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Wohnbau-Finanzierung: Cernko für "vereinfachte Ausnahmebestimmungen"

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Erste Group Chef Willibald Cernko

©Erste Bank/Marion Payr
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Erste Group-Chef Willibald Cernko, zugleich Bankensparten-Obmann in der Wirtschaftskammer, ruft nach dem Wohnbau-Paket der Bundesregierung nach erleichterten Finanzierungsmöglichkeiten.

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Erste Group Chef Willibald Cernko, der auch Bankensparten-Obmann in der Wirtschaftskammer ist, ruft nach zusätzlich zur von der Bundesregierung beschlossenen Wohnbau-Initiative nach weiteren Maßnahmen, um den stagnierenden Markt zu beleben.

Als Obmann der Bundessparte Bank und Versicherung in der Wirtschaftskammer Österreich begrüßt er die Entscheidung, private Käufer von Wohnimmobilien zur Eigennutzung von der Grundbuchs- und der Pfandrechtseintragungsgebühr bis zu 500.000 Euro zu befreien. Die Förderung von leistbaren Mietwohnungen aber auch die Erleichterung beim Erwerb der eigenen Wohnimmobilie seien wichtige Signale für die Menschen, dass etwas getan werde.

Cernko stößt sich jedoch unter anderem an den Bestimmungen der KIM-Verordnung (KIM-VO), nach seit August 2022 Wohnbaukredite nicht mehr länger als 35 Jahre laufen dürfen. Der Eigenmittelanteil muss zudem mindestens 20 Prozent betragen und die Rückzahlungsrate darf maximal 40 Prozent des verfügbaren Nettoeinkommens ausmachen.

"Eine vereinfachte Handhabung des Ausnahmekontingents in der KIM-Verordnung, verbunden mit einer wirkungsvollen Abstimmung der Fördermaßnahmen auf Bundesländerebene, bleibt oberste Priorität“, erklärt Cernko.

Lange Kritik an der KIM-VO

Den Banken und auch der Baubranche sind die Bestimmungen der KIM-Verordnung seit ihrer Einführung ein Dorn im Auge. Sie sehen darin und in den seit Mitte 2022 stark gestiegenen Zinsen der Europäischen Zentralbank die Ursache für die stark zurückgegangene Nachfrage nach Wohnbaukrediten.

Die Regeln wurden vom Finanzmarktstabilitätsgremium (FMSG) bestimmt und wurden ursprünglich eingeführt, um die starken Preisanstiege am Immobilienmarkt zu dämpfen. Eine Lockerung der Bestimmungen hängt nun auch wieder am FMSG, in dem das Finanzministerium, der Fiskalrat, die Finanzmarktaufsicht FMA und die Oesterreichische Nationalbank OeNB vertreten sind.

In seine Statement forderte Cernko zudem noch weitere Maßnahmen im Bereich der Wohnbau-Sanierung: "Das Thema Sanierung bedarf noch größerer Unterstützung und Förderung, da es positiv auf die Themen Energieeffizienz und Bodenversiegelung einzahlt. Gemeinsam mit weiteren Maßnahmen kann so frischer Wind in die so wichtige Baukonjunktur gebracht und Arbeitsplätze geschaffen werden. Das ist für alle eine echte Win-Win-Situation“, so Cernko.

„Wer rasch handelt, hilft doppelt“, erklärt Cernko, der vor diesem Hintergrund jetzt die zügige Umsetzung der Gebührenbefreiungen urgiert.

Die zeitlich befristete Befreiung von der Grundbuchs- und Pfandrechtseintragungsgebühr solle zudem längerfristig beibehalten werden. Sie sieht Cernko als echte Unterstützung beim Eigentumserwerb und Impuls zur Stärkung der Wirtschaft. "Zudem trägt sie dazu bei, dass sich der Traum von den eigenen vier Wänden in unserem Land leichter erfüllen lässt", so der Erste-Group-Chef.

Auch Raiffeisen-Chefökonom Gunter Deuber bemängelt, dass die KIM-Verordnung, die Standards für die Wohnkreditvergabe setzt, nicht angepasst wurde.

"Die aktuelle Wohnbaukrise ist in weiten Teilen eine Leistbarkeitskrise. Denn mit der Zinswende samt strengerer Kreditvergabestandards (KIM-V) wurde der Traum vom Eigenheim für viele zu einem Luftschloss", schreibt Deuber in einer Analyse.

Die Unterstützung der Länder bei der Vergabe von zinsgünstigen Wohnbaudarlehen sei wie die temporäre Abschaffung der Nebenkosten für den Eigenheimkauf eine Maßnahme, die die Leistbarkeit für Wohnraum durchaus erhöhen würde, so Deuber. Allerdings fiele der Effekt von Bundesland zu Bundesland sehr unterschiedlich aus, und zwar je nach Immobilienpreisen.

In Gebieten, wo Immobilien teurer sind, würden die potenziellen Wohnungskäufer weniger von den Maßnahmen profitieren. "Denn die höheren Kaufpreise im Westen und in Wien implizieren, dass ein geringerer Teil davon zu den (verglichen mit den aktuellen Marktzinsen) günstigen 1,5 Prozent finanziert werden kann", so Deuber. Trotz des insgesamt "stimmigen" Pakets der Regierung werde die Entwicklung am Immobilienmarkt damit weiterhin ausgebremst. Anpassungen bei der Kreditinstitute-Immobilienfinanzierungsmaßnahmen-Verordnung (KIM-VO) wären laut Ökonom zielführend.

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