
Medbreaker-Gründer Michael Neulinger
©Lukas IlgnerMichael Neulinger hat Pioniergeist. Parallel zu seinem Medizinstudium formte er mit Medbreaker ein Unternehmen zum Marktführer, das angehende Studierende fit für den medizinischen Aufnahmetest MedAT macht.
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Bereits als 14-Jähriger wusste Michael Neulinger, dass er Arzt werden wollte. „Ich hatte einen Radunfall, und als ich danach im Krankenhaus viel Zeit verbringen musste, war für mich klar, welchen Beruf ich einmal ergreifen wollte.“ Heute, mit 31 Jahren, steht Neulinger kurz vor der Promotion: Die medizinische Abschlussarbeit ist fertiggestellt, nur wenige Prüfungen trennen ihn noch vom Doktortitel. Damit liegt der schlaksige junge Mann, der 2013 inskribierte, zwar bereits deutlich über der durchschnittlichen Studiendauer. Dafür gibt es aber wirklich gute Gründe. Denn parallel zu seiner medizinischen Ausbildung an der Uni Graz hat der gebürtige Oberösterreicher ziemlich erfolgreich das Unternehmen Medbreaker hochgezogen.
Das Ziel: „Wir bieten angehenden Medizinerinnen und Medizinern genaue Übungs- und Strategiebücher an, bereiten sie auf den MedAT, den medizinischen Aufnahmetest, vor und wollen ihnen so den Weg ins Studium ebnen.“
Bildungsbusiness mit Mission
Seit 2006 gibt es in Österreich Aufnahmetests für das Medizinstudium, seit 2013 den MedAT. Das mehrteilige schriftliche Verfahren prüft naturwissenschaftliches schulisches Vorwissen ab, checkt aber auch kognitive Fähigkeiten und sozialemotionale Kompetenzen. Der Test ist nicht einfach. Schließlich gibt es in ganz Österreich nur 1.900 Studienplätze für angehende Mediziner:innen. Aber er beendete auch die Misere von völlig überfüllten Hörsälen und Knockout-Prüfungen. Wer den Medizintest schafft, wird ziemlich sicher zügig sein Studium beenden. Drop-outs gibt es kaum. Für den MedAT, der heuer wieder Anfang Juli in Wien, Graz, Innsbruck und Wels stattfindet, haben sich heuer übrigens 15.668 junge Menschen angemeldet.
Neulinger hat 2013 den Test übrigens auf Anhieb geschafft und danach ein Versprechen eingelöst, wie er erzählt: „Ich habe gesagt, wenn ich den Test schaffe, schreibe ich in ein Buch, wie man den Test schafft.“ Ergo brachte er seine Erfahrungen zu Papier, veröffentlichte das Buch via Amazon-Eigenverlag und landete einen veritablen Verkaufshit. Plötzlich war Neulinger nicht nur Student, sondern auch Bildungsunternehmer. Mit sozialem Engagement.
Während der Coronapandemie initiierte er etwa zusammen mit Kolleg:innen die Plattform Medis-vs-Covid19, aus der dann das Netzwerk match4healthcare hervorging. Die Plattform, die in Windeseile programmiert wurde, brachte Zehntausende Freiwillige, vor allem Studentinnen und Studenten der Medizin, mit Gesundheitseinrichtungen zusammen und wurde selbst vom deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier gewürdigt.
Mittlerweile hat Medbreaker gut 50 Mitarbeiter:innen und ist, wenn es um Vorbereitungskurse für den MedAT geht, die erste Wahl. Das liegt zu einem guten Teil auch daran, dass die Tutorinnen und Tutoren, die hoffnungsvolle Doktoren in spe auf den MedAT vorbereiten, den Test selbst erst kürzlich absolviert haben. Üblicherweise mit einer Topleistung. „Wir wollen Exzellenz fördern, und das geht nur mit einem exzellenten Team“, so Neulinger über seine High-Potential-Armada.
Mittlerweile gilt Medbreaker als Marktführer unter den Anbietern, wenn es um Testvorbereitung geht. Preislich starten die Lernpakete bei 199 Euro. Das MedAT „Sicherheitspaket“ mit Lernplänen, Materialien und persönlichen Coachings geht über einen Zeitraum von sechs Monaten und kommt auf 1.398 Euro, ein „Exzellenzpaket“ mit Einzelcoachings schlägt gar mit 2.498 Euro zu Buche.
Der Erfolg gibt Neulinger und seinem Team Recht und lässt sich auch messen. „Zwei Drittel, die unser Sicherheitspaket buchen, schaffen auch den Test.“ Ed-Tech-Unternehmer Neulinger denkt jedenfalls groß. „Unsere Vision ist es, eine medizinische digitale Universität aufzubauen.“
Zur Person
Michael Neulinger, 31, studierte Medizin an der Universität Graz und gründete parallel das Unternehmen Medbreaker, spezialisiert auf MedAT-Vorbereitung. Der gebürtige Oberösterreicher promoviert demnächst zum Dr. med (Schwerpunkt Genetik) und engagiert sich auch sozial, etwa als Co-Gründer des Vermittlungsnetzwerks match4healthcare. Seine Devise: Exzellenz fördern und Chancen schaffen! Seine Vision: eine digitale medizinische Universität.
Aufnahmen sind die Regel
Jedenfalls ist es Neulinger und seinem Team bereits gelungen, eine eigene Community zu etablieren, die sich online austauscht, offline zum Lernen trifft oder gemeinsam auf Medbreaker-Events geht. Im Mai ist etwa eine medizinische Rätselrallye als Schnitzeljagd geplant, im Juni ein Pubquiz mit einschlägigen Fragen. Exzellenz braucht eben auch manchmal Freizeit.
Zweifelsfrei hat sich so aber ein florierendes Nischengeschäft aufgetan, eine ökonomische Bildungslücke sozusagen, die – so kritische Stimmen – für viele bereits im Vorfeld eine finanzielle Hürde darstellen kann und Chancengleichheiten verschiebt. „Deswegen bieten wir viel Material kostenlos im Internet an. Für Menschen aus prekären Verhältnissen haben wir Sozialstipendien, mit denen sie unsere Coachingkurse kostenlos besuchen können“, entgegnet Neulinger.
Das Übungsmaterial wird übrigens von rund 10.000 jungen Menschen genutzt. „Wir erstellen die Unterlagen eigenständig auf Grundlage unseres Fachwissens, öffentlich zugänglicher Beispielaufgaben der Universitäten sowie ergänzend anhand von Informationen und Erfahrungen früherer Testteilnehmender.“
Die heimischen Unis sehen das Business, das sich rund um den Aufnahmetest gebildet hat, jedenfalls kritisch. Von der MedUni Wien heißt es zu Anbietern wie Medbreaker, IFS Studentenkurs oder Studymed: „Die Universitäten distanzieren sich von allen von den Testautor:innen nicht autorisierter kommerzieller wie nicht-kommerzieller Vorbereitungskurse und -unterlagen, die zum Aufnahmeverfahren angeboten werden.“ Und man wird auch deutlich, wenn es um den Nutzen geht: „Es bringt so gut wie keinen Vorteil, wenn ein kostenpflichtiger Vorbereitungskurs besucht wird. Diverse Studien zu diesem Thema wurden bereits publiziert.“
Neulinger sieht das naturgemäß anders, hält aber fest: „Unterm Strich wollen die Universitäten und wir wohl dasselbe: dass die Besten einen Studienplatz erhalten, rasch das Studium beenden und schnell ins Gesundheitssystem integriert werden.“