
BRP-Rotax fertigt in Österreich Motoren für Spaß-Vehikel für Asphalt, Wasser und Schnee.
©BRP-RotaxNach einem Umsatzeinbruch will BRP-Rotax eine spezialisierte Nische erobern - und Motoren für Partner in Kommunal- und Landtechnik sowie Industrie fertigen.
von
Ski-Doo, Lynx, Sea-Doo oder Can-Am: Die Marken des kanadischen Powersport-Konzerns BRP sind bei der Kundschaft längst viel verwendete Synonyme für Schneemobile, Wasserscooter und Offroad-Fahrzeuge. Was aber die wenigsten wissen: Die Motoren für die coolen Spaßvehikel kommen aus Österreich, und zwar von BRP-Rotax. Die Tochtergesellschaft mit Sitz in Gunskirchen erzielt den Großteil des Umsatzes von etwas mehr als einer Milliarde Euro mit der Entwicklung und Produktion von Antriebssystemen für die kanadische Mutter.
Diese Abhängigkeit will man nun nach einem Umsatzrückgang 2024 von knapp 20 Prozent etwas reduzieren, indem man sich breiter aufstellt und das Original-Equipment-Manufacturer-Geschäft – hier werden Antriebssysteme für Dritte entwickelt und produziert - gezielt ausbaut. „Wir erkennen ein großes Zukunftspotenzial im OEM-Geschäft. Für besonders vielversprechend halten wir spezialisierte Nischenanwendungen in den Bereichen Transport, Kommunal- und Landtechnik sowie Industrie“, sagt Stefan Arndt, BRP-Rotax-Geschäftsführer und Konzern-Entwicklungsleiter. Dafür will das Unternehmen auch Geld in die Hand nehmen: Rund 20 Prozent der F&E-Aufwendungen sind für das OEM-Geschäft reserviert.
Am Markt positioniert man sich mit einem klaren Profil: „Wir bieten alles aus einer Hand von der Entwicklung bis zur Serienfertigung. Unsere Kompetenz zeigt sich besonders bei Stückzahlen zwischen 1.000 und 100.000, wo unsere Expertise und Skalierbarkeit optimal greifen“, so Arndt. Neue Kunden könne man noch keine nennen, aber es laufen erste Gespräche als spezialisierter Nischenanbieter.
Aktuell macht das OEM-Geschäft rund 15 Prozent des Umsatzes aus. Der Schwerpunkt liegt hier aber traditionell auf ganz anderen Bereichen: Als Marktführer agiert man bei Flugzeugmotoren für kleine Propellermaschinen. Darüber hinaus werden Bootsantriebe für Dritte gefertigt, und es gibt erste Partnerschaften mit der Industrie. Seit einigen Jahren produziert man für Rosenbauer Motoren für mobile Feuerlöschpumpen. Von solchen Aufträgen hofft Arndt schon bald öfter erzählen zu können.
E-Motoren aus Österreich
Am zweiten Standort in Kottingbrunn bei Baden sowie in Taipeh ist die Entwicklung der E-Motoren für die Powertrain-Marken des Konzerns angesiedelt. Ende 2023 wurde ein erstes elektrisches Schneemobil auf den Markt gebracht, vergangenen Herbst folgten Elektromotorräder. „Das E-Segment entwickelt sich langsamer als erwartet. Verglichen mit den Autoherstellern stehen wir vor der besonderen Herausforderung, dass unsere Kunden nicht nur höchste Performance, sondern auch bezahlbaren Fahrspaß ohne Kompromisse erwarten“, sagt Arndt.
Was gut funktioniere, seien E-Karts: „In diesem Segment können wir Produkte anbieten, die dem Verbrenner in Performance, Wartung und ‚Ease of use‘ überlegen sind.“ Es handele sich zwar um einen eher kleinen Markt, der aber für BRP-Rotax traditionell sehr prestigeträchtig sei. Das Unternehmen ist Mit-Organisator der weltgrößten Mono-Marken-Rennserie „Rotax Max Challenge“. In Deutschland gibt es zudem seit einigen Jahren die Deutsche Elektro-Kart-Meisterschaft Meisterschaft, wo Rotax-Fahrzeuge unterwegs sind.
Wachstumschancen sieht BRP-Rotax zudem abseits der Spaß-Fahrzeuge. Vierrädrige Vehikel für Farmer oder kommunale Zwecke seien prädestiniert für E-Antriebe, weil hier Reichweite und Gewicht keine so große Rolle spielten. „Unsere Konzepte für solche E-Fahrzeuge sind ausgereift, dennoch evaluieren wir die Marktchancen in diesem Segment sehr genau“, sagt der Geschäftsführer.
Der Artikel ist in der trend.EDITION vom 27. Juni 2025 erschienen.