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RBI sagt die Übernahme der Deripaska-Strabag-Anteile ab

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Raiffeisen Bank Russland: Der gewinnträchtige Moskauer Ableger wird die Strabag-Beteiligung von Oleg Deripaskas Rasperia doch nicht übernehmen.

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Die Raiffeisen Bank International (RBI) hat die geplante Übernahme der Deripaska-Anteile am Baukonzern Strabag (24,1 %) aufgrund des Sanktionsrisikos abgeblasen.

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Der Deal schien bereits in trockenen Tüchern zu sein: Die Raiffeisen Bank International (RBI) beabsichtigte, die Anteile des russischen Milliardärs Oleg Deripaska am heimischen Baukonzern Strabag (24,1 %) zu übernehmen.

Ende März hat Deripaska dafür die Weichen gestellt und seine Anteile an die russische Beteiligungsgesellschaft Iliadis JSC übertragen. Geplant war, dass Raiffeisen Russland diese Anteile anschließend um rund 1,5 Milliarden € erwirbt und sie in weiterer Folge in Form einer Sachdividende an die RBI in Wien überträgt.

Die RBI wollte auf diesem Weg auch ihr in Russland eingefrorenes Vermögen nach Österreich holen. Nun lässt die RBI den Deal wegen des Sanktionsrisikos platzen.

Übernahme wird nicht weiter verfolgt

In einer Adhoc-Information vom Abend des 8. Mai 2024 gab die Raiffeisen Bank International die Entscheidung des Vorstands bekannt, den geplanten Erwerb der Strabag SE Aktien nicht weiter zu verfolgen.

In der Erklärung heißt es: "Im jüngsten Austausch mit den relevanten Behörden konnte die Raiffeisen Bank International AG (RBI) nicht den erforderlichen Komfort erhalten, um die geplante Transaktion durchzuführen. Die Bank hat beschlossen, aus Gründen der Vorsicht von der Transaktion Abstand zu nehmen."

Die RBI teilte zudem mit, dass sie seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine ihre Aktivitäten in Russland deutlich reduziert habe. Weiters seien umfassende Maßnahmen ergriffen worden, um die Risiken durch die erhöhten Sanktions- und Complianceanforderungen zu minimieren.

Die RBI strebe zudem weiter die Entkonsolidierung ihrer russischen Tochtergesellschaft an.

Eine solche "Entkonsolidierung" ist jedoch ein schwieriges Unterfangen. De facto bleibt nur noch die Option eines Verkaufs, und bei praktisch jedem Käufer aus Russland droht der RBI das Risiko, selbst sanktioniert zu werden. Im schlimmsten Fall könnte die Bank in der Folge vom westlichen Zahlungssystem ausgeschlossen werden.

RBI: Russlands Finanz-Tor zum Westen

Die Raiffeisen Bank International steht ohnehin aufgrund ihrer Russland-Aktivitäten schwer unter Druck. Sie ist seit den Sanktionsbeschlüssen gegen Russland als Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine Putins letztes verbliebenes Finanz-Tor zum Westen.

In der Bilanz der RBI zum ersten Quartal 2024 wird das Geschäft der Bank in Russland stillgeschwiegen. Es heißt darin: "Ohne die Beiträge in Russland und Belarus liegt das Konzernergebnis bei 333 Millionen Euro." Beim Ausblick auf 2024 werden die beiden Länder unter Hinweis auf die Aufforderung der EZB, das Geschäft dort zu reduzieren, überhaupt nicht mehr berücksichtigt.

Dabei brummt das Geschäft der RBI in Russland, und auch in dessen verbündeten Land Belarus jedoch nach wie vor. 331 Millionen Euro des RBI-Gewinns entfallen im ersten Quartal alleine auf die beiden Länder. Die „Financial Times“ hat errechnet, dass die RBI 2023 mit 464 Millionen Euro am meisten von allen europäischen Banken in Russland an Steuern bezahlt hat. Allerdings, so die RBI, wurden seit dem Höhepunkt in Q2/2022 die Kundenkredite in Russland auf 5,8 Milliarden Euro abgebaut.

Deripaskas Rasperia Trading bleibt Strabag-Aktionärin

Die Strabag gab ebenfalls in einer Aktionärs-Information bekannt, dass durch die Entscheidung der Raiffeisen Bank International AG MKAO „Rasperia Trading Limited“ weiterhin Aktionärin der STRABAG SE bleibe. Das Aktienpaket der Rasperia bleibe jedoch aufgrund der EU-Sanktionsverordnung eingefroren.

Die Strabag weist daraufhin, dass Rasperia gemäß der Beteiligungsmeldung vom März 2024 nicht mehr von Oleg Deripaska sondern von Iliadis JSC („Iliadis“) kontrolliert werde.

Ob die Entscheidung der RBI Auswirkungen auf den Vollzug der von Iliadis gemeldeten Transaktion in Russland hat, könne derzeit nicht beurteilt werden, betont die Strabag. 

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