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Nichts Neues zu Joint Venture Borealis mit Borouge

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Die teilstaatliche OMV verhandelt weiter über ein Joint Venture ihrer Chemie-Tochter Borealis mit Borouge aus Abu Dhabi. Fortschritte gab es dazu auf der Hauptversammlung am Dienstag nicht zu berichten. Man befinde sich weiter in "ergebnisoffenen Verhandlungen" mit Borouge-Eigentümerin und OMV-Großaktionärin ADNOC, teilte OMV-Vorstand Daniela Vlad auf Aktionärsfragen mit. Ziel bleibe eine Zusammenlegung der Chemie-Töchter unter "gleichberechtigten Partnern".

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Sollte das Projekt eines Tages zustande kommen, werde die OMV selbstverständlich darüber informieren, eine außerordentliche Hauptversammlung dazu sei aber nicht vorgesehen.

Sollte Gazprom kein Gas mehr nach Österreich liefern können, etwa weil die Leitungen über die Ukraine ausfallen, muss die OMV der Gazprom auch nichts zahlen. Der umstrittene langfristige Vertrag der OMV mit der Gazprom, der eine Abnahmeverpflichtung beinhaltet, sei in diesem Punkt "sehr branchenüblich". Der Lieferpunkt für russisches Gas liege im österreichischen Baumgarten, erinnerte der Vorstand in diesem Zusammenhang. Wobei Aufsichtsratschef Lutz Feldmann auf eine konkrete Frage versicherte, dass er, wie der gesamte Aufsichtsrat, über die wesentlichen Eckpunkte des Vertrages informiert seien.

Etwas mehr Klarheit brachte die Hauptversammlung zu den Schiedsgerichtsverfahren der OMV gegen die russische Gazprom. Demnach läuft eines vor dem internationalen Schiedsgerichtshof ICC in Genf. Dort hat die OMV 1,82 Mrd. Euro aus entgangenen Einkünften aus dem Gasfeld Juschno-Russkoje in der Zeit Februar 2022 bis Juni 2023 eingeklagt, sagte Energie-Vorstand Berislav Gaso. Russlands Präsident Wladimir Putin hatte per Dekret die OMV-Anteile an dem Gasfeld an russische Firmen übertragen. Gazprom habe aber am Handelsgericht in St. Petersburg ein Urteil erwirkt, das die Fortsetzung dieses Verfahrens untersagt. Die OMV anerkennt wiederum das Gericht in St. Petersburg nicht und geht davon aus, dass das Schiedsverfahren in Genf weitergeht und dort auch eine Entscheidung fallen wird.

Abgesehen davon hat die OMV wegen der Gaslieferungen nach Deutschland und nach Österreich ein Schiedsgerichtsverfahren in Stockholm angestrengt, wie OMV-Chef Alfred Stern auf eine weitere Frage erläuterte. Auch dieses Verfahren wurden von Gazprom vor dem Gericht in St. Petersburg bestritten, das russische Gericht hat dem russischen Monopolisten auch hier Recht gegeben.

Die Abstimmung war zwar am Nachmittag noch offen, aber vorgeschlagen ist, dass für die ausscheidenden Aufsichtsratsmitglieder Gertrude Tumpell-Gugerell, Alyazia Ali Al Kuwaiti, Karl Rose und Saeed Al Marrouei neu die Vorarlbergerin Dorothée Deuring (bis 2027), der Niederländer Patrick Lammers (bis 2026) sowie Khaled Salmeen und Khales Mohamed Alalkeem Al Zaabi (beide bis 2027) in das Gremium einziehen. Damit fällt der Frauenanteil unter den 10 Kapitalvertretern von 40 Prozent auf das gesetzliche Minimum von 30 Prozent.

Die OMV will sich die Möglichkeit offen halten, in den kommenden vier Jahren Hauptversammlungen auch online oder hybrid abzuhalten, auch wenn derzeit Präsenzveranstaltungen geplant sind, wie der Vorstand versicherte. Ansonsten ging die Hauptversammlung ruhig über die Bühne. Antworten auf Aktionärsfragen gab es erst nach der Mittagspause, in der sich der Saal gelichtet hatte. Diejenigen, die ausharrten, erfuhren unter anderem, dass die Tankstellenshops ein Drittel zum Ergebnis des Tankstellengeschäfts beitragen, oder dass der Frauenanteil im Management derzeit bei 24,4 Prozent liegt, aber bis 2030 auf 30 Prozent steigen soll. Die OMV hat den Angaben zufolge keine Probleme, ihre Projekte zu versichern, auch wenn Versicherungsunternehmen zunehmend Umweltfreundlichkeit als Bedingung herausstellen. Eine Kapitalerhöhung werde aktuell nicht erwogen, die Nettomiete für den Hauptsitz in Wien betrug 2023 10,8 Mio. Euro, der unbefristete Vertrag dazu kann von der OMV 2030 gekündigt werden. Auch hat die OMV für 2023 ergebniswirksam eine Übergewinnsteuer von 18 Mio. Euro verbucht - für 2024 rechnet die OMV nicht mit einer Übergewinnsteuer, weil der erwartete Gewinn innerhalb der Spanne der Vergleichsjahre liegen dürfte.

Die Hauptversammlung der OMV begann am Dienstag fast schon traditionsgemäß mit Protesten von Umweltorganisationen. Ein Dutzend Aktivisten aus den Gruppierungen Attac, Jugendrat, System Change, Not Climate Change, Block Gas und der Kampagne OMV & Co. vergesellschaften verlangten vor der Messehalle eine Vergesellschaftung des Unternehmens - und langfristig des gesamten Energiesektors. Drei Aktivisten waren im Saal und skandierten vor dem Start einige Minuten ihre Forderungen, bevor sie sich friedlich hinausleiten ließen. Die Aktionärinnen und Aktionäre beobachteten diese Szene noch entspannt, oder suchten unterdessen noch ihre Plätze.

Weniger entspannt reagierten Aktionäre, als nach dem Start der Ausführungen von OMV-Chef Alfred Stern ein weiterer Aktivist mit lauten Zwischenrufen die Veranstaltung störte. Dafür gab es Buhrufe und unfreundliche Reaktionen aus dem Publikum. Der Aktivist wurde nach einigen Minuten unter Applaus der Aktionäre von Sicherheitskräften aus dem Saal gedrängt. Am Abend ab 17 Uhr sollte eine Demonstration gegen die OMV vor dem Gebäude dann mehr Teilnehmer anlocken. Aktivisten waren aber auch bei den Aktionärsfragen an die Unternehmensführung sehr präsent und stellten einen Gutteil der Fragen.

Die Umweltorganisation Greenpeace demonstrierte unterdessen am Wiener Karlsplatz mit einem sechs Meter hohen Modell-Gasbohrturm. Damit wendet sich die Organisation gegen geplante Gasprojekte im Allgemeinen und gegen das Neptun Deep Gasfeld im Schwarzen Meer vor Rumänien im Speziellen. Diese stünden "im Widerspruch zu jeglichen Klimaschutzbemühungen", schreibt Marc Dengler, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace, in einer Aussendung.

Bei den Abstimmungen am späteren Nachmittag wurden alle Tagesordnungspunkte angenommen, was angesichts der Stimmenmehrheit der beiden Großaktionäre ÖBAG (Republik Österreich) und ADNOC (Abu Dhabi National Oil Company), die in einem Syndikat gemeinsam über 56 Prozent an der OMV halten, zu erwarten war. Damit wurden die vier neuen Aufsichtsratsmitglieder gekürt, eine Dividende von 5,05 Euro je Aktie (2,95 Euro reguläre Dividende und 2,10 Euro Sonderdividende) beschlossen und auch alle Satzungsänderungen durchgewunken, wie aus einer Mitteilung der OMV nach dem Abstimmungsende hervorgeht.

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