
Trotz Stolperstarts des neuen Kanzlers Friedrich Merz – die Investoren und Anleger wetten auf eine deutliche Verbesserung der Lage in Europas größter Volkswirtschaft.
Deutschland ist zurück - wenn auch mit Stolperstart. Am Dienstag wurde Wahlgewinner Friedrich Merz (CDU) im zweiten Anlauf und zweieinhalb Monate nach der Wahl zum Kanzler gewählt. Am Mittwoch besuchte er bereits seine französischen und polnischen Amtskollegen, Emmanuel Macron und Donald Tusk, am Freitag war Merz in Brüssel.
Nach zwei Jahren Rezession und einer noch längeren Zeit großer Verunsicherung ist das Signal klar: Die wirtschaftsstärkste Nation des Kontinents ist auch wieder politisch handlungsfähig. Die wachsende Zuversicht spiegelt sich an den Börsen wider.
Der deutsche Leitindex DAX legt einen Rekordwert hin und hat heute mit 23.480 Punkten eröffnet. Am Nachmittag legte der Dax um weitere 0,7 Prozent zu - eine beachtliche Aufholjagd nach dem Crash vor wenigen Wochen. Der DAX ist damit der erste europäische Leitindex, der die Verluste der Trump'schen Zollankündigungen wieder wettgemacht hat. Nur 18 Tage brauchte es, um den starken Einbruch von Mitte März bis Anfang April auszugleichen.
Weitere beflügelnde Faktoren sind Entspannungssignale im Ukraine-Konflikt und im Zollstreit. Der gestern bekannt gewordenen Handelspakt zwischen dem Vereinigten Königreich und den USA scheint ebenfalls für Optimismus zu sorgen. Statt erratischer Zollpolitik liegt die Zukunft in bilateralen Abkommen, die zwar „umständlicher und ineffizienter als vorher (sind) (...) aber weiteres Wirtschaftswachstum nicht verhindern", analysiert das deutsche Handelsblatt.
Der DAX wird aber auch von „Disruptoren" beflügelt, wie die deutsche Wirtschaftswoche schreibt: „An der Spitze des German Börsenwunder steht keine andere Aktie so prominent wie Rheinmetall . Wenige Tage vor dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 notierte das Papier bei 95 Euro. (...) Aktuell wird eine Aktie zu Kursen um 1700 Euro gehandelt. Das sind 1690 Prozent Kursgewinn seit Mitte Februar 2022."
Hinzu kommt, dass Neo-Kanzler Merz bereits im Wahlkampf ankündigte, Kreditaufnahmen zu erhöhen und hunderte Milliarden Euro in die Bundeswehr und die Infrastruktur zu investieren, sofern er gewählt werden würde. Das habe zu einem Auftrieb geführt, so die britische Financial Times, die sich auf Emmanuel Cau, Leiter der europäischen Aktienstrategie bei Barclay's, berufen.
In sein Amt mag Friedrich Merz gestolpert sein - bei den Investoren ist Deutschland derzeit ganz offenkundig erste Wahl.