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Die dunkle Seite von Bitcoin & Co: die Tricks der Krypto-Betrüger

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Die dunkle Seite von Bitcoin & Co: die Tricks der Krypto-Betrüger

Die dunkle Seite von Bitcoin & Co: die Tricks der Krypto-Betrüger

©Elke Mayr
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Wenige sind mit Kryptowährungen reich geworden, viele haben Geld verloren. Die Finanzmarktaufsicht FMA vermutet hinter gut 80 Prozent aller Krypto-Angebote betrügerische Absichten. Die gängigsten Tricks der Krypto-Betrüger.

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Kryptowährungen im Visier der Finanzmarktaufsicht

Die österreichische Finanzmarktaufsicht (FMA) beobachtet den heimischen Finanzmarkt mit Argusaugen. Ein besonderes Augenmerk kommt dabei den Kryptowährungen zu. Insgesamt 112 Investorenwarnungen vor unseriösen Anbietern - im Schnitt mehr als zwei pro Woche - hat die FMA im Jahr 2021 veröffentlicht, und der Großteil dieser Warnungen stand in Zusammenhang mit Kryptowährungen. "Wir schätzen, dass gut 80 Prozent aller angebotenen Krypto-Assets einen betrügerischen Hintergrund haben", erklären die FMA-Vorstände Eduard Müller und Helmut Ettl. Oft hätten die vermeintlichen Anbieter keine Konzession, ihre Produkte anzubieten und vielfach sei nicht viel mehr vorhanden als eine schöne Website.

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FMA-Vorstand Helmut Ettl: "Gut 80 Prozent aller angebotenen Krypto-Assets haben einen betrügerischen Hintergrund."

© Dieter Steinbach

Die Finanzmarktaufsicht steht jedoch trotz der unmissverständlichen Kritik an Kryptowährungen zumeist auf verlorenem Posten. Viel mehr als hoffnungsvolle Anleger immer wieder vor den Risiken von Krypto-Investments, unseriösen Plattformen und zwielichtigen Anbietern zu warnen kann sie selten tun.

Der Grund dafür ist, dass mangels einer effizienten Regulierung viele Angebote nicht der Aufsicht der FMA unterstehen. Das öffnet Betrügern Tür und Tor. Die FMA warnt daher eindringlich davor, Ersparnisse in der Hoffnung auf große Wertsteigerungen in Kryptowährungen zu investieren: "Die Gefahr des Missbrauchs für kriminelle Zwecke, Betrug und Untreue, ist enorm und es gibt keine Beschwerdestellen für Betroffene und auch keine Einlagensicherung, die bei einem Ausfall schlagend würde."

Die Warnungen der Finanzaufseher verpuffen jedoch oft genug in der Flut von verführerischen Angeboten, die eine Goldgräberstimmung verbreiten und schnellen Reichtum versprechen. Die enormen Wertsteigerungen von Kryptowährungen gerade während der Corona-Pandemie haben viele weitere, die bis dahin vielleicht noch vorsichtig und zurückhaltend waren dazu verlockt, es doch auch einmal mit einem Krypto-Investment zu versuchen. Und nicht wenige von ihnen haben sich dabei die Finger verbrannt. Auch, weil etliche Anbieter genau darauf gewartet hatten.

Fehlende Regulierung von Kryptowährungen

Im Paket zur Digitalisierung des Finanzsektors hat die EU-Kommission im September 2020 erstmals auch einen Vorschlag für Rechtsvorschriften und eine Verordnung über Märkte für Kryptowerte vorgelegt. Die Absicht dahinter ist, Anleger zu schützen und Rechtssicherheit für die Emittenten und Anbieter von Kryptowerten zu schaffen. Die neuen Vorschriften sollen die Bedingungen regeln, unter denen ein Anbieter in der EU zugelassen werden kann und welche Sicherheiten - unter anderem hinsichtlich Eigenkapital, der Verwahrung von Vermögenswerten oder der Rechte der Anleger - er dafür bieten muss.

Dieses Digital Finance Package der EU könnte zumindest bis zu einem gewissen Grad einen Anlegerschutz sicherstellen. Es wird allerdings noch dauern, bis dieser erste Vorschlag zu einem rechtskräftigen Gesetz wird. Selbst Optimisten rechnen nicht vor dem Jahr 2024 damit.

So können die Finanzaufseher weiterhin nur Warnungen veröffentlichen - in den ersten beiden Monaten des Jahres 2022 bereits 15 an der Zahl. Unter der Fülle der via Social Media, E-Mail oder andere Kanäle verbreiteten marktschreierischen Angeboten verpuffen diese Warnungen jedoch geradezu. Dabei wäre besondere Vorsicht angesagt. Laut FMA-Vorstand Müller verlieren Anleger bei Betrugsfällen mit Kryptowährungen durchschnittlich 40.000 Euro. Der höchste bisher in Österreich eingetretene Schaden liegt laut FMA bei 650.000 Euro.

Die Tricks der Krypto-Betrüger

Krypto-Betrüger gehen dabei sehr gewieft vor. Sie konzipieren ihre Angebote so, dass sie unter keine Konzessionspflicht fallen und daher auch nicht von der FMA beaufsichtigt werden können.

Oft werden dabei auch nicht direkt Krypto-Assets verkauft, sondern etwa Soft- oder Hardware, die angeblich besonders ertragreich zum Mining, also zum Erschaffen von virtuellem Geld eingesetzt werden kann oder die es ermöglichen, besonders ertragreich damit zu handeln. Oder etwa um angebliche besonders ertragreiche virtuelle Währungen, für die Informations- und Schulungsmaterial gekauft werden muss.

Da die Angebote in der Regel grenzüberschreitend erfolgen empfiehlt die FMA dringend, vor einem Investment gründlich zu recherchieren, ob für den jeweiligen Anbieter bereits Warnmeldungen veröffentlicht wurden.

6 häufige Betrugsmodelle

Viele Betrugsmodelle von Krypto-Gaunern ähneln der von Strukturvertrieben bekannten „Multilevel Marketing Plans“ (MMPs). Dabei akquiriert jeder Kunde gleichzeitig neue Kunden und neue Verkäufer und wird nach einem ausgeklügelten System prozentuell an den Umsätzen beteiligt. Wobei jedoch nur für jene wirklich Gewinne übrig bleiben, die diesen Plan ausgeheckt und gestartet haben.

1. Das Ponzi-Schema

Dabei utopisch hohe Renditen und geringes Risiko versprochen und Kundengelder in Form von Bitcoins, Ripple, Ethereum oder anderen Kryptowährungen eingesammelt. Häufig werden zu Beginn auch tatsächlich Gewinne ausbezahlt, allerdings werden diese nicht durch den Verkauf eines bestimmten Assets erzielt. Stattdessen erhalten frühere Kunden Gewinnzahlungen aus den Geldern neuer Kunden.

Sobald allerdings ein größerer Teil der Anleger auf einmal eine Auszahlung der Gewinne verlangt oder keine neuen Kunden hinzukommen, bricht das System zusammen. Die Initiatoren des Ponzi-Schemas haben Kasse gemacht, die Investments der später eingestiegenen Kunden sind verloren.

2. Exit Frauds

„Exit Fraud“ ist eine Betrugsmasche, bei der ein Unternehmen zunächst Geld einsammelt, zumeist über ein Initial Coin Offering (ICO) für eine neue Kryptowährung, einsammelt. Dann wird auch der Anschein eines aufrechten Geschäftsbetriebes simuliert und die Kunden zu weiteren Zahlungen verlockt. Nach einiger Zeit bricht allerdings jeglicher Kontakt ab, die Verantwortlichen sind zumeist nicht ausfindig zu machen und die Kundengelder verschwunden.

3. Pretend Hacker

Bei „Pretend Hack“ wird ebenfalls Geld eingesammelt und nach einer gewissen Zeit den Kunden vorgegeben, dass ein Hackangriff auf das Unternehmen stattgefunden hat, bei dem die Kundengelder und die Krypto-Assets verloren gegangen sind. Danach bricht jeglicher Kontakt ab, das Unternehmen verschwindet und das Geld der Anleger ist verloren.

4. Simulierte Scheingewinne

Zuerst werden Anleger auf über Social-Media-Netze zu Trading Plattformen für außerbörsliche Produkte (CFDs, binäre Optionen, Krypto-Assets…) gelockt, die nicht unter Finanzmarktaufsicht stehen. Dabei wird zusätzlich das Versprechen abgegeben, dass das Risiko minimal sei. Zusätzlich wird eine Versicherung gegen einen Kapitalverlust angepriesen, die allerdings erst ab einem gewissen Investment in Kraft tritt.

Die Plattformen selbst werden mit einer von den Betrügern entwickelten Software betrieben, die Kurse beeinflusst und positiv dargestellt. Sobald Anleger investieren wächst ihr virtuelles Depot rasant an. Die vermeintlichen Renditen werden jedoch aber nicht ausbezahlt. Investierte Gelder verschwinden in der Folge einem Konstrukt aus Tarn- und Scheinfirmen.

5. Pump and Dump

Ein alter Börse-Trick, der mit Pennystocks, eigentlich wertlosen Aktien funktioniert, wird auch mit unbedeutenden und unbeachteten Krypto-Assets verwendet. Dabei kaufen die Betrüger große Mengen des Krypto-Assets auf und verbreiten danach gezielt Falschinformationen über soziale Medien. So locken sie gutgläubige Investoren an, die ebenfalls investieren. Darauf steigt der Kurs („Pump“). In Folge verkaufen die Betrüger alle ihre Coins und der Kurs bricht zusammen („Dump“). Die Mitglieder der Anfangsgruppe erzielen so Gewinne, die gutgläubigen späteren Investoren hohe Verluste.

6. Finanzagenten / Money Mules

Ein besonders gefährlicher, weil auch für die gutgläubigen Investoren strafrechtlich relevanter Trick ist der der "Money Mules". Als Motiv steht dahinter in der Regel, Internet-Benutzer als Finanzagenten zur Geldwäscherei einzusetzen Ein Delikt, das jedoch mit bis zu 10 Jahren Freiheitsstrafe oder wegen einer finanzmarktrechtlichen Verwaltungsübertretung mit bis zu 60 000 Euro bestraft werden kann.

Die Geldwäscher werben dabei zumeist mittels Spam-Mails mit lukrativen Job-Angeboten und guten Verdienstmöglichkeiten. Der Finanzagent muss dabei als „Junior-Trader“ in Krypto-Currencies auf seinem Konto eingelangte Gelder abzüglich Provision (üblich sind dabei ca. 5 %) in verschiedene Kryptowährungen, meist Bitcoins, wechseln oder sie direkt weiter transferieren. Solche Finanzagenten werden im Geldwäscher-Jargon auch „Money Mules“, also Geldtransportesel, genannt.

Zur Herkunft dieser Gelder gibt es immer wieder andere aktuelle Begründungen. In Wirklichkeit stammen die Beträge aus Straftaten wie Drogenhandel, Betrug, Steuervergehen, oder Erpressung. Gelder oder Krypto-Assets unbekannter Herkunft an andere Konten zu überweisen hat jedoch rein gar nichts mit seriösem Trading zu tun. Personen, die Gelder unbekannter Herkunft an andere weiter überweisen oder in andere Währungen umtauschen machen sich als Finanzagenten strafbar.

Ein weiteres Risiko dabei ist, dass die Täter skrupellos die ihren Opfern übermittelten Dokumente wie Personalausweise, Meldezettel oder Reisepass nutzen, um damit ohne deren Wissen oder Einverständnis weitere Konten zur Geldwäsche eröffnen.

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