
Der deutsche Rheinmetall-Konzern, dessen Rüstungsgeschäft boomt, könnte sich bald von seinem zivilen Geschäft Power Systems trennen. Ein Joint-Venture mit einem finnischen Satellitenspezialisten ist in Gründung.
„Rheinmetall erhält seit einiger Zeit Kaufanfragen von potenziellen Interessenten und führt mit diesen Gespräche", sagte Rheinmetall-Chef Armin Papperger in seiner im Internet veröffentlichten Rede für die virtuelle Hauptversammlung am 13. Mai. „Alle Anfragen werden ernsthaft geprüft", fügte er hinzu.
Die Sparte, die Teile für die kriselnde Autoindustrie fertigt, gehöre nicht mehr zum Kerngeschäft des Konzerns, unterstrich er. Rheinmetall versuche, einzelne Werke der Sparte auf die Rüstungsproduktion umzustellen: „Wir wollen sie für die Sicherheits- und Verteidigungsindustrie nutzbar machen und unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine sichere Perspektive geben." Aktuell sei dies für die Standorte in Neuss und Berlin der Fall, bekräftigte er.
Für das bisher auf die zivile Produktion ausgelegte Werk in Neuss mit rund 1.500 Beschäftigten geht der Konzern bereits in diese Richtung voran: Rheinmetall gründet mit der finnischen ICEYE ein Gemeinschaftsunternehmen zur Herstellung von Satelliten. Ab dem zweiten Quartal 2026 könnten die Flugkörper unter anderem im Werk Neuss entstehen, hatte der Konzern erst am Donnerstag erklärt.
Power Systems hatte als einzige Sparte des Düsseldorfer Konzerns im ersten Quartal Rückgänge verzeichnet. Die Umsätze gaben hier knapp 7 Prozent auf 505 Mio. Euro nach. Das operative Ergebnis schrumpfte sogar um 70,4 Prozent auf 9 Mio. Euro.
Rheinmetall ist ein Haupttreiber des derzeitigen Rekordstands der deutschen Börse, wie die deutsche Wirtschaftswoche schreibt: „An der Spitze des German Börsenwunder steht keine andere Aktie so prominent wie Rheinmetall . Wenige Tage vor dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 notierte das Papier bei 95 Euro. (...) Aktuell wird eine Aktie zu Kursen um 1700 Euro gehandelt. Das sind 1690 Prozent Kursgewinn seit Mitte Februar 2022."
In Österreich hatten zuletzt Branchenverbände der Raum- und Luftfahrt um Budgetmittel für ihren Sektor gerungen (Weltraumfirmen kämpfen gegen Budget-Sparkurs), um gegenüber Deutschland nicht ins Hintertreffen zu geraten.