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Georg Stumpf, der geheimnisvolle Milliardär

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Stumpf statt Signa - beim Rohbau des Kaufhauses Lamarr ist der Neo-Eigentümer, Georg Stumpf, mittlerweile deutlich präsent.

©APA/Philip Stotter
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Mit dem Erwerb und der Umgestaltung des unfertigen Kaufhauses Lamarr aus der Signa-Insolvenz geht der Erbauer des Millennium Towers, Georg Stumpf, wieder ein Leuchtturmprojekt in Wien an. Ansonsten agiert der Immobilien­magnat und zweitreichste Österreicher lieber im Verborgenen.

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Georg Stumpf überlässt so gut wie nichts dem Zufall. Auch nicht bei seinem jüngsten Zukauf, dem aus der Signa-Insolvenz stammenden Kaufhaus Lamarr auf der Wiener Mariahilfer Straße. Über alle Details war der Immobilienunternehmer bestens informiert, berichten Involvierte. So hat sich der 52-Jährige die Signa-Baustelle nicht nur höchstper­sönlich angesehen, sondern soll auch den Grundriss des 20.000 Quadratmeter großen Gebäudes auswendig gekannt ­haben. Mit einem Kaufangebot von 100,5 Millionen Euro sicherte sich Stumpf schließlich das Eigentum an der wohl ­berühmtesten Baustelle des Landes und landete damit nach dem Bau und Verkauf des Millennium Towers erneut einen denkwürdigen Immobiliencoup in der Bundeshauptstadt. Mittlerweile sind die Signa-Logos beim Rohbau des Kaufhauses auf der Mariahilfer Straße verschwunden. Der Schriftzug der Stumpf-Gruppe ziert nunmehr die Baustelle.

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Georg Stumpf ist so gut wie nie in der Öffentlichkeit anzutreffen. Der scheue Milliardär feilt ­lieber an seinen nächsten Deals. 

 © picturedesk/Andreas Tischler

Ladenhüter oder Schnäppchen?

Die Meinungen darüber, ob Stumpf damit ein gutes Geschäft gemacht hat, gehen in der heimischen Immobilienszene indes auseinander. Während die einen darauf verweisen, dass die Zeit der großen Kaufhäuser längst vorbei sei und die „Mahü“ mit massiven Leerständen zu kämpfen habe, halten andere den Deal für ein wahres Schnäppchen. Immerhin hat Ex-Eigentümer René Benko bereits 290 Millionen Euro in das Gebäude gesteckt und der Erwerb erfolgte „bestands- und lastenfrei“, wie der vom Masseverwalter als Verkaufsberater beigezogene Immobilienexperte Bruno Ettenauer betont. Sprich: Die finanzierenden Banken, allen voran der Konsortialführer Bank Aus­tria, fielen um einen dreistelligen Millionenbetrag um. Für Stumpf sprach aber nicht nur, dass er um rund 25 Millionen Euro mehr als der Zweitbieter zu zahlen bereit war, sondern auch, dass er, so berichten Insider, der ein­zige Bieter war, der den ­gesamten Kaufpreis in Cash und ohne Kredit auf den Tisch legen konnte. 

Um das Lamarr nun fertig zu bauen, muss der neue Eigentümer weitere rund 200 Millionen Euro in die Hand nehmen, wird geschätzt. Was genau Stumpf mit seiner jüngsten Errungenschaft vorhat, ist noch nicht bekannt. Gemunkelt wird aber, dass er nicht, anders als Benko, auf acht Stockwerken ein Kaufhaus plant, sondern möglicherweise eine überwiegende Nutzung als Bürogebäude oder als Hotel anstrebt. Denn dem Immobilientycoon werden beste Kontakte zur Londoner Langham Hotel-Gruppe nachgesagt. 

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Über die Nutzung des einstigen Signa-Kaufhauses Lamarr durch den neuen ­Eigentümer Stumpf ist bislang noch wenig durchgesickert. Dass er wie Benko ein achtstöckiges Kaufhaus plant, bezweifeln Immobilienkenner aber. 

 © IMAGO/CHROMORANGE

Der Turmbauer als Multimilliardär

Egal, wofür sich Stumpf entscheidet, als Unternehmer wird er mittlerweile überall ernst genommen. Als sich der damals 25-Jährige anschickte, im Jahr 1997 mit dem Startkapital seines Vaters, Georg Stumpf senior, den Millennium Tower, das höchste Bürogebäude Wiens, zu bauen, wurde er von ganz Wien noch belächelt und verspottet. Doch der Bau und die Vermietung des Turms glückten und wenige Jahre später verkaufte Stumpf diesen mit einem hübschen Gewinn von 230 Millionen Euro weiter. Mit dem Geld betätigte sich der Jungunternehmer im großen Stil als Investor. Zuerst nur bei Immobilien, etwa in London oder Berlin, später kamen auch Industriebeteiligungen dazu. Gemeinsam mit seinen Geschäftspartnern Ronny Pecik und Mirko Kovats mischte er einige Jahre die Schweizer Industrie – Stichworte Oerlikon, Unaxis und Sulzer – auf. Die Österreicher galten in der Schweiz nicht nur als beinhart, sondern auch als Grenzgänger. Damals standen sie auch im Zentrum von Untersuchungen der Börsenaufsicht. Das Schweizer Abenteuer endete abrupt, als die Wiener den russischen Oligarchen Viktor Vekselberg ins Boot holten. Als Gewinner gingen Stumpf & Co. dennoch daraus hervor: Jeweils eine kolportierte Milliarde Euro nahmen sie damals aus der Schweiz mit. Spätestens ab 2008 kann sich der Wiener Immobilienunternehmer, den manche auch als „wan­delndes Excel-Sheet“ bezeichnen, also mit Fug und Recht Milliardär nennen. Aktuell nimmt er mit einem geschätzten Vermögen von 11,8 Milliarden Euro im „­Forbes“-Reichenranking weltweit Platz 156 ein. Im trend-Ranking der 100 reichsten Österreicher wird er als Einzelperson inzwischen nur von Red-Bull-Erben Mark Mateschitz geschlagen. 

Wichtigstes Asset in Stumpfs Portfolio ist die 2009 übernommene deutsche Anlagenbaufirma Exyte, die sogenannte Reinräume vor allem für die Chiperzeugung herstellt. Allein 2022 warf Exyte für den damals
noch einzigen Aktionär Stumpf eine Dividende von 150 Millionen Euro ab. 2023 verkaufte Stumpf ein Drittel des Unternehmens an einen US-Investor um angeblich mehr als eine Milliarde Euro. Er entschied sich gegen einen Börsengang, um möglichst wenig Publicity zu haben. 2023 setzte Exyte mehr als fünf Milliarden Euro um und wies einen freien Cashflow von mehr als einer Milliarde Euro aus. Da verwundert es auch nicht, dass Stumpf die 100 Millionen Euro für Lamarr problemlos aus der eigenen Tasche zahlen kann. 

Vom Nachrichtenmagazin „Format“ einmal befragt, ob ihn bei seinen Deals das Geld antreibe, verneinte er vehement: „Geld? Nein! Es macht mir einfach unglaublichen Spaß, in dieser Dimension gestalten zu können, auch wenn es für meine Existenzsicherung zugegebenermaßen nicht nötig ist.“ 

Mittlerweile ist der öffentlichkeitsscheue Milliardär noch zurückhaltender geworden. Die Bitte der trend-Redaktion an das Management der Stumpf-Gruppe, einige Fragen zu beantworten, wurde höflich abgelehnt. Auch sonst wird Stumpf, anders als seine Schwestern Kathi und Gabi, so gut wie nie am Wiener Parkett gesichtet. Lediglich 2013 besuchte er den Opernball, den sein älterer Sohnes Gianni eröffnete. Kürzlich wurde er bei der Taufe seines 13-jährigen Sohnes Winston gesichtet. Beide Kinder entstammen der Beziehung mit Patricia Schalko, die 2019 zerbrach. Ob er sich als Einzelgänger bezeichnen würde, wurde Stumpf vom „Format“ gefragt. „Egal, ob man es ist, am Ende ist man doch auf sich allein gestellt“, antwortete er damals. 

Dieser Einstellung dürfte er treu geblieben sein. So gibt es heute kaum einen Immobilienunternehmer in Wien, der ihn näher kennt. Das ist auch ­einer der markantesten Unterschiede zu René Benko, der ja regelmäßig Prominente aus Politik, Wirtschaft und Society zum alljährlichen „Törggelen“ geladen hat und sich stets in der Aufmerksamkeit, die ihm zuteil wurde, gesonnt hat. „Stumpf ist das absolute Gegenteil zu Benko“, glaubt ein Immobilienexperte. Denn er verabscheue nicht nur die Öffentlichkeit und sei bei seinen Berechnungen sehr genau, sondern er dürfte auch weitgehend ohne fremdes Geld arbeiten. Anders als Benko tritt der Wiener deshalb gegenüber Banken auch eher selbstbewusst auf, wird erzählt. Er braucht sie nicht, sie brauchen ihn, damit er ihnen ihre maroden Immobilien zu ­einem halbwegs akzeptablen Preis abkauft. Wie kürzlich, als man ihm die insolvente Sveta Group von Boris Yosopov um mehr als 200 Millionen Euro andiente und Stumpf mit einem Gegenangebot von 100 Millionen eiskalt konterte. 

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Georg Stumpfs erster großer Triumph: der Bau und spätere Verkauf des Millennium Towers. Sein Büro hat der Immobilientycoon immer noch im 50. Stockwerk des Turms.

 © picturedesk.com/Hans Ringhofer

Nachfolgeplanung

Georg Stumpf überlässt nichts dem Zufall. Das gilt scheinbar auch für seine Nachfolgeplanung, die der 52-Jährige kürzlich angegangen ist. Zentrale Rolle kommt dabei künftig der neu gegründeten MPS Verwaltungs Gmbh zu, die im Falle des Ablebens oder der Geschäftsunfähigkeit von Stumpf die Stiftungsbeiräte der im Firmengeflecht wichtigen Millennium Privatstiftung bestellen soll. Gemäß dem Gesellschaftervertrag dieser MPS haben nach dem Ableben von Stumpf seine Söhne Gianni und Winston das Sagen. Und nach deren Ableben können nur deren direkte Erben Gesellschafterstatus erlangen. Sollte der Verdacht bestehen, Georg Stumpf wäre geschäftsunfähig, sieht die Stiftungsurkunde ein umständliches Prozedere vor. Mindestens zwei namhafte Gutachter müssen seine Geschäftsunfähigkeit bestätigen. Kommen sie zu unterschiedlichen Schlüssen, gilt die Geschäftsunfähigkeit als nicht eingetreten. Bestätigen beide die Geschäftsunfähigkeit, kann der Stiftungsvorstand noch ein drittes Gutachten einholen. Bei einem derart großen Vermögen kann man scheinbar nicht früh genug damit anfangen, sich für alle Eventualitäten zu rüsten. 

Stumpfs älterer Sohn ist mit seinen 30 Jahren mittlerweile auch geschäftlich tätig. Seit letztem Jahr ist er als Gesellschafter und Geschäftsführer der Plex Beteiligungs GmbH tätig, die in ein Softwareunternehmen und in Immobilien investiert hat. Und seit heuer kann sich der Stumpf-Sprössling, der eine Vorliebe für schnelle Autos haben soll, auch Schlossherr nennen. Er hat das Schloss Rappoltenkirchen nahe Wien erworben, wird in Immobilienkreisen erzählt. Das von Theophil Hansen erbaute Haus stand im Frühjahr noch zu einem Kaufpreis von 5,5 Millionen Euro zum Verkauf. 

Auch Vater Stumpf ist dabei, sich eine neue Bleibe zu bauen. Unweit seines früheren Hauses in Döbling, das mittlerweile von seiner Ex-Lebensgefährtin Schalko bewohnt wird, baut er für sich und seine neue Freundin eine Villa in Sievering. Der Tischler ist gerade dabei, letzte Hand an die Ausstattung anzulegen. 

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 © trend

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