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Aufsichtsratsvergütung in Österreich: das verdienen Aufsichtsräte

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Die Vergütungen der Aufsichtsräte der ATX-Unternehmen steigt langsam, die der Vorstandschefs schneller. Die Frauenquote beim Aufsichtsratsvorsitz steigt ebenfalls langsam.

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Die Vorsitzenden der Aufsichtsräte der größten börsennotierten Unternehmen Österreichs haben 2017 deutlich besser verdient. Im internationalen Vergleich gibt es aber noch Aufholbedarf, sagt Michael Kramarsch, Partner der Unternehmensberatung hkp-Group. "Man sieht, dass es zwar die letzten zwei Jahre ganz happige Steigerungen gab, aber das Ganze auf einem vergleichsweise bescheidenen Niveau."

Die Aufsichtsratschefs - darunter zwei Chefinnen - der 20 im wichtigsten österreichischen Index ATX vereinten Firmen haben im Vorjahr im Schnitt 86.097 Euro verdient, um 12,9 Prozent mehr als im Jahr davor. Betrachtet man nur die zehn Aufsichtsratsvorsitzenden, die bereits 2016 ganzjährig im Amt waren, beträgt die Vergütungszunahme 7,0 Prozent.

"Das heißt, dass es schon einen Aufholprozess in der Aufsichtsratsvergütung in Österreich gibt und auch geben muss, weil ich für diese professionelle Tätigkeit auch professionell bezahlen muss", sagte Kramarsch zur APA. Derzeit sei es in Österreich so, "dass es andere Gründe geben muss als Geld, damit man den Aufsichtsratsjob macht".

Aufsichtsräte sollten mehr verdienen, das sei auch im Interesse der Aktionäre, "weil der Vorstand ein Gegengewicht im Aufsichtsrat braucht", so Kramarsch, "und das kann der Aufsichtsrat nur darstellen, wenn er fachkompetent ist und mit entsprechendem Zeitbudget an seine Aufgaben herangeht."

Mit Abstand die höchste Aufsichtsratsgage kassierte im Vorjahr Hanno Bästlein - er erhielt von Lenzing in Summe 200.500 Euro. Friedrich Rödler erhielt als Chefkontrolleur der Erste Group 142.000 Euro, und Jürg Zumtobel ließ sich seine Aufsichtsratstätigkeit mit 135.000 Euro vergüten.

Bei Schoeller Bleckmann gab es nach dem neuerlichen Ausfall variabler Anteile wieder nur 9.000 Euro für Norbert Zimmermann. International sei es ohnehin Best Practice, dass es für die Aufsichtsräte keine variable Vergütung gibt, sagte Kramarsch. "Die Anreizwirkung sollte für den Aufsichtsrat nicht parallel zu der des Vorstands sein, weil er sozusagen in der Gewaltenteilung das Gegengewicht darstellt." Unter dem ATX-Durchschnitt sind auch die Vergütungen der Aufsichtsratschefs der teilstaatlichen Konzerne OMV, Telekom Austria, Verbund und Post.

International sei der ATX mit einer Kombination des deutschen MDAX (Index für mittelgroße Unternehmen) und SDAX (deutscher Index für kleine Unternehmen) vergleichbar, sagte Kramarsch. Diese deutschen Unternehmen bezahlen ihren Aufsichtsratschefs im Durchschnitt 157.000 Euro, also fast doppelt so viel wie die ATX-Firmen, hat hkp errechnet.

Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der ATX-Unternehmen (ohne Arbeitnehmervertreter) liegt im unternehmensgewichteten Durchschnitt bei 17 Prozent. Die Aufsichtsräte von Post und Wienerberger werden von Frauen geleitet. Insgesamt beträgt der Frauenanteil an den Aufsichtsratsmitgliedern der börsennotierten Unternehmen Österreichs mit 23 Prozent etwa auf dem deutschen Niveau.

Das gelegentlich vorgebrachte Argument, es gebe zu wenige qualifizierte Frauen für Aufsichtsratsposten, sei "Wahrheit und Ausrede zugleich", meint Kramarsch. "Zum einen fallen Aufsichtsräte ja nicht vom Himmel, sondern das ist in der Regel eine Verlängerung einer erfolgreichen Vorstandstätigkeit. Und wenn es wenige Frauen bei den Vorständen gibt, dann ist diese Pipeline deutlich dünner als auf der männlichen Seite. Auf der anderen Seite sind aber im ATX nicht abertausende von weiblichen Aufsichtsratsmandaten zu besetzen", so Kramarsch. "Wer sucht, der findet auch."

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