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Vorsorgeuntersuchung: Gesundheits-Check zur Prävention

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Blutabnahme

Die Vorsorgeuntersuchung ist ein wichtiges Instrument zur Prävention und Frührerkennung von Diabetes- oder Krebserkrankungen. Die Blutabnahme und Analyse im Labor ist dabei ein entscheidender Punkt.

©Elke Mayr
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Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung haben alle Personen über 18 Jahre mit Wohnsitz in Österreich die Möglichkeit, einmal im Jahr einen umfangreichen Gesundheits-Check durchzuführen. Was dabei untersucht wird, wie die Untersuchungen ablaufen.

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Vorsorgeuntersuchung und Gesundheits-Prävention

Mit der Vorsorgeuntersuchung oder Gesundenuntersuchung, die bei niedergelassenen Ärzten mit einem eigenen Kassenvertrag für die Vorsorgeuntersuchung oder bei Vertragseinrichtungen bzw. Gesundheitszentren der Krankenkassen in Anspruch genommen werden kann, haben alle Personen über 18 Jahre mit Wohnsitz in Österreich die Möglichkeit, einmal im Jahr einen umfangreichen Gesundheits-Check durchzuführen.

Im Rahmen der Primärprävention steht dabei die Vermeidung von gesundheitlichen Risiken im Vordergrund, im Rahmen der Sekundärprävention geht es bei dem auch Gesundenuntersuchung genannten Check um die Früherkennung von Krankheiten. So können allfällige chronische Erkrankungen oder Krankheiten mit schleichenden Symptomen bereits im Frühstadium erkannt werden, was die Heilungschancen erheblich verbessert. Ein Schwerpunkt liegt daher bei Vorsorgeuntersuchungen auch Herz-Kreislauf- und Krebserkrankungen, die zu den häufigsten Todesursachen gehören.

Die kostenlose Vorsorgeuntersuchung kann nur von Ärztinnen/Ärzten mit einem eigenen Kassenvertrag für die Vorsorgeuntersuchung oder bei Vertragseinrichtungen bzw. Gesundheitszentren der Krankenkassen in Anspruch genommen werden.

Vorsorgeuntersuchung in Betrieben

Vorsorgeuntersuchungen können auch von Unternehmen angeboten werden, in denen es einen Betriebsarzt gibt. Für Firmen gibt es Gründe, die dafür sprechen, das zu tun. Präventionsmaßnahmen führen schließlich dazu, dass Menschen gesund und arbeitsfähig bleiben und so dazu beitragen, dass die Produktivität und damit auch die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen erhalten bleibt.

Im Jahrbuch für Gesundheitspolitik und Gesundheitswirtschaft schreibt daher auch Karlheinz Kopf, Generalsekretär der Wirtschaftskammer Österreich:

"Dieser Effekt von Gesundheitsvorsorge ist gerade in Zeiten des Arbeitskräftemangels wesentlich und er wird wohl von großer Bedeutung bleiben. Denn wir wissen, dass uns das Problem der Personalknappheit schon aus demografischen Gründen noch länger begleiten wird. Wenn es uns gelingt, dass wir nicht nur immer älter werden, sondern auch mehr gesunde Lebensjahre verbringen, kehren auch weniger Menschen der Arbeitswelt vorzeitig den Rücken."

Arbeitgeber sind zudem ist verpflichtet, die Sicherheit und den Gesundheitsschutz der Arbeitnehmer in arbeitsbezogenen Aspekten sicherzustellen und laufend zu optimieren. Dafür sind auch Präventionsmaßnahmen, also unter anderem Vorsorgeuntersuchungen im Bereich der Arbeitsmedizin vorgesehen.

Untersuchungen im Rahmen der Arbeitsmedizin sind vor allem notwendig bei:

  • Tätigkeiten mit Gefahrstoffen oder biologischen Arbeitsstoffen, einschließlich gentechnischer Arbeiten mit humanpathogenen Organismen (den Menschen betreffende Krankheitserreger).

  • Tätigkeiten mit physikalischen Einwirkungen: Hitzebelastung, Kältebelastung, Lärmexposition, Vibrationen, Druckluft, Taucherarbeiten

  • Sonstige Tätigkeiten wie Tragen von Atemschutzgeräten; Tätigkeiten an Bildschirmgeräten; Tätigkeiten in Tropen, Subtropen und sonstige Auslandsaufenthalte mit besonderen klimatischen Belastungen und Infektionsgefährdungen

Arbeitgeber dürfen ihren Mitarbeitern zudem nur Aufgaben zuweisen, für die diese auch die entsprechenden körperlichen und gesundheitlichen Voraussetzungen mitbringen. Um das festzustellen gibt es im Rahmen der Arbeitsmedizin in spezifischen Berufsfeldern Eignungsuntersuchungen oder Einstellungsuntersuchungen, die durch Gesetze, Normen und Leitlinien geregelt sind.

Nutzen der Vorsorgeuntersuchung

Laut dem Dachverband der österreichischen Sozialversicherungen hat die Vorsorgeuntersuchung einen wesentlichen Anteil an der in den letzten Jahrzehnten gestiegenen Lebenserwartung. Das liegt vor allem an der Möglichkeit, Krankheiten dadurch frühzeitig zu erkennen.

In Österreich stellen Herz-Kreislauf-Erkrankungen bei Frauen über 65 Jahren und bei Männern über 45 Jahren die Haupttodesursache dar, wobei bei 47 Prozent der Frauen und bei 38 Prozent der Männer Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Todesursache angegeben werden.

Erhebungen der Statistik Austria zufolge erkranken in Österreich jährlich etwa 42.000 Menschen an Krebs, Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen. Für beide Geschlechter stellen bösartige Tumorerkrankungen, nach den Herz-Kreislauferkrankungen, die zweithäufigste Todesursache dar.

Seit der Einführung einer einfachen Abstrichuntersuchung (PAP-Abstrich) konnte etwa die Sterblichkeitsrate bei Gebärmutterhalskrebs in den letzten zwei Jahrzehnten um 50 Prozent gesenkt werden. Darüber hinaus hat die frühzeitige Behandlung von Bluthochdruck dazu beigetragen, dass die Todesfälle durch Schlaganfall seit 1980 um 45 Prozent zurückgegangen sind.

Programm der Vorsorgeuntersuchung

Das Programm der Vorsorgeuntersuchung setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen.

Früherkennung von Risikofaktoren für Herz-Kreislauferkrankungen

Zur Früherkennung einer Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems wird ein individuelles Risikoprofil erstellt. Dabei werden die Lebensgewohnheiten (zum Beispiel Rauchen oder Alkoholkonsum) mit körperlichen und internistischen Werten – wie Gewicht oder Blutdruck – in Beziehung gesetzt.

Früherkennung von Risikofaktoren für Stoffwechselerkrankungen

Screening nach Diabetes mellitus. Um das Diabetes-Risiko zu beurteilen, prüft die Ärztin/der Arzt die Krankengeschichte und fragt nach Diabetes-Fällen in der Familie. Mithilfe der Blutzuckermessung können Krankheiten, die mit einem zu hohen oder zu niedrigen Blutzuckerspiegel einhergehen, diagnostiziert werden, so zum Beispiel Diabetes mellitus.

Früherkennung häufiger Krebserkrankungen

Die Früherkennung ermöglicht den Einsatz von weniger belastenden Therapieverfahren als bei fortgeschrittenen Krebserkrankungen.

  • Gebärmutterhalskrebs. Zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs wird Frauen ab dem 18. Lebensjahr bei der Vorsorgeuntersuchung der sogenannte PAP-Abstrich (Krebsabstrich) empfohlen.

  • Brustkrebs. Alle Frauen im Alter zwischen 45 und 69 Jahren, die in Österreich wohnhaft sowie bei einem teilnehmenden Sozialversicherungsträger versichert sind, können alle 24 Monate eine Mammographie-Untersuchung zu Früherkennungszwecken nur mit ihrer e-card in Anspruch nehmen. Mehr Infos unter Brustkrebs-Früherkennung.

  • Darmkrebs. Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung wird ab dem 50. Lebensjahr ein „fäkal okkulter Bluttest“ (Test auf verstecktes, nicht sichtbares Blut im Stuhl) und alle zehn Jahre eine Vorsorge-Koloskopie (Darmspiegelung) angeboten.

Weitere präventive Untersuchungen

Prävention von Suchterkrankungen

Im Rahmen der Untersuchung wird der Konsum von Tabak, Alkohol und Medikamenten erhoben, um Suchterkrankungen vorzubeugen. Betroffenen wird Unterstützung und Hilfe bei der Entwöhnung angeboten.

Prävention von Parodontalerkrankungen

Die bakterielle Zahnbetterkrankung (Parodontitis) gilt ab dem 30. Lebensjahr als größter Risikofaktor für Zahnausfall. 70 Prozent der Zahnverluste werden durch eine chronische Parodontitis verursacht. Die Erkrankung verläuft oft schmerzfrei und bleibt daher häufig unbemerkt. Ziel der Vorsorgeuntersuchung ist es, das Risiko für Parodontitis zu erkennen und durch geeignete Vorbeugung den Verlauf der Erkrankung zu verlangsamen oder zu stoppen.

Prävention von Alterserkrankungen

Fast ein Drittel der über 65-Jährigen leidet an einer Hörstörung oder Sehbeeinträchtigung. Nachlassendes Hörvermögen wird von vielen Menschen nicht rechtzeitig erkannt. Mit einer entsprechenden Behandlung kann die Lebensqualität erheblich gesteigert werden. Bei über 65 jährigen Menschen wird daher bei der Vorsorgeuntersuchung vermehrtes Augenmerk auf die Hör- und Sehleistung gelegt.

Ablauf der Vorsorgeuntersuchung

Der Ablauf der Vorsorgeuntersuchungen ist genau definiert. Anhand eines Fragebogens wird zunächst ein Bild des Gesundheitszustands der Patienten erstellt. es folgen eine Reihe von Untersuchungen.

1. Körperliche Untersuchung

  • Inspektion der Haut nach Auffälligkeiten und Veränderungen (eventuell Überweisung zur Fachärztin/zum Facharzt für Haut- und Geschlechtskrankheiten)

  • Hals: Untersuchung der Beweglichkeit, Abtasten des Halses, um die Schilddrüse zu beurteilen.

  • Lymphknoten: Tastuntersuchung der Lymphknoten inklusive Leistenbeuge und Achselhöhlen.

  • Herz: Kontrolle der Herzfrequenz mittels Pulsmessung und Abhören des Herzrhythmus

  • Lunge: Abhören

  • Bauch: Abtasten und Abhören zur Beurteilung der Leber und der Darmaktivität

  • Gelenke: Prüfung auf Beweglichkeit, Schmerzhaftigkeit und Schwellungen,

  • Wirbelsäule:Untersuchung und Beurteilung der Krümmung und Beweglichkeit,

  • Gefäßpulse: Untersuchung der Gefäßpulse und Prüfung der Durchblutung an Armen und Beinen (durch Tasten oder mithilfe einer Blutdruckmanschette), um festzustellen, ob bestimmte Arterien verengt sind.

2. Blutdruck & Body-Mass-Index (BMI)

Im Idealfall sollten Menschen ihren Blutdruck laufend selbst messen. Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung wird der Blutdruck gemessen, um zu überprüfen, ob die Blutdruckwerte im normalen Bereich liegen oder ob eine Blutdruckerkrankung vorliegt. Wird ein erhöhter Wert festgestellt, sind weitere Untersuchungen erforderlich.

Der Body-Mass-Index (BMI) wird bestimmt, um beurteilen zu können, ob ein Übergewicht oder Untergewicht vorliegt. Übergewicht oder Untergewicht stellen gesundheitliche Risikofaktoren dar, die die Entstehung von Erkrankungen begünstigen können.

Der Body-Mass-Index (BMI) ergibt sich aus Körpergewicht in Kilogramm geteilt durch die Körpergröße in Meter zum Quadrat. Allerdings ist der BMI alleine nur bedingt aussagekräftig, da er nichts über die Körperzusammensetzung der Person aussagt. So können sehr große oder kleine Menschen sowie sportliche Menschen mit hohem Muskelanteil einen erhöhten BMI aufweisen und dennoch nicht übergewichtig sein.

Body Mass Index (kg/m²) = Körpergewicht in Kilogramm (kg) : Körpergröße in Meter zum Quadrat (m²)

Beispiel:
Berechnung des BMI für eine Person mit 170 cm Körpergröße und 70 kg Körpergewicht:
BMI = 70 kg : (1,7 m x 1,7 m) = 24,2 kg/ m²

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) indiziert ein Body-Mass-Index Untergewicht, Normalgewicht, Übergewicht bzw. Adipositas (Fettleibigkeit) bei den folgenden Werten:

Relation BMI und Idealgewicht

BMI

Untergewicht

unter 18,5 kg/m²

Normalgewicht

18,5 bis 24,9 kg/m²

Übergewicht

ab 25 kg/m²

Fettleibigkeit

ab 30 kg/m²

BMI-Tabelle

3. Blut- und Harnuntersuchung

Im Rahmen der Vorsorgeuntersuchung wird Blut abgenommen und anschließend in einem Labor ausgewertet. Für die Blutabnahme ist es notwendig, dass die Patienten nüchtern sind, also acht bis zwölf Stunden vor der Blutabnahme nicht gegessen, getrunken oder geraucht haben. Wasser darf in diesem Zeitraum getrunken werden.

Die untersuchten Parameter im Blut geben der Ärztin/dem Arzt Aufschluss darüber, ob ein erhöhtes Risiko für Herz-Kreislauf- oder Stoffwechselerkrankungen besteht.

Werte, die bei der Blutuntersuchung bestimmt werden sind: Blutzucker (Indikator für Diabetes), Cholesterin (Indikator für Gefäßverkalkung, Ateriosklerose), Triglyzeride (Indikator für Fettstoffwechsel-Krankheiten), Gamma-GT (Indikator für Leber und Gallenweg-Erkrankungen). Für Frauen wird zusätzlich das rote Blutbild bestimmt, um eine mögliche Blutarmut (Anämie) zu erkennen.

Mit der Harnuntersuchung können Erkrankungen von Niere, Harnblase, Harnleiter und Harnröhre festgestellt werden. Dafür wird eine Harnprobe abgegeben. Mittels Harnstreifentest werden anschließend folgende ermittelt: Leukozyten, Eiweiß, Glucose, Nitrite, Urobilinogen, Blut.

4. Stuhlprobe / Hämoccult-Test

Die Stuhluntersuchung ist für die Früherkennung von Dickdarmkrebs entscheidend. Ab dem 50. Lebensjahr sollte eine jährliche Untersuchung des Stuhls auf verstecktes Blut (Hämoccult-Test) durchgeführt werden. Blut im Stuhl kann ein Hinweis auf Darmpolypen, Hämorrhoiden oder einen Tumor sein.

5. Gynäkologische Untersuchung

Frauen können zusätzlich eine Zellabstrichuntersuchung (PAP-Abstrich) vom Muttermund zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs durchführen lassen. Dabei wird mithilfe einer kleinen Bürste („Cervixbrush“) Gewebe aus dem Gebärmutterhals entnommen und auf krebsverdächtige Zellen untersucht. Der Abstrich wird im Normalfall von einer Frauenärztin durchgeführt.

6. Abschlussgespräch

Die Ergebnisse aller Untersuchungen werden in einem Abschlussgespräch besprochen. Bei einem erhöhten Gesundheitsrisiko erfolgt eine Beratung zu einer gesunden Lebensführung mit Tipps zu Ernährung, Bewegung oder Rauchen. In einem Arztbrief werden alle Untersuchungsergebnisse festgehalten.

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GesundheitMed

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