Johannes Goess-Saurau – der Golf-Graf

Über die Jahre hat sich die steirische Murhof Gruppe von Johannes Goess-Saurau still und leise eine marktbeherrschende Stellung innerhalb der Branche ergolft.

Der Kampf um die Spitze ist hart. Einige verpatzte Schläge, ein paar missglückte Turnierauftritte, schon ist die Topposition in der Rangliste weg. Das gilt beim Golf allerdings nur für die Spieler. Beim Business hinter dem Sport ist die Führungsposition hierzulande seit langem fix vergeben. Denn ganz oben am Leaderboard steht im Austro-Golf seit mehr als 20 Jahren der steirische Graf Johannes Goess-Saurau, der aus der vom Vater übernommenen Golfanlage "Murhof“ ein verzweigtes Imperium geformt hat. Rund um den Murhof ist über die Jahre ein Golfreich entstanden, das im deutschsprachigen Raum einzigartig ist.

Adriach heißt ein idyllisches Fleckchen Steiermark, nördlich von Graz, eingeklemmt zwischen der Mur und einem Berg. Dort liegt der Murhof, versteckte Schaltzentrale in des Grafen Golfreich. Es ist einer der ältesten und nobelsten Kurse Österreichs - einer, wo nicht Hinz und Kunz abschlagen, sondern sich die Grazer Society ein Stelldichein gibt. Die Aufnahmegebühr beträgt 9.500 Euro, danach fällt noch ein hübsches Sümmchen pro Jahr als Spielgebühr an. Es gibt in Österreich nur wenige Plätze, wo Golf teurer ist.

Money Maker

Johannes Goess-Saurau, steirischer Adelsspross aus dem blaublütigen Zweig der Industriellendynastie der Mayr-Melnhofs, bastelt seit mittlerweile drei Jahrzehnten an der Ausweitung seines Imperiums rund um den kleinen weißen Ball. Rund 15 Prozent aller heimischen Golfer spielen auf seinen Plätzen. In Ost- und Südösterreich kommt die Murhof Gruppe mit ihren 14 Anlagen (österreichweit gibt es 153 Golfplätze) auf einen Marktanteil von knapp 30 Prozent bei den aktiven Golfern.

Golfhotels, Ausrüstung, Profigolf, Plätze - Goess-Saurau mischt überall mit. Als im Jahr 2006 seine Macht selbst den durchaus dünkelhaft denkenden Funktionären des Golfverbands (der ÖGV ist der fünftgrößte Sportverband Österreichs) zu viel wurde und sie den Aufstand probten, reagierte der wendige Adelige blitzartig: Zwar trat er als ÖGV-Präsident ab, hievte jedoch den früheren Rallyefahrer Franz Wittmann in die Position des neuen Verbandschefs - und kandidierte als Mitglied in dessen Vorstandsteam. Nach außen ist nun der leutselige und freundliche Wittmann Chef. Der sieht Goess-Sauraus Macht vordergründig gelassen: "Dass wir im Golf einen derartigen Großunternehmer haben, ist weder positiv noch negativ. Der Verband kann das ohnehin nicht beeinflussen.“ Die Fäden, vermuten Insider, zieht im Hintergrund nach wie vor Goess-Saurau.

Der Mann sammelt Golfplätze wie Jagdbegeisterte Trophäen. An 14 Gesellschaften, die mit Golf zu tun haben, ist Goess-Saurau derzeit beteiligt - und meist sitzt er auch in deren Geschäftsführung. Dazu hält er zwei Aufsichtsratsmandate im Mayr-Melnhof-Konzern, ist Vorstand in einer Privatstiftung. Deren Zweck: die Förderung der sportlichen Talente Begünstigter, die vom Stiftungsvorstand jeweils festgelegt werden. Vorstandskollegen sind dort Mitglieder der ebenfalls blaublütigen Familie Brandis, Golfunternehmer in Südtirol.

Seine dominante Rolle im Austro-Golf hat Goess-Saurau sich vor allem durch Zukäufe erarbeitet. Wo immer im Osten oder Süden des Landes eine Golfanlage zum Kauf stand, zeigte sich die Murhof Gruppe interessiert. Jüngst war das eher öfters der Fall - ist doch der Golfboom hierzulande wieder abgeebbt. Etliche Clubs balancieren hart an der Grenze zum ökonomischen Desaster.

Kaufen und Bauen

Die Anlage im Klagenfurter Vorort Seltenheim etwa wies 2010 einen Bilanzverlust von 2,4 Millionen Euro aus - und wurde prompt von der Murhof Gruppe geschluckt. Auch die Anlagen in St. Pölten, Ebreichsdorf, Leopoldsdorf, Villach und Finkenstein wechselten in jüngerer Vergangenheit den Besitzer.

Goess-Sauraus Herrschaftsgebiet konzentriert sich auf Niederösterreich, Kärnten und die Steiermark. In seiner engeren Heimat ist der Graf König: Acht Golfanlagen gibt es in und um Graz, bei fünf steht Goess-Saurau am Abschlag.

Wo nicht gekauft werden kann, baut Goess-Saurau einfach seinen eigenen Platz, etwa in der ruralen steirischen Region "Almenland“. Die Murhof Gruppe platzierte dort eine protzige 18-Loch-Anlage in die voralpine Landschaft. Dort ging der Golf-Aristo eine höchst proletarische Allianz ein: Mitgesellschafter einer der Betreiberfirmen ist die Grazer Gewerkschaft der Gemeindebediensteten.

Goess-Saurau investiert auch erfolgreich in Hotels - und weniger erfolgreich in den Handel mit Ausrüstung. Vor einigen Jahren beteiligte sich seine Murhof Gruppe an der "Golfzone“, Österreichs größtem Händler von Golfutensilien. Und stieß die Beteiligung jüngst an die deutsche JAB-Anstoetz-Gruppe ab - möglicherweise mit Verlust, wie Brancheninsider vermuten. Auch im Profigolf mischt der Graf mit. Mit Martin Wiegele, Roland Steiner und Florian Prägant stehen drei erfolgreiche heimische Profigolfer auf seiner Payroll.

Ernsthafte Konkurrenz für die Beinahe-Monopolposition des Golfgrafen ist in Österreich dünn gesät bis nicht vorhanden. So versucht etwa gerade der niederösterreichische Immobilien-Selfmademan Christian Guzy eine Attacke auf Goess-Sauraus Vormachtstellung. Er kaufte die Golfanlage Atzenbrugg im Tullnerfeld und veranstaltet dort mit den Austrian Open Österreichs größtes Profigolfturnier (Preisgeld: eine Million Euro). Guzy plant Hotels und weitere Akquisitionen. Eine spannende Partie ist damit eröffnet.

GRAFIK: Goess-Sauraus Golfimperium Murhof Gruppe

- Klaus Puchleitner

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