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Viele Anleger dürften derzeit Gewinne mitnehmen und den Ausgang der Zoll-Verhandlungen der USA und der EU abwarten. "Die Investoren bleiben vorsichtig und schauen mit zunehmender Spannung in Richtung 9. Juli", sagte der Marktexperte Andreas Lipkow. Bis dahin sollen die Verhandlungsergebnisse zwischen den USA und den anderen Ländern in Bezug auf den Handelskonflikt bekannt gegeben werden. Lipkow sieht dabei "viel Überraschungspotenzial."
Vorerst lassen Fortschritte auf sich warten. Nach einem Treffen mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU) sagte der bayerische Ministerpräsident und CSU-Chef Markus Söder, er rechne nicht mit einer vollständigen Rücknahme der angedrohten Abgaben.
Gut gesucht waren am Dienstag Versorger-Aktien. So zählten Iberdrola-Aktien mit einem Plus von 0,6 Prozent zu den Gewinnern im Euro-Stoxx-50. In Frankfurt legten die Aktien der Stromkonzerne RWE und E.On 1,8 Prozent bzw. 1,4 Prozent zu. Neben fallenden Marktzinsen profitierten Aktien der Branche auch von einer politischen Entscheidung in Großbritannien. Die britische Regulierungsbehörde Ofgem habe den Versorgern eine etwas höhere Eigenkapitalrendite zugestanden als erwartet, schrieb dazu Analyst Pavan Mahbubani von JPMorgan. Es gehe noch um die Details, auf den ersten Blick schienen die Nachrichten aber positiv für Stromkonzerne und Netzbetreiber.
Gute Nachfrage gab es nach einer Analystenempfehlung auch in LVMH. Die Aktien des Luxusgüterkonzerns lagen mit einem Plus von 5,5 Prozent ganz oben im Euro-Stoxx-50. Die Analysten von Goldman Sachs haben die Aktie auf ihre "European Conviction Buy List" für besonders aussichtsreiche europäische Werte gesetzt.
Unter Druck kamen Aktien von Siemens Energy und verloren 5,8 Prozent. Zum Handelsstart hatten die Papiere ihre Rekordrally noch fortgesetzt. Analyst Akash Gupta von JPMorgan zeigte sich in einem Ausblick auf den Anfang August anstehenden Quartalsbericht zwar optimistisch für den Energietechnikkonzern und hob sein Kursziel deutlich auf 78 Euro an. Dennoch sieht er derzeit kein weiteres Potenzial mehr und blieb bei seinem neutralen Anlageurteil.
Zur Schwäche neigte europaweit der Bankensektor. Er reagierte auf die Aussicht sinkender Zinsen, die eine Belastung für das Einlagengeschäft der Geldhäuser darstellt. Zudem ist die Neigung zu Gewinnmitnahmen nach dem starken Anstieg im ersten Halbjahr groß. Der Bankensektor hatte um knapp 30 Prozent zugelegt und damit das stärkste erste Halbjahr seit 1997 verzeichnet.
AMSTERDAM - NIEDERLANDE: FOTO: APA/APA (AFP)/JOHN THYS