Loch)

  • Leopoldsdorf (9-Loch)

  • Wienerwald (9-Loch)

  • GC Bockfließ (18-Loch)

  • GC Schwechat (9-Loch)

  • GC Achau (9-Loch)

  • GC Tuttenhof/GolfMaxx (9-Loch)

  • GC Tuttendörfl (9-Loch)

Kärnten

  • Klagenfurt-Seltenheim (27-Loch)

  • Schloss Finkenstein (18-Loch)

Burgenland

  • GC Donnerskirchen (18-Loch)

Weitere Informationen zu den Golfplätzen der Murhof-Gruppe in Österreich finden Sie hier.

Entwicklung der Golfbranche in Österreich

Das Golfbusiness ist wieder schlagkräftig. Von der Flaute, die so manchen Club ab dem Jahr 2010, als Nachwirkung der Finanzkrise und der damit verbundene Schwund an zahlungskräftigen Mitgliedern, an den Rand eines finanziellen Disasters geführt hat, hat sich die Branche erholt. "Seit dem Ausbruch der Pandemie und den guten Möglichkeiten sich durch Golf trotzdem sportlich betätigen zu können, hat die Begeisterung für den Sport wieder zugenommen", bemerkt Gerlinde Maschler, Vorstandsmitglied von Media Golf Austria.

Im Schnitt stieg die Zahl der Mitglieder seit dem Jahr 2020 um zehn Prozent pro Jahr. Derzeit gibt es in Österreich laut Angaben von golf.at rund 120.000 Mitglieder. Zuvor hatte die Golfclubs, seit dem Ausbruch der Finanzkrise 2017 und dem Rückgang der betuchten Kundschaft mit einem Mitgliederschwung zu kämpfen gehabt. Mittlerweile ist Golfverbands (der ÖGV) der drittgrößte Sportverband Österreichs.

Geschichte: Vom Murhof zum Golf-Imperium der Murhof-Gruppe

Johannes Goëss-Saurau, steirischer Adelsspross aus dem blaublütigen Zweig der Industriellendynastie der Mayr-Melnhofs, baute die Murhof-Gruppe seit 1994 zu einem Imperium aus, das stetig um neue Golfanlagen erweitert wurde.

Die Dominanz der Murhof-Gruppe lässt sich an der Zahl der Mitglieder ablesen. Von den insgesamt 120.000 aktiven Golfspielern in Österreich sind 20.000 an einem der Plätze der Murhof-Gruppe eingeschrieben. Das sind immerhin ein Sechstel aller aktiven österreichischen Golfspieler. Es verzeichnet in der Saison hierzulande an die 150.000 Tagesgäste. Im Sommer sind es mehr als 300 Mitarbeiter, die für das Unternehmen tätig sind.

Murhof-Gruppe: Welche Golfplätze gekauft, welche errichtet wurden

Der Mann sammelt Golfplätze wie Jagdbegeisterte Trophäen. Seine dominante Rolle im Austro-Golf hat Goëss-Saurau sich vor allem durch Zukäufe erarbeitet. Wo immer im Land eine Golfanlage zum Kauf steht, zeigte sich die Murhof-Gruppe interessiert.

So wies der Golfclub im Klagenfurter Vorort Seltenheim im Jahr 2010 einen Bilanzverlust von 2,4 Millionen Euro aus - und wurde prompt von der Murhof Gruppe geschluckt. Auch die Anlagen in St. Pölten, Ebreichsdorf, Leopoldsdorf und Finkenstein wechselten den Besitzer.

Goess-Sauraus Herrschaftsgebiet konzentrierte sich zunächst auf Niederösterreich, Kärnten und die Steiermark. In seiner engeren Heimat ist der Graf König. Doch das Herrschaftsgebiet will ständig ausgeweitet werden.

2012 etwa hat die steirische Golf-Gruppe die deutsche GolfRange zur Gänze erworben. Diese ist mit neun Golfplätzen mit 9 Loch in der Nähe von Städten und zwei größeren 18- bzw. 27-Loch-Anlagen bei München der größte Anbieter Deutschlands. Die GolfRange war ursprünglich in Österreich gegründet worden und expandierte anschließend nach Deutschland. In Deutschland arbeiten an die 120 Mitarbeiter für die GolfRange.

2017 stieg der steirische Golf-Unternehmer bei Open-Golf ein, womit das Unternehmen die Expansion nach Salzburg und Oberösterreich startet, die er 2022 gänzlich aufkaufte. Ursprünglich eine Kooperation mehrerer Golfclubs. Die neue Führung dieser Clubs hat seither Goess Schwiegersohn Karl Czernin als Generalmanager übernommen.

Wo nicht gekauft werden kann, baut Goëss-Saurau einfach seinen eigenen Platz, etwa in der idyllischen steirischen Region "Almenland". Die Murhof Gruppe platzierte dort eine sportlich zu spielende 18-Loch-Anlage in die voralpine Landschaft. Dort ging der Golf-Aristo eine höchst proletarische Allianz ein: Mitgesellschafter einer der Betreiberfirmen ist die Grazer Gewerkschaft der Gemeindebediensteten.

Johannes Goëss-Saurau: Beteiligungen in und außerhalb der Golfbranche

Golfhotels, Ausrüstung, Profigolf, Plätze - Johannes Goëss-Saurau mischt überall mit. Ihm gehören insgesamt über 30 Unternehmen oder Beteiligungen - und meist sitzt er auch in deren Geschäftsführung.

Weniger erfolgreich war die Murhof-Gruppe beim Handel mit Golf-Ausrüstung. Vor einigen Jahren beteiligte sich das Unternehmen an der "Golfzone", damals Österreichs größtem Händler von Golfutensilien. Und stieß die Beteiligung deshalb an die deutsche JAB-Anstoetz-Gruppe ab - möglicherweise mit Verlust, wie Brancheninsider vermuten.

Auch im Profigolf mischt der Graf mit. Mit Martin Wiegele, Roland Steiner und Florian Prägant standen drei erfolgreiche heimische Profigolfer auf seiner Payroll.

Doch Goëss-Saurau ist nicht nur im Golf-Business aktiv. Er hält auch ein Aufsichtsratsmandat bei der Mayr-Melnhof-Karton AG und ist Vorstand in einer Privatstiftung. Deren Zweck: die Förderung der sportlichen Talente Begünstigter, die vom Stiftungsvorstand jeweils festgelegt werden. Vorstandskollegen sind dort Mitglieder der ebenfalls blaublütigen Familie Brandis, Golfunternehmer in Südtirol.

Als im Jahr 2006 seine Macht selbst den damals durchaus dünkelhaft denkenden Funktionären des Golfverbands zu viel wurde und sie den Aufstand probten, reagierte der wendige Adelige blitzartig und trat als ÖGV-Präsident ab. Derzeit hat diese Funktion Peter Enzinger inne. Die Fäden, vermuten Insider, zieht im Hintergrund nach wie vor Goëss-Saurau.

DP World Tour: Kampf um prestigeträchtige europäisches Turnier

Wer der Platzhirsch beim Golf im Land ist, zeigt sich auch daran, wem es gelingt ein prestigeträchtiges europäisches Profigolfturnier, wie damals die European Tour, nach Österreich zu bringen. So ein Turnier der Golfelite ist ein Millionenbusiness, das es auch notwendig macht, zahlungskräftige Sponsoren aufzutreiben.

Das Preisgeld macht hierzulande alleine schon gut eine Million Euro aus, wenn das im internationalen Vergleich auch das unter Ende bedeutet. Dazu kommen aber noch ein paar Milliönchen, die bewegt werden wollen, um ein Turnier in dieser Liga an Land zu ziehen.

Zuletzt gelang dieser Coup vor mehreren Jahren dem niederösterreichischen Immobilien-Selfmademan Christian Guzy. Ihm gehören die beiden Golfanlage Atzenbrugg im Tullnerfeld und der Diamond Club Ottenstein - beide wurden als "Leading Golf Course" ausgezeichnet. Der damalige Zuschlag für den Elite-Club Atzenbrugg war zumindest in diesem Punkt auch eine Attacke auf die Vormachtstellung Goëss-Saurau.

Das will der Golf-Graf selbstverständlich nicht dauerhaft auf sich sitzen und zeigt Ambitionen die renommierte DP World Tour nach Österreich zu bringen. Eine Auszeichnung, die dem Adeligen die Krone im heimischen Golf aufsetzen würde. Doch noch ist nichts entschieden.

Die Töchter, aktive Reitsportlerinnen

Tochter Josefina Goëss-Saurau, Jahrgang 1997 ist eine begeisterte Golferin und Springreiterin. Sie lebt in Neumarkt/ Raab im Burgenland.

Die Zwillingsschwestern Ludovica und Klara Goess-Saurau, geb. 2004, sind ebenfalls aktiv und erfolgreich im Springreitsport tätig.

Die reichsten Österreicher:innen

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