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CFO-Studie 2024: Woran die Transformation schwächelt

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Achim Wenning, Partner Managementberatung Horváth

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Obwohl sich das Wirtschaftsklima in der DACH-Region insgesamt gut entwickelt, sehen viele Finanzverantwortliche großer Konzerne massive Herausforderungen, die in nächster Zeit zu bewältigen sind. Steigende regulatorische Anforderungen und die Erwartungshaltung, Automatisierungs- und Digitalisierungspotenziale schneller und zielgerichteter auszunutzen, beeinträchtigen neben makroökonomischen Trends die Stimmung.

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150 der wichtigsten CFOs aus Unternehmen mit über 1.000 Beschäftigten und mehr als 250 Mio. Euro Umsatz haben der Managementberatung Horváth im Rahmen ihrer neuen CFO-Studie (Horváth CFO-Studie 2024) Einblick in die Entwicklung ihres Unternehmens gegeben.

Die Mehrheit der Finanzverantwortlichen geht von einem Unternehmenswachstum 2024 aus. Die positive Grundstimmung stützt sich dabei auf die Erwartung, dass sich die Finanzsituation und Entwicklung der Liquidität verbessern wird und die Möglichkeiten zur Optimierung und Effizienzsteigerung von Prozessen genutzt werden können.

Zögerlicher Einsatz neuer Technologien bremst

Diese Sicht ist allerdings mit Blick auf die Fortschritte in der Digitalisierung durchaus überraschend, denn bei vielen Konzernen (30%) sind neue Technologien noch gar nicht flächendeckend im Einsatz. Für generative Künstliche Intelligenz haben zwei von drei Großunternehmen (70%) noch nicht mal ein Nutzungskonzept. Gefragt nach dem Stand datenbasierter Technologien offenbart sich, dass bisher vor allem „Smart Dashboards“ in der Praxis umgesetzt werden – wenn auch nur bei 18 Prozent der befragten Finanzbereiche.

„Predictive Forecasts“, also automatisierte Prognosen, erreichen – obwohl seit mehreren Jahren ausgereifte Modelle bestehen – nur in Ausnahmen (7%) vollständige operative Reife, in Teilbereichen werden sie erst bei jedem vierten Unternehmen erprobt. „Advanced Analytics“-Modelle sind in den Finanzabteilungen defacto noch gar nicht (2%) etabliert bzw. bei erst jedem vierten Konzern im Probegalopp. Am ehesten funktioniert noch die robotergesteuerte Prozessautomatisierung (RPA), was sicherlich auch an der echt einfachen Technologie dahinter liegt, die eine Einführung erleichtert.

Künstliche Intelligenz ist für die meisten Finanzer noch ein Fremdwort (nur 2% ausgereifte Anwender, 10% Teilanwender), was wohl damit zusammenhängt, dass Generative AI eine deutlich jüngere Technologie ist. Solange die Grundlagen für die Datenqualität, Infrastruktur und Governance nicht vorliegen, ist das auch wenig überraschend. Die Digitalisierung stockt, und das bremst die Entwicklung der Unternehmen zu 'data-driven Companies'.

Data-driven Company als Ziel

Interessant ist, dass die Transformation in Richtung "data-driven company" trotzdem hohe Priorität genießt (80% Zustimmung). Dafür reservieren die CFOs schon jetzt ein Viertel ihrer Transformationsbudgets. Es mangelt also nicht am Bewusstsein, sondern eher an den konkreten Ressourcen zur Anpassung bzw. Umsetzung der Transformationsprojekte. Die Standardisierung von Prozessen, Datenintegration und Weiterentwicklung von Datenplattformen gehören zu den Top-3-Prioritäten.

Die mannigfachen Vorteile, Datenverfügbarkeit und Auswertung in den Mittelpunkt des operativen Geschäfts zu stellen, sind vielen CFOs klar, wobei sie vor allem an valide Entscheidungsgrundlagen sowie genauere Prognosen und Planungen denken, allenfalls noch an verbessertes Risikomanagement. Aber es fehlt noch an der Vorstellungskraft, echte Chancen für neue Geschäftsmodelle, Produkte und Services abzuleiten. Erst wenn sich dieses „Data Mindset“ in den Führungsetagen einstellt, werden sich neue Horizonte erschließen.

Raus aus dem Silodenken

Damit die Digitalisierungschancen genutzt werden können, müssen noch einige Steine weggeräumt werden. Nahezu die Hälfte der Finanzverantwortlichen (49%) beklagen das vorherrschende Silodenken, dass übergreifende Zusammenarbeit zur Erschließung großer und heterogener Datenmengen behindert. Auch an der "Data Governance" hapert es noch. Erst jedes zweite Unternehmen hat alle wichtigen Rollen und Verantwortlichkeiten definiert. Hinzu kommt das Problem, Fachkräfte zu finden, die die erforderlichen Kompetenzen und Fähigkeiten mitbringen.

Die „Transformationsschwäche“ der Unternehmen hat aber noch weitere Ursachen: Die zunehmenden regulatorischen Anforderungen zwingen die CFOs dazu, ihre ohnehin begrenzten, wertvollen Ressourcen in ESG & Co zu stecken. Hinzu kommt der steigende Kostendruck, der geplante Investments in die Digitalisierung gefährdet. Das macht die digitale Transformation zu einem Kraftakt, der auf die Stimmung und den Optimismus für 2024 drückt.

Fazit

Die Finanzverantwortlichen der großen Konzerne in der DACH-Region sind derzeit mit einem erkennbaren Dilemma konfrontiert: Während sie einerseits an der notwendigen digitalen Transformation ihrer Unternehmen arbeiten (müssen), werden sie andererseits mit regulatorischen Anforderungen überschüttet. Alle diese Aufgaben sind nur mit zusätzlichen Budgets und mehr Fachkräften zu bewältigen. Beide Ressourcen sind aber knapp.

Die Serie "Management Commentary" ist eine Kooperation von trend.at und der Managementberatung Horváth. Die bisher erschienen Beiträge finden Sie zusammengefasst im Thema "Management Commentary".

Management Commentary

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