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Neues Joint Venture von Vinzenz Gruppe und Spar

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Michael Heinisch, Geschäftsführer der Vinzenz Gruppe, und Christoph Andexlinger, CEO der SES (r.)

©Neumayr/Christian Leopold
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Der Handelskonzern Spar und das Gesundheitsunternehmen Vinzenz Gruppe halten gemanagte Gesundheitsparks mit sehr breitem Angebot in Shoppingmalls für ein innovatives und erfolgversprechendes Modell.

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Beim Einkaufen auch einmal einen Arzt aufsuchen oder zwischendurch eine Therapiestunde einschieben? Die Vinzenz Gruppe, eines der größten Gesundheitsunternehmen Österreichs, baut in ihrer Strategie darauf, dass dieses Modell funktioniert und macht jetzt gemeinsame Sache mit den Spar European Shopping Centers (SES) . Die beiden Unternehmen unterzeichneten im April einen Kooperationsvertrag und gründen das Joint Venture TWOmorrow Gesundheit GmbH, an dem sie zu je 50 Prozent beteiligt sind.

Einen „Meilenstein“ nennt Michael Heinisch, einer der beiden Geschäftsführer der Vinzenz Gruppe, die Vereinbarung, die noch von den Kartellbehörden abgesegnet werden muss. Aufgrund der Größe des Spar-Konzerns ist dafür Brüssel zuständig. Heinisch zeigt sich aber zuversichtlich und rechnet mit einem Closing des Deals „in ein paar Wochen“.

Der Spatenstich für das erste gemeinsame Projekt ist indes schon erfolgt. Denn die SES modernisiert ihren Sillpark in Innsbruck, Tirols größtes innerstädtisches Shoppingcenter, das sie zugleich um einen Gesundheitspark auf über 2.000 Quadratmetern erweitern wird. Für diesen fließen rund zwei Drittel der 30 Millionen Gesamtinvestitionen.

Die Idee sei, „Gesundheit dort anzubieten, wo die Menschen sich regelmäßig aufhalten“, meint Christoph Andexlinger, CEO der SES. Sein Aufsichtsratspräsident Marcus Wild sagt, Spar habe das Thema schon länger am Radar gehabt und jetzt den idealen Partner dafür gefunden, „der wie wir eine langfristige Perspektive verfolgt“.

Mehrwert

Völlig neu ist das Konzept nicht, Ärztezentren in Konsumtempeln unterzubringen. Eine erkleckliche Zahl an Medizinern und Therapeuten finden sich zum Beispiel im Wiener Auhof Center. Auch im K1 in Kagran werden medizinische Leistungen angeboten. Im selben Wiener Stadtteil liegt das Westfield Donauzentrum, die größte Shoppingmall der Stadt, die ein Diagnose- und ein Orthopädiezentrum sowie fünf unterschiedliche Ordinationen beherbergt.

In diesen Fällen handelt es sich im Wesentlichen um die Vermietung geeigneter Flächen an verkehrsgünstig gelegenen Standorten. Die Vinzenz Gruppe bringe mit TWOmorrow
jedoch „einen weit über reine Immobiliengeschäfte hinausgehenden Mehrwert ein“, wie Michael Heinisch betont. Die Gesundheitsparks werden von Profis gemanagt. Man ist gerade dabei, entsprechendes Personal zu rekrutieren. „So wie der Shoppingcenter-Manager versucht, Einkaufserlebnisse zu schaffen, werden wir ein Rundum-Gesundheitserlebnis bieten, in das wir die Menschen hineinführen.“

Ökosystem

Die notwendige Expertise hat die Vinzenz Gruppe, die sich im mehrheitlichen Eigentum der Gemeinnützigen Privatstiftung der Barmherzigen Schwestern befindet, schon über längere Zeit gesammelt. Sie betreibt bereits sieben eigene Gesundheitsparks, die sich allesamt in unmittelbarer Nähe eines ihrer Krankenhäuser befinden. In Summe 350 selbstständige Mediziner, Therapeuten und Pflegekräfte üben dort ihre Tätigkeiten aus, stehen aber auch in enger Verbindung mit der Klinik. Heinisch spricht von einer „Brücke zwischen stationärer und ambulanter Versorgung“. Und: „Wir haben schon ein funktionierendes Modell, das wir jetzt mit Spar kopieren können.“

Der Sprecher der Vinzenz Gruppe legt Wert darauf, dass die Gesundheitsparks als Ökosysteme mit großem Netzwerk angelegt sind, die Primärversorgung, Fachärzte, Vor- und Nachsorge, Rehabilitation und Pflege unter einem Dach vereinen. Der Prävention kommt ein hoher Stellenwert zu. Und auch soziale Aspekte bis hin zu Selbsthilfegruppen sollen abgedeckt werden.

Wie sehr die Menschen dafür zugänglich sind, sich neben dem Einkaufen auch für Gesundheitsleistungen zu interessieren, wird sich weisen. In der Vinzenz Gruppe sieht man die Voraussetzungen jedenfalls als günstig an. Heinisch: „So wie Shoppingcenter auch Kulturangebote haben, wollen wir das Thema Gesundheit in den Alltag bringen, einen niederschwelligen Zugang anbieten und motivieren, sich damit zu beschäftigen. Für die meisten ist das ja erst relevant, wenn es ihnen schon schlecht geht. Das ist mit ein Grund, warum die Österreicher im Alter im Verhältnis zu anderen Ländern weniger gesunde Jahre haben. Was sich ändern muss.“ Nachsatz: „Unsere bestehenden Parks laufen sehr gut. Unser Modell ist auf Skalierung ausgelegt.“

Innovation

Aus der Sicht von Spar-Vorstand Marcus Wild gibt es viele Serviceleistungen, die Einkaufszentren attraktiv machen: „Während die Relevanz des Kinos eher abnehmend ist, steigt der Bedarf nach Gesundheitsdiensten. Das wird eine super Sache und eine Innovation in der medizinischen Versorgung. Mit der Vinzenz Gruppe bin ich von einer guten Auslastung überzeugt. Sie kann perfekt segmentieren und auf Kundenbedürfnisse reagieren.“ Tatsächlich werden die Leute via Website, Newsletter, Onlinemagazin und Social Media ziemlich professionell angesprochen.

Geplant ist, einen guten Teil der 16 heimischen SES-Center mit einem Gesundheitspark zu versehen. Aber auch andere größere Spar-Standorte wie Fachmarktzentren oder Interspar-Märkte kommen dem Vernehmen nach längerfristig in Frage. Jenseits der österreichischen Grenzen, wo die SES ebenfalls aktiv ist, wird man nicht gehen, weil die Länder laut Heinisch oft gänzlich andere Gesundheitssysteme haben.

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