
300.000 Menschen haben auf der Wiener Pride-Parade Vielfalt gefeiert und für LGBTIQ-Anliegen demonstriert.
©APA/MAX SLOVENCIKRegenbogenfahnen werden abgenommen, Hitzerekorde gebrochen. Anstatt nachhaltige Lösungen umzusetzen, bedienen Unternehmen und Politik verschiedene Waschgänge, um aus dem Zeitgeist Profit zu schlagen. Ein Kommentar, warum das problematisch ist.
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Unternehmen sind kreativ. Unter anderem, wenn es darum geht, gesellschaftliche Trends in Geld umzuwandeln. Wussten Sie etwa, dass nicht einmal die Hälfte der grünen Werbeversprechen zu einem saubereren Planeten beitragen? Zu diesem Schluss ist eine Studie der Europäischen Kommission schon 2020 gekommen, als es noch opportun war, einander in Nachhaltigkeitsversprechen zu überbieten. Einen Gesetzesentwurf, der dem „Greenwashing“ ein Ende setzen und Konsument:innen in der EU vor Marketinggags schützen sollte, zieht die Kommission jetzt plötzlich zurück – auf Druck der Europäischen Volkspartei und mit der Begründung, Bürokratie abbauen zu wollen. Der Rückzieher kommt in einer Phase, in der die Waschsalons Hochkonjunktur haben.
Hüllen sich Firmen im Pride-Monat Juni gerne in Regenbogenfahnen und bekennen sich zu Diversität, bekämpfen aber im restlichen Jahr weder Homo- noch Transphobie oder Sexismus, werden sie zu Recht des „Pinkwashings“ bezichtigt. Zweifellos, das Sichtbarmachen von Minderheiten und deren Anliegen und Rechten ist gerade in Zeiten von rückläufigen Bemühungen rund um Diversität, Gleichstellung und Inklusion wichtiger denn je – und in Zeiten, in denen Konzerne von globaler Bedeutung wie Meta und Amazon ihre Pride-Unterstützung gänzlich einstellen. Meinen es Unternehmen und Politik mit einer inklusiven Gesellschaft und einer lebenswerten Zukunft aber ernst, sollten sie ihre Marketingbudgets in strukturelle Maßnahmen investieren, die 365 Tage im Jahr wirken. An kreativen Ideen sollte es ja nicht mangeln.
Der Artikel ist in der trend.EDITION vom 27. Juni 2025 erschienen.