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Marktexperte Andreas Lipkow sprach von einer durchwachsenen Stimmungslage. Die Investoren bauten weiterhin auf eine Einigung zwischen den USA und Europa im Strafzollstreit, allerdings bedeute das noch keine Entwarnung. "Die Konjunkturaussichten bleiben alles andere als rosig und so benötigen die aktuellen Käufer eine gehörige Portion Optimismus, um in diesem Marktumfeld in europäische Unternehmen zu investieren", so Lipkow.
Gestützt wurde die Börsenstimmung am Dienstag von Medienberichten über ein mögliches Einlenken von US-Präsident Donald Trump bei den Zöllen für die Autoindustrie. Hier soll es nun Erleichterungen geben. Trump werde noch am Dienstag Dekrete zu Autozöllen unterzeichnen, kündigte eine Sprecherin des Weißen Hauses an, ohne weitere Details zu nennen. Gut aufgenommen wurden zudem Konjunkturdaten aus Deutschland. Das veröffentlichte GfK-Konsumklima blieb zwar trüb, hellte sich aber etwas auf und fiel damit besser aus als befürchtet.
Für größere Kursbewegungen bei einzelnen Aktien sorgte die Ergebnisberichtssaison. Aktien von Schneider Electric büßten nach Zahlen 6,4 Prozent ein und rutschten damit auf den letzten Platz im Euro-Stoxx-50. Der französische Technologiekonzern ist mit deutlichen Zuwächsen in das neue Jahr gestartet. Die Umsätze im ersten Quartal wuchsen um 8,4 Prozent auf rund 9,3 Mrd. Euro. Analysten hatten jedoch stärkere Zuwächse erwartet.
Gut aufgenommen wurden hingegen die vom Rheinmetall vorgelegten Ergebnisse. Die Aktien des Rüstungskonzerns legten 7,0 Prozent zu. Der Rüstungsboom hat Rheinmetall zum Jahresstart kräftige Zuwächse beschert. Dabei profitierte Deutschlands größter Rüstungskonzern neben einer hohen Nachfrage auch von Vorzieheffekten.
Mehrere Zahlenvorlagen gab es am Dienstag auch aus dem Bankensektor. Aktien der Banco Bilbao verloren nach Zahlen 2,0 Prozent. Die spanische Großbank hat im ersten Quartal dank höherer Provisionseinnahmen und einem starken Anstieg im Handelsergebnis deutlich mehr verdient. Der Gewinn ist um 23 Prozent auf 2,7 Mrd. Euro geklettert. Damit stieg der Gewinn stärker, als Experten erwartet hatten.
Gut wurden hingegen an der Börse der von der Deutschen Bank gemeldete Gewinnsprung aufgenommen. Die Aktien des Bankkonzerns legten 5,0 Prozent zu. Sowohl der Vorsteuergewinn als auch der Überschuss fielen im traditionell guten ersten Quartal um 39 Prozent besser aus als ein Jahr zuvor - dank besseren Geschäften in allen Konzernbereichen und weiteren Einsparungen.
HSBC legten nach Zahlen 2,2 Prozent zu. Nach einem Gewinneinbruch zum Jahresbeginn warnt die britische Großbank vor erhöhter wirtschaftlicher Unsicherheit angesichts der Zollpolitik von US-Präsident Donald Trump. Im ersten Quartal brach der Vorsteuergewinn der Bank um ein Viertel auf 12,7 Mrd. Dollar ein. Analysten hatten aber mit 7,8 Mrd. noch weniger Gewinn prognostiziert.
Unter den größeren Kursverlierern fanden sich am Dienstag adidas-Aktien mit einem Minus von 3,2 Prozent. Adidas bestätigte zwar nach einem überraschend starken Umsatz- und Gewinnsprung zu Jahresbeginn die Prognose für das laufende Jahr, warnte aber vor höheren Kosten durch die US-Zölle. Unter Druck kamen nach Zahlen auch Aktien des Sportwagenbauers Porsche AG und verloren rund 4 Prozent. Porsche hatte die Jahresziele wegen den US-Zöllen und Mehrkosten für Batterien gesenkt.
Auch im weiteren Wochenverlauf dürften Quartalszahlen für Impulse sorgen. Mit Spannung erwartet wird auch, ob sich die Unsicherheiten rund um den Zollkonflikt bereits in dem am Freitag anstehenden US-Arbeitsmarktbericht niederschlagen. Das am Dienstag gemeldete Barometer der US-Verbraucherstimmung ist überraschend stark auf 87 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit 13 Jahren gefallen.
LONDON - GROSSBRITANNIEN: FOTO: APA/APA/AFP/TOLGA AKMEN