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KSV: Stimmung wird schlechter, Zahlungsmoral sinkt

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KSV: Stimmung wird schlechter, Zahlungsmoral sinkt

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Vielfältige Probleme werden zur Herausforderung für Österreichs Unternehmen. Die Investitionsneigung ist rückläufig. Unternehmen wollen Preise weiter erhöhen. Eine Insolvenzwelle sei derzeit nicht zu erkennen.

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Österreichs Wirtschaft befindet sich im Jahr 2022 zwar noch in der Hochkonjunkturphase. Die Stimmung sowie die Zahlungsmoral verschlechtert sich aber spürbar, wie mit dem Austrian Business Check erhoben wurde. Im August 2022 hat der KSV1870 in Kooperation mit Marketagent 1500 Unternehmen zu ihrer Einschätzung der aktuellen Situation befragt.

Die Geschäftslage, die von den aktuellen wirtschaftlichen Herausforderungen stark beeinflusst wird, bewerten die Mehrheit der Unternehmen zwar noch positiv ein. 57 Prozent der Befragten schätzen die Situation dank eines starken 1. Halbjahr 2022 noch positiv ein. Allerdings war der Optimismus im Vorjahr noch stärker, als noch 65 Prozent die Geschäftslage mit "sehr gut" oder "gut" beurteilt hatten. Und das, obwohl gegenüber dem Vorjahr jeder zweite Betrieb von steigenden Umsätzen spricht.

"Immer mehr Sorge bereiten den Unternehmen steigende Kosten, Personalmangel, fehlende Rohstoffe sowie vielfältige Unsicherheiten wie Krieg und Cybersecurity", sagt KSV1870-Chef Ricardo-José Vybiral. Die Liste der Herausforderungen, mit denen Österreichs Unternehmen derzeit zu kämpfen haben, scheint außerdem "schier endlos" zu sein.

Echte Probleme bei der Auftragsabwicklung

Jedes fünfte Unternehmen habe demnach derzeit "echte Probleme" die Aufträge pünktlich abzuwickeln. "Es fehlt an Personal, die Ressourcen sind nicht da, die Kosten steigen zudem, weil nachverhandelt werden muss. Und zu allem kommt es noch, dass die Krise den Investitionsdrang der Unternehmer bremst", betont Vybiral.

Es ist alarmierend, wenn die Hälfte der Unternehmen auf Investitionen gänzlich verzichten muss.

Ricardo-José VybiralCEO KSV1870 Holding AG

Nur noch 34 Prozent setzen heuer die zu Jahresbeginn geplanten Investitionen vollständig um, 17 Prozent investieren in reduziertem Ausmaß, 24 Prozent wissen nicht, was sie tun sollen. Eine Neueinführung des Investitionsfreibetrag könnte die Investitionsneigung der Unternehmen zumindest etwas unterstützen.

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© KSV1870

„Es ist alarmierend, wenn die Hälfte der Unternehmen auf Investitionen gänzlich verzichten muss und das obwohl drei von vier Betrieben bereits Preiserhöhungen vorgenommen oder angedacht haben, um die finanzielle Balance einigermaßen zu wahren", sagt KSV1870-Chef Vybiral.

Auch in weiterer Folge ist mit Preissteigerungen zu rechnen. 72 Prozent der befragten Unternehmen haben bereits ihre Preise erhöht. "Die Preiserhöhungen sind gekommen, um zu bleiben", betont Vybiral.

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KSV-Chef Ricardo-José Vybiral fordert eine neue Investitionsprämie und dass Politiker schneller Entscheidungen treffen.

© Elke Mayr

Zurückhaltung sehen die Unternehmen auch beim privaten Konsum. Privatpersonen hätten demnach bereits ihr Ausgabeverhalten bereits geändert. "Die Konsumlaune ist zurückhaltender", so KSV-Chef Vybiral.

"Höchste Unzufriedenheit" gibt es demnach laut Umfrage in den Bereichen Textil, Schmuck, wo sich die Kundschaft merklich bei Käufen zurückhält. Aber auch in der Gastronomie und Freizeitwirtschaft sitzt das Geld bei den Kunden nicht mehr so locker wie noch im Vorjahr.

Dennoch sehen 47 Prozent der Unternehmer für 2022 noch Umsatzzuwächse, 19 Prozent gehen jedoch von sinkenden Erlösen aus, 24 Prozent glauben die Höhe des Umsatzes auf dem Niveau des Jahres 2021 noch halten zu können.

Sinkende Zahlungsmoral

Zu den Unsicherheiten hinzu kommt noch eine schlechter werdende Zahlungsmoral wegen Zahlungsverzug. "Jede sechste Rechnung wird derzeit zu spät bezahlt. Vor einem Jahr war es noch jede siebente Rechnung, die nicht fristgerecht beglichen wurde", sagt Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH.

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Walter Koch, Geschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement: "Österreichs Private sind in punkto Zahlungsmoral die Vorbilder."

© Elke Mayr

Die Unternehmenskunden sind bei der Zahlungsmoral schlechter als die Konsumenten. 78 Prozent der Unternehmer zahlen pünktlich, im Vorjahr waren es noch 84 Prozent, die die Zahlungsziele korrekt eingehalten haben.

Bei den Privatpersonen sind es immerhin 88 Prozent (2021: 90 Prozent), die pünktlich ihre Rechnungen begleichen.

Schlechter wird die Zahlungsmoral auch bei der Öffentlichen Hand.

Walter KochGeschäftsführer der KSV1870 Forderungsmanagement GmbH

„Österreichs Private sind in punkto Zahlungsmoral die Vorbilder schlechthin, an denen sich sowohl Unternehmen als auch die Öffentliche Hand orientieren sollten“, fordert Koch.

Schlechter werde die Zahlungsmoral auch bei der Öffentlichen Hand, sagt Koch. Die Institutionen des Bundes zahlen zu 83 Prozent (88%) pünktlich. Der Bund braucht aktuell durchschnittlich 34 Tage, um die offenen Forderungen zu bezahlen – und damit um einen Tag länger als im Vorjahr.

Bei den Ländern sind es 79 Prozent (83%) der Institutionen, die pünktlich zahlen. Auch die Länder brauchen heuer 34 Tage und damit um 5 Tage länger gegenüber dem Vorjahr, um die Rechnungen zu zahlen.

Genauer nehmen es zumindest die Gemeinden. 84 Prozent (88%) der Gemeinden begleichen die Forderungen pünktlich. Die Gemeinden zahlen unverändert wie im Vorjahr die Rechnungen nach 25 Tagen.

Keine Pleitewelle

Trotz schwächerer Geschäftsperspektiven rechnet der KSV nicht mit einer Pleitewelle. "Wir werden bis Ende 4. Quartal bei den Konkursen 'mangels Masse' nicht über dem Niveau des Jahres 2019 liegen", betont KSV-Chef Vybiral.

Ganz ungeschoren kommt aber auch die Politik nicht davon. "Die Unternehmer kritisieren massiv, dass Entscheidungen seitens der Politiker zu lange dauern". so KSV-Chef Vybiral.

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