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KI und Geldanlage: Geld ex Machina?

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David Mayer-Heinisch

David Mayer-Heinisch, CEO froots

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KI-Tools wie ChatGPT & Co sind in aller Munde. Aber kann eine kann eine künstliche Intelligenz auch bei der Geldanlage punkten und automatisch Reichtum generieren? David Mayer-Heinisch, Gründer des Wealth-Tech froots.io analysiert.

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Derzeit sind Tools wie ChatGPT, der smarte Chatbot, der unsere Gesellschaft im Sturm erobert, in aller Munde. Als ehemaliger Fondsmanager und Wealth-Tech Gründer habe ich den Aufstieg von KI und anderen automatisierten Tools in der Welt der Geldanlage sehr aufmerksam verfolgt.

Es besteht kein Zweifel, dass diese Technologien das Potenzial haben, die Art und Weise, wie wir unser Geld verwalten, zu revolutionieren, vor allem wenn es darum geht Kunden eine Hyper-Personalisierung beim Investieren zu ermöglichen. Wichtig ist es aber die damit verbundenen Grenzen und Risiken zu erkennen.

Wem schreibe ich eine Beschwerde, wenn’s schiefläuft?

Ein großes Problem ist die Transparenz. Wenn Sie KI oder Tools wie ChatGPT nutzen, um Anlageentscheidungen zu treffen, verlassen Sie sich auf Algorithmen und Modelle, die möglicherweise nicht vollständig verstanden werden, nicht einmal von den Unternehmen, die sie entwickelt haben.

Ganz abgesehen davon, dass die Daten, denen Sie vertrauen, komplett veraltet sein können. ChatGPT weiß noch nicht mal, dass gerade ein Krieg in der Ukraine stattfindet. Dieser Mangel an Transparenz - und unvollständigen Daten - kann es schwierig machen, genau zu wissen, wie Ihre Investitionen verwaltet werden und welche Risiken damit verbunden sind.

Und das ist nicht nur eine theoretische Sorge - in den letzten Jahren gab es zahlreiche Beispiele für schief gelaufene KI-gesteuerte Investitionen. Da war zum Beispiel der KI-gestützte Hedgefonds von Tyndaris Investments, der aufgrund von Algorithmen Verluste verzeichnete und verklagt wurde. Und vergessen wir nicht den berüchtigten "Flash Crash" vom 6. Mai 2010, der zum Teil durch unkontrollierte automatische Handelsalgorithmen verursacht wurde.

Don’t follow the Hype

Diese Beispiele zeigen, wie wichtig es ist, beim Einsatz von KI und anderen automatisierten Tools für Investitionen Vorsicht walten zu lassen.

Grundsätzlich hat diese Technologie das Potenzial, unser Leben zu erleichtern, birgt aber auch erhebliche Risiken, die sorgfältig abgewogen werden müssen. Um es mit den Worten von Murphy’s Law zu sagen: "Alles, was schief gehen kann, wird auch schief gehen." Wir sollten uns nicht von dem Hype um KI und andere automatisierte Anlageinstrumente blenden lassen. Stattdessen sollten wir diese Technologien mit Vorsicht und einer gesunden Portion Skepsis angehen und dabei stets die potenziellen Risiken im Auge behalten.

Beim Investieren geht es nicht nur um die Quantität von Daten, sondern um die Überzeugung und Qualität der Gedanken und Überzeugungen. Nur Überzeugung hilft einer Strategie treu zu bleiben, wenn man Phasen am Markt mit Gegenwind hat. Indem wir uns also dieser Grenzen und der Beispiele bewusst sind, bei denen in der Vergangenheit Dinge schiefgelaufen sind, können wir sicherstellen, dass wir fundierte Entscheidungen treffen und unsere finanzielle Zukunft schützen.

Hyper-Personalisierung à la Netflix

Tools wie ChatGPT täuschen aktuell also noch eine irreführende Macht vor, die sie tatsächlich noch nicht besitzen. Sie geben uns aber eine Ausblick auf die Zukunft. Selbst Sam Altman, der CEO von Open AI, die ChatGPT entwickelt haben, sagt, dass man “noch viel an dessen Robustheit und Wahrhaftigkeit arbeiten müsse."

Stellt sich die Frage: wie wird uns AI in Zukunft helfen bessere Entscheidungen zu treffen? Meiner Ansicht nach werden uns “smarte” Algorithmen helfen eine unglaubliche Hyper-Personalisierung zu schaffen und die Effizienz zu steigern. Was meine ich damit? Finanzunternehmen werden dadurch Finanzplanung auf höherem Niveau anbieten können und die Automatisierung der Vermögensverwaltung auf die nächsten Stufe heben können.

Diese Automatisierung wird es Finanzmanagern ermöglichen, einzigartige Kunden-Personas zu erstellen, die weit über die traditionellen Vermögenssegmente hinausgehen und maßgeschneiderte Benutzererfahrungen schaffen. So wie die Netflix-Homepage auf Ihre spezifischen Sehgewohnheiten und Genrevorlieben zugeschnitten ist, kann und wird die Personalisierung das ultimative Verkaufsargument sein.

Finanzplanung auf höherem Niveau

Die Planung von Steuern, Vermögenswerten und Cashflow gilt als komplexere Bereiche der Vermögensverwaltung. In der Vergangenheit mussten Sie sich in jedem Fall an einen Finanzexperten wenden. Dieser stellte Ihnen ein umfangreiches Dokument zur Verfügung und empfahl Ihnen im besten Fall einen Anbieter aus der Branche.

Heute können digitale Planungsmaschinen diese komplexen Berechnungen durchführen. Mehr noch, diese technischen Fortschritte ermöglichen es dem Kunden, einen vollständigen, durchgängigen “Schlachtplan” zu erhalten (wie die Strategie mit spezifischen Zielen und Empfehlungen zur Erreichung dieser Ziele).

Unternehmen wiederum werden von einem wesentlich besseren Compliance-Management profitieren. Um am Puls der sich schnell ändernden Branchenvorschriften und gesetzlichen Anforderungen zu bleiben, werden KI-Systeme jede Änderung der gesetzlichen Anforderungen aus einer unüberschaubaren Anzahl von Quellen in unglaublicher Geschwindigkeit verarbeiten.

Zusammenfassend können wir sagen, dass KI-Algorithmen Anlegern zwar wertvolle Einblicke und Empfehlungen geben können, dass man sich aber nicht ausschließlich auf sie verlassen sollte, wenn es darum geht seine Ersparnisse anzulegen.

Für Anleger ist es wichtig, die Grenzen und potenziellen Risiken von Künstlicher Intelligenz zu verstehen und sie mit menschlichem Urteilsvermögen und Marktexpertise zu kombinieren, so wie erfahrene Vermögensverwalter das tun.

In Zukunft werden wir in der Finanzwelt künstliche Intelligenz dort nutzen wo es darum geht Effizienz zu schaffen und den Menschen oder Finanzberater dort, wo es darum geht den toten Winkel der “Maschine” auszugleichen.

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