Trend Logo

Frucht, Saft und Aromaexplosion

IN KOOPERATION MIT AGRANA
Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
8 min

Austria Juice. Mit dem Vollerwerb komplettiert Agrana die Strategie.

©APA PictureDesk/Agrana/Schedl
  1. home
  2. Business
  3. Technologie

Wie sich der Lebensmittelkonzern AGRANA mit der vollständigen Übernahme von Austria Juice neu aufstellt und sich so aus der Abhängigkeit von volatilen Rohstoffmärkten befreien will.

Am Anfang war die Rübe, dann kam Bioethanol, der klimafreundliche Kraftstoff. Dann länger nichts. Und ehe man sich’s versieht, befindet sich Agrana, das Zentrum der alten österreichischen Zucker- und Stärkeindustrie, mitten in einem tiefgreifenden Transformationsprozess auf der Suche nach neuen Ideen.

Es ist das Geschäft mit Obst, mit dem man schon jetzt die Lebensmittelindus­trie weltweit mit Fruchtmischungen versorgt, das zum neuen Hoffnungsträger wird, während die traditionellen Segmente unter massivem Marktdruck stehen. Als Gustostück der Neuausrichtung soll nun die Austria Juice GmbH vollständig übernommen werden. Das Unternehmen mit Sitz in Kröllendorf (NÖ) zählt zu den weltweit führenden Produzenten von Apfel- und Beerensaftkonzentraten und stellt darüber hinaus natürliche Aromen, Getränkegrundstoffe und Direktsäfte her.

Deren Anteile hat man sich bisher mit der RWA geteilt, der Dachorganisation fast aller Raiffeisenlagerhäuser in Österreich. Mit 13 Produktionsstandorten in sieben Ländern, darunter Österreich, Deutschland, Polen, die Ukraine und China, und einem Jahresumsatz von rund 330 Millionen Euro bringt Austria Juice nun nicht nur Volumen, sondern auch wertvolle Technologie- und Marktkompetenz in den Konzern. „Die vollständige Übernahme von Austria Juice ist ein wichtiger Schritt zur Realisierung unserer Strategie“, sagt Agrana-CEO Stephan Büttner.

Denn tatsächlich hat Büttner sonst eher saure Zuckerl zu verdauen. Sowohl das Zucker- als auch das Stärkegeschäft mussten im abgelaufenen Geschäftsjahr teils deutliche Ergebnisrückgänge hinnehmen. In der Stärkeproduktion machten sich Konjunkturflaute und Hochwasserschäden bemerkbar. Noch unbefriedigender waren die Zahlen im Zuckergeschäft: Hohe Importe aus der Ukraine und ein schwacher Konsum führten zu einem drastischen Preisverfall auf dem EU-Zuckermarkt, und damit in der Bilanz. Das Zuckergeschäft verbuchte im Geschäftsjahr 2024/25 ein Minus von 91,1 Millionen Euro, zwei Produktionsstandorte mussten schließen, die Gewinne in den anderen Bereichen wurden fast egalisiert.

Blurred image background
Bild

Food & Beverage Solutions. Die internationale Ausrichtung mit Werken von Asien bis USA als Asset für multinationale Kunden.

 © APA-Fotoservice/Agrana/Olli Geibel

Fruchtgenuss.

Die Übernahme von 100 Prozent an Austria Juice und die Eingliederung öffnen nun einen Ausweg aus dem Dilemma. Denn sie bestätigen die intakte Fantasie des Frucht-Business: Das Betriebsergebnis stieg hier schon im Geschäftsjahr 2024/25 um satte 66 Prozent auf 99,7 Millionen Euro. Man profitiert von hoher Kundennähe, globalen Produktionsnetzwerken und einem klaren Innovationsfokus. Jährlich werden mehrere Hundert neue Produkte auf den Markt gebracht, maßgeschneidert für Kunden aus der Molkerei-, der Eis- oder der Getränkeindustrie.

Der Trend zu pflanzenbasierten Lebensmitteln spielt dem Unternehmen zusätzlich in die Karten. Fruchtige Joghurtalternativen, vegane Saucen für die Gastronomie oder natürliche Sirupe für Coffee und Tea Shops: Agrana trifft mit ihrer Produktentwicklung den Zeitgeist. Unter der Marke Watson Says wurde eine eigene Linie für Schnellrestaurants und Food-Service-Anbieter geschaffen – ein wachstumsstarker Bereich mit attraktiven Margen. „Wir investieren hier gezielt in Wachstumsfelder die unabhängig von agrarischen Rohstoffzyklen sind“, betont Büttner.

Kundenvorteil.

Die inhaltliche Breite des Austria-Juice-Portfolios von Fruchtsaftkonzentraten über Aromen bis zu Fruchtweinen erlaubt es Agrana, ihre Kunden noch umfassender zu bedienen. Die Alleineigentümerschaft bei Austria Juice wird den Effekt verstärken: Je enger die Verzahnung, desto mehr Möglichkeiten für crosssegmentale Produktinnovationen, etwa bei funktionellen Getränken oder fermentierten Produkten.

Ganz abgesehen davon, dass mit dem strategischen Schulterschluss auch der Zugang zu neuen geografischen Märkten erleichtert wird, insbesondere in Asien und in Osteuropa, wo Agrana bereits mit Produktionsstandorten präsent ist. Auch in Nordamerika und in Lateinamerika könnte das Geschäft in der Kombination von Getränkezutaten und Fruchtlösungen deutlich ausgebaut werden.

Freilich: Die Transaktion ist nicht ganz ohne Risiko, ist doch der Kaufpreis für Austria Juice von 54,7 Millionen Euro, den der bisherige Miteigentümer RWA gut gebrauchen kann, aus den ­Erträgen des Unternehmens alleine nicht so schnell zurückzuverdienen. Man sitzt auf Schulden in der Höhe von rund 200 Millionen Euro, erwirtschaftete zuletzt ein Betriebsergebnis von rund 20 Millionen Euro. Andererseits ist das Unternehmen bereits heute voll konsolidiert, und Agrana hat ab dem Zeitpunkt des Closings vollen Dividendenanspruch.

Blurred image background
Bild

Voll im Saft. Austria Juice bietet nicht nur Fruchtsaftkonzentrate an, sondern auch ein breites Aromenportfolio für die Getränkehersteller.

 © APA PictureDesk/Agrana/Schedl

Next Level.

Der Deal ist jedenfalls auch ein wichtiger Schritt innerhalb der sogenannten Next-Level-Strategie der Agrana insgesamt, der Wandel hin zu einem lösungsorientierten Partner der Lebensmittelindustrie mit weniger Fokus auf Rohstoffverarbeitung, dafür mit mehr Wertschöpfung durch innovative, maßgeschneiderte Produkte. Es geht um eine schlagkräftigere Organisation, ein klar fokussiertes Produktportfolio und die gezielte Nutzung von Synergien, die durch den Ausbau des Fruchtgeschäfts deutlich gestärkt werden.

Statt in den volatilen rohstofflastigen Märkten (etwa bei Zucker oder bei Stärke, aber auch bei der simplen Fruchtzubereitung) wird der neuen Geschäftsbereich „Food & Beverage Solutions“ (einer der auf zwei reduzierten Geschäftsfelder für die neu organisierte und abgeschlankte Agrana-Steuerungsholding) gestärkt. Das wiederum ermöglicht eine vertiefte Kundenvernetzung, sichert eine profitable Inhouse-Aromenproduktion und fördert globale Roll-outs, etwa im Getränkegrundstoffgeschäft mit weltweit tätigen Kunden.

Da passt eben auch die ebenso international aufgestellte Austria Juice perfekt dazu. Man gewährleistet mit einem breiten Aromenportfolio die Umsetzung von unterschiedlichsten Geschmacksprofilen, die an die individuellen Anforderungen der Getränkehersteller angepasst sind. Auf dieses Added-Value-Geschäft wird in Zukunft verstärkt gesetzt.

Letztlich erhofft man sich bei Agrana durch die Transformation aber auch eine positive Rückwirkung auf die beiden traditionsreichen Rohstoffbereiche. So sollen dort etwa Wartungsprozesse vereinheitlicht, technologische Innovationen – etwa bei emissionsreduzierenden Energiesystemen – wechselseitig genutzt und administrative Funktionen (Finanzen, Einkauf, HR) durch eine integrierte IT-Landschaft gebündelt werden.

Ziel ist ein jährliches Einsparpotenzial von 80 bis 100 Millionen Euro, das bis 2027/28 voll wirksam werden soll. Rund zehn Prozent davon wurden bereits im Geschäftsjahr 2024|25 durch Restrukturierungen und Kostensenkungen erzielt.

In Zusammenarbeit mit:
Entgeltliche Einschaltung
Logo
Bleiben Sie im trend.
Ähnliche Artikel