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Nationalrat beschließt Orientierungsklassen

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Der Nationalrat tagt zum letzten Mal vor der Sommerpause
©APA/APA/MAX SLOVENCIK/MAX SLOVENCIK
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Der Nationalrat hat am Freitag mit breiter Mehrheit die Einführung von Orientierungsunterricht beschlossen. Zugewanderte Kinder im schulpflichtigen Alter, die keine Erfahrung in Bildungseinrichtungen haben, sollen ab dem kommenden Schuljahr nach ihrer Ankunft in Österreich zuerst Orientierungsklassen besuchen. Für die Einführung der Orientierungsklassen stimmten bei der Plenarsitzung neben den Regierungsfraktionen auch die Grünen. Die FPÖ lehnte die Maßnahme ab.

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Während des Besuchs der Orientierungsklassen für die Dauer von maximal sechs Monaten sollen die Kinder auf den Unterricht im österreichischen Schulsystem vorbereitet werden, indem ihnen erste Deutschkenntnisse und Grundfertigkeiten für den Schulbesuch vermittelt werden. Dafür können eigene, auch klassen-, schulstufen-, schulstandort- und schulartübergreifende Gruppen eingerichtet werden. Der Übertritt in eine Deutschförderklasse soll flexibel erfolgen können. Ähnliche Modelle gibt es bereits in Wien und Vorarlberg, mit der Änderung des Schulunterrichtsgesetzes werden die Orientierungsklassen per 1. September bundesweit etabliert.

Gegen die Maßnahme sprachen sich nur die Freiheitlichen aus. FPÖ-Abgeordneter Hermann Brückl kritisierte die Orientierungsklassen als reine "Placebo-Maßnahme", die allein der Symptombekämpfung dienen würde. Es sei nicht Aufgabe der Schule und der Lehrer eine derartige reine Integrationsmaßnahme durchzuführen, stattdessen sollten die im Bereich engagierten Vereine dies übernehmen, anstatt die Lehrer weiter zu belasten.

Mit der Maßnahme würden Lehrerinnen und Lehrer eben entlastet, entgegneten die Vertreter der Regierungsparteien. Bevor sie ins Regelschulwesen kommen, müssten Kinder dafür fit sein, meinte ÖVP-Generalsekretär Nico Marchetti. Es habe sich in Wien und Vorarlberg gezeigt, dass die Orientierungsklassen gut funktionieren und die Schulen entlasten, so Heinrich Himmer, Bildungssprecher der SPÖ. Wie viele Plätze tatsächlich benötigt würden, wisse man nicht, "aber wir sind vorbereitet auch für die Zukunft", sagte Bildungsminister Christoph Wiederkehr (NEOS) zur Kritik der FPÖ, wonach die Maßnahme ja gar nicht mehr notwendig sei, wenn der Familiennachzug tatsächlich gestoppt worden sei.

Zugleich mit der Vorlage wurde die Einführung digitaler Studierendenausweise an Pädagogischen Hochschulen durch eine Änderung des Hochschulgesetzes ermöglicht. Beschlossen wurden zudem neue Ausbildungsangebote für Elementarpädagoginnen und -pädagogen. Bildungsminister Wiederkehr sprach von einem "Paradigmenwechsel" in der Elementarpädagogik, weil Fachhochschulen und Universitäten dadurch ein eigenes Studium der Elementarpädagogik anbieten könnten. Den Grünen ging das jedoch nicht weit genug. Sie forderten eine tertiäre Ausbildung für Elementarpädagoginnen und -pädagogen wie in anderen europäischen Ländern.

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