
Kommentar. Der CEO der finnischen Handelskammer für Onlineglücksspiel Mika Kuismanen über die finnische Glücksspielreform, die ein Ende des Online-Monopols bedeutet.
Die finnische Regierung der Sozialdemokratin Sanna Marin gab 2022 den Anstoß für eine Glücksspielreform Reform, indem sie einen umfassenden Bericht über die Situation des finnischen Glücksspielmarktes erstellte. Das Ergebnis war eindeutig: Das damalige Monopolsystem funktionierte nicht mehr. Auch das finnische Monopolunternehmen Veikkaus ging an die Öffentlichkeit und erklärte, eine Reform des Systems zu unterstützen. Der Hauptgrund dafür war im Verhalten der Spieler zu suchen. Bei den beliebtesten Produkten war der Marktanteil des Monopolunternehmens auf knapp unter 30 Prozent gesunken. Auch in Österreich hat der Monopolist inzwischen nur noch einen Marktanteil zwischen 30 und 40 Prozent. Die Tendenz ist also ähnlich.
Die Situation wurde in Finnland im Hinblick auf den Verlust von Steuereinnahmen, wirkungsvollen Spielerschutz sowie Werbung, Marketing und Sponsoring untragbar. Detailanalysen zeigten auch, dass die Versuche, das herrschende Monopol mit verschiedenen technischen Lösungen wie IP-Sperren oder Zahlungssperren zu schützen, kaum funktionierten und daher nicht der Schlüssel zur Erhöhung der Kanalisierungsrate waren. Auch die öffentliche Meinung in Finnland war schließlich gegen das Monopol-System.
Gesetzespaket
Die aktuelle finnische Regierung hat nun ein Gesetzespaket auf den Weg gebracht, dessen Ziel Finnlands Übergang zu einem Lizenzsystem für Online-Glücksspiele ist. Der Markt soll spätestens am 1. Januar 2027 geöffnet werden, wobei die Lizenzvergabe schon 2026 starten soll. Im künftigen Multi-Lizenzsystem wird das staatliche Monopolunternehmen Veikkaus weiterhin die Lotterie und die Rubbellose verwalten. Hingegen werden Online-Casinos, Sportwetten, Poker und Pferdewetten in einen fairen Wettbewerbsmarkt überführt. Das Gesetzgebungsprojekt ist planmäßig vorangeschritten, wurde im Frühjahr dem Parlament vorgelegt und wird heuer voraussichtlich noch vor der Sommerpause angenommen werden.
Denn der finnische Gesetzentwurf wird von allen großen Parteien unterstützt, unabhängig davon, ob sie in der Regierung oder in Opposition sind. Er wird auch von den Sportorganisationen und -teams, der Veranstaltungsbranche und der finnischen Wirtschaft befürwortet. Abgelehnt wird der Entwurf nun von Organisationen, die zuvor direkte Unterstützung von dem Monopolunternehmen erhalten haben und nun um ihre wirtschaftliche Existenz bangen.
Österreich wird also bald neben Polen das letzte Land innerhalb der EU sein, in dem es noch ein Monopol für Online-Glücksspiel gibt. Dabei ist klar, dass es am Ende nur Verlierer geben wird, wenn Österreich am derzeitigen System festhält. Einer der Hauptverlierer wird aber sicher der Staat sein, dem dadurch Steuereinnahmen verloren gehen, die er in der Zeit der Budgektknappheit dringend benötigen würde.
Digitalisierung
In einer digitalisierten Welt ist das Monopol in Wirklichkeit eine unregulierte Marktstruktur, da der Grad der Kanalisierung miserabel ist. Es wäre meiner Meinung nach auch in Österreich an der Zeit, die Ideologie hintanzustellen und zur Regulierung des Online-Glücksspielmarktes überzugehen. Das wäre verantwortungsvolles Handeln der politischen Entscheidungsträger. Dieses veraltete System wird nur zu erheblichen kumulierten Einnahmeverlusten führen, da der illegale Markt stetig wächst. Diese Entwicklung führt auch dazu, dass es immer schwieriger wird, bei Glücksspielproblemen einzugreifen. Denn das alte System wirkt sich auch nachteilig auf den Spielerschutz aus, der mit den Jahren nicht nur in Finnland, sondern auch in Österreich löchrig geworden ist, wie zahlreiche Untersuchungen belegen. Spielerschutz lässt sich nur mit anbieterübergreifenden Lösungen verbessern. Derartige Lösungen sind mittlerweile fast in ganz Europa Standard.
In meinen Augen verdient die amtierende finnische Regierung Anerkennung dafür, dass sie die Reform systematisch vorangetrieben hat. Die neue Regierung in Österreich sollte sich das Beispiel Finnland zu Herzen nehmen und ähnlich agieren, um Schaden von Spielern, Unternehmen und Staatsfinanzen fernzuhalten.
Zur Person
Mika Kuismanen ist CEO der finnischen Handelskammer für Onlineglücksspiel.