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Die Durchschnittspension von Frauen liegt laut einer Aufstellung der Abteilung Wirtschaft, Arbeit und Statistik (MA 23) und des Frauenservice (MA 57) der Stadt Wien für den Städtebund bei 1.527 Euro brutto, jene von Männern bei 2.535 Euro brutto. Die Rechnung basiert auf der Pensionsversicherungs-Jahresstatistik. Betrachtet man allerdings die Pensions-Neuzugänge, so ist der Gap laut Pensionsversicherung mit 33,9 Prozent 2024 deutlich kleiner. Frauen erhalten 1.826 Euro, Männer 2.762 Euro.
Geht man wieder vom Gesamt-Schnitt aus, so bedeutet das laut dem gewerkschaftsnahen Momentum Institut für Frauen in ihrem gesamten Pensionsleben einen Verlust von 204.000 Euro an kumulierter Bruttopension. Mit der Lücke geht denn auch eine größere Gefahr von Altersarmut einher, betonte die Organisation - jede fünfte Pensionistin sei armutsgefährdet. Die durchschnittliche Netto-Frauenpension liege mit 1.674 Euro im Monat schließlich nur 13 Euro über der Armutsgefährdungsschwelle von 1.661 Euro. Jene von Männern liege mit 1.953 Euro etwa 300 Euro darüber.
Im EU-Vergleich hat Österreich laut Eurostat bei den Über-65-Jährigen mit 35,6 Prozent die drittgrößte Pensionslücke. Nur in den Niederlanden und in Malta ist diese noch größer. Der EU-Durchschnitt liegt bei 24,7 Prozent.
Auch innerhalb Österreichs existieren regionale Unterschiede. Am besten schneidet laut Städtebund Wien ab, wo der Equal Pension Day erst am 19. September stattfindet, darauf folgen mit Abstand Kärnten (10. August) und Niederösterreich (6. August). Im Burgenland fällt der Tag auf den 5., in Salzburg auf den 4. und in der Steiermark auf den 1. August. Im Juli liegt der Equal Pension Day in Tirol (24.), in Oberösterreich (19.) und im Schlusslicht Vorarlberg (13.).
Vorab fielen erste Forderungen: "Durch eine hohe Teilzeitquote und geringere Gehaltseinstufungen rutschen Frauen leichter in Altersarmut und Abhängigkeiten. Dies zu ändern ist ein langer Weg, aber wir müssen ihn gehen!", stellte die Wiener Vizebürgermeisterin Kathrin Gaál (SPÖ), gleichzeitig Vorsitzende des Frauenausschusses des Städtebundes, fest. Generalsekretär Thomas Weninger plädierte für Lohntransparenz, die Einbeziehung von Männern in die unbezahlte Care-Arbeit und einen Ausbau von Kindergärten. Nur wenn es gute Kinderbetreuung gebe, könnten Frauen schließlich Vollzeit arbeiten und damit einen fairen Lohn und eine gerechte Pension erhalten.
Das Momentum Institut plädierte für eine Aufwertung von Niedriglohnbranchen und systemrelevanter Arbeit, die überwiegend von Frauen geleistet werde. Auch brauche es eine bessere Anrechnung von Kindererziehungs- und Pflegezeiten für die Pension, eine verpflichtende Väterkarenz und eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich.
Die Freiheitlichen kritisierten das Reformtempo in Sachen "Gender-Pension-Gap". Bleibe es dabei, würde dieser erst in Jahrzehnten geschlossen, erklärte deren Frauensprecherin Rosa Ecker, die neuerlich eine Berücksichtigung der Care-Arbeit für das Pensionssystem forderte. "Obwohl viele Frauen Kinder erziehen, Teilzeit arbeiten oder Angehörige pflegen, wird dies im Pensionssystem kaum berücksichtigt." Statt eines fairen Ausgleichs würden Frauen oft nur mit Almosen abgespeist. Neben der anrechenbaren Pensionszeit für Mütter und einer Unterstützung für Teilzeitmütter müssten auch die Löhne in Niedriglohnbereichen steigen.
Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner (SPÖ) ortete "noch viel Luft nach oben" in Sachen Gleichstellung. Es gehe darum, "lange bestehende Ungleichheiten auch wirklich endlich in die Geschichtsbücher" zu verbannen. Dafür sei einiges im Regierungsprogramm vorgesehen, sagte Holzleitner im Ö1-"Mittagsjournal". Abermals verwies sie etwa auf die geplante "fristgerechte" Umsetzung der EU-Richtlinie zur Lohntransparenz bis Mitte 2026: "Wir arbeiten mit Hochdruck daran", so Holzleitner. Anhand internationaler Beispiele könne man sehen, dass die Transparenz bei Gehältern durchaus etwas bringe und damit die Lohnschere geschlossen werden könne.
Eine rasche Umsetzung der im Regierungsprogramm vorgesehenen Maßnahmen wünscht sich auch der pinke Koalitionspartner. Als "ersten wichtigen Schritt", um die Pensionslücke in Zukunft zu verringern, hob NEOS-Frauensprecherin Henrike Brandstötter den Nachhaltigkeitsmechanismus bei den Pensionen hervor. "Jetzt geht es vor allem darum, strukturelle Maßnahmen zu setzen, um die viel zu hohe Teilzeitquote bei Frauen zu verringern, die für diese Kluft hauptverantwortlich ist." Viele Frauen hätten wegen fehlender Kinderbetreuungsmöglichkeiten "keine andere Wahl", "als sich für längere Zeit dem Arbeitsmarkt zu entziehen".