Trend Logo

Wifo: Ein "Öxit" käme Österreich teuer

Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
3 min
Der österreichischen Wirtschaft täte ein EU-Austritt nicht gut
©APA/APA/THEMENBILD/GEORG HOCHMUTH
  1. home
  2. Aktuell
  3. Nachrichtenfeed

Nach dem Brexit, dem EU-Austritt Großbritanniens, liebäugeln manche Politiker in Europa mit einem ähnlichen Schritt. Österreich käme der Wegfall der EU-Mitgliedschaft teuer, so das Ergebnis einer Analyse des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo). Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Preisen von 2022 wäre im Schnitt um 35 Mrd. Euro oder 7,8 Prozent niedriger, errechneten Wifo-Direktor Gabriel Felbermayr und Inga Heiland von der Norwegian University of Science and Technology.

von

Die Szenarien reichen von einem Rückgang um 5,3 Prozent bis 10,4 Prozent des BIP. In absoluten Zahlen liegt der erwartete Effekt bei 24 bis 47 Mrd. Euro pro Jahr.

Den größten Effekt zum Nutzen der EU liefert der Binnenmarkt, der 74 Prozent der Gesamtvorteile der EU-Mitgliedschaft ausmacht. Die Schengenzone ist der zweitgrößte Wohlstandstreiber, geht aus der Analyse hervor. Und die Währungsunion ist der drittwichtigste Faktor.

Um den wirtschaftlichen Nutzen der EU-Mitgliedschaft abzuschätzen, müssen die bisher erfolgten Integrationsschritte analysiert werden, heißt es in der Analyse. Das reale Bruttoinlandsprodukt (BIP) Großbritanniens dürfte auf Grund des Brexits um 3,2 Prozent bis 6,7 Prozent niedriger liegen, als es sonst wäre. Ein Zusammenbruch der EU würde Österreich langfristig deutlich härter treffen: Einerseits haben die Briten einen größeren Inlandsmarkt, andererseits wäre Österreich durch die geografische Lage stärker von einem Alleingang betroffen.

Pro Kopf gerechnet, würde dies im Mittel einem wirtschaftlichen Schaden von 3.860 Euro entsprechen. Die Szenarien reichen hier von 2.735 Euro bis 5.190 Euro pro Kopf. Im EU-Ranking käme Österreich damit auf den sechsten Platz von 27 Ländern, zeigen die Simulationsergebnisse der beiden Ökonomen. Bei einem überraschenden "Öxit" käme es kurzfristig sogar zu einem doppelt so hohen Schaden.

Da Österreich jedoch EU-Nettozahler ist, müssten die Kosten der EU-Mitgliedschaft vom wirtschaftlichen Nutzen abgezogen werden. Allerdings halten sich die jährlichen Kosten mit 113 Euro bis 184 Euro pro Kopf in Grenzen: Österreich zahlt zwar rund 3 Mrd. bis 4 Mrd. Euro jährlich, die bisher höchste Zahlung erfolgte 2020 mit 3,55 Mrd. Euro. Allerdings flossen in den vergangenen Jahren im Schnitt rund 2,3 Mrd. Euro etwa für Landwirtschaft oder Forschung an Österreich zurück.

Der wirtschaftliche Vorteil der EU spiegle sich auch im Vergleich der EU-Mitglieder mit den USA wieder, wie Heiland und Felbermayr ausführen. Erzielten jene Länder, die ab 2004 der EU beigetreten sind, vor 20 Jahren etwa 35 Prozent des Pro-Kopf-BIP der USA, erreichten sie im Jahr 2022 schon 57 Prozent des US-Niveaus. "Etwa die Hälfte der beobachteten Konvergenz dürfte kausal auf die EU Mitgliedschaft zurückzuführen sein", teilten die Ökonomen mit.

Über die Autoren

Logo
Abo ab €16,81 pro Monat
Ähnliche Artikel
Nehammer und Brunner für weiteren Infrastruktur-Ausbau
Nachrichtenfeed
Kanzler sieht Infrastruktur als Schlüssel für Standort
Bei fünf Fluglinien kam es am Freitag zu Verzögerungen
Nachrichtenfeed
IT-Probleme - Österreich kam glimpflich davon
Betroffen war vor allem der internationale Luftverkehr
Nachrichtenfeed
Fehlerhaftes Update löst weltweit IT-Probleme aus
Die Liquiditätskrise sorgte im Sommer 2022 für Aufsehen
Nachrichtenfeed
RH ortete Mängel beim Risikomanagement der Wien Energie
Erneuerbare wachsen nicht so schnell wie der Stromverbrauch
Nachrichtenfeed
IEA ortet rasanten Anstieg des weltweiten Stromverbrauchs
Austro-Exporteure nicht in sonnigster Stimmung
Nachrichtenfeed
WKÖ: Exporteure nur vorsichtig positiv gestimmt
Bild eines Protests der Essenslieferantinnen und -lieferanten aus 2023
Nachrichtenfeed
Foodora zahlt ohne KV-Einigung ab August 5,8 Prozent mehr
Der Bahnsteigbereich wird zur Gänze überdacht
Nachrichtenfeed
Wiener Westbahnhof erhält PV-Anlage über den Bahnsteigen
Leerstand kann mittlerweile effektiv besteuert werden (Symbolbild)
Nachrichtenfeed
Keine einheitliche Linie zu Leerstandsabgabe in den Ländern
Kocher: Kurzarbeit soll nicht konjunkturelle Schwankungen ausgleichen
Nachrichtenfeed
Kocher bei Kurzarbeit für Liebherr in Lienz skeptisch
Vor allem auf Flughäfen gab es gestern massive Probleme
Nachrichtenfeed
Nach IT-Panne auch weitgehend Entwarnung in Österreich
Liebherr beschäftigt in Lienz insgesamt rund 1.340 Mitarbeiter
Nachrichtenfeed
Liebherr will bis zu 960 Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken