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Wie aus der im vergangenen Herbst getroffenen Planung des Ministeriums für 2025 hervorgeht, hätten ursprünglich österreichweit 694 Personen zur Grundausbildung im heurigen September an den Start gehen sollen. Stattdessen gibt es nun lediglich insgesamt 288 Plätze für Wien, Oberösterreich und Vorarlberg, wie ein am 17. Juni gezeichnetes Schreiben an die Landespolizeidirektionen belegt.
Zu diesem Zeitpunkt war das Aufnahmeverfahren in mehreren Bundesländern noch in vollem Gang gewesen, wie der APA in Exekutiv- aber auch Bewerberkreisen bestätigt wurde. In Kärnten fanden an jenem Tag sogar noch Aufnahmegespräche statt, die - wie in weiteren betroffenen Ländern - zumindest bis in die letzte ganze Juniwoche andauerten.
Die unerwarteten Einsparungen dürften die Lebensplanungen zahlreicher Kandidatinnen und Kandidaten über den Haufen geworfen haben. Nachdem er - wie üblich - im Mai über seinen laut eigenen Angaben "guten Punktestand" beim ersten Testtag informiert worden war, habe er sich bereits "um Wohnungen am Ausbildungsort umgeschaut", schilderte ein Bewerber aus einem der betroffenen Bundesländer. "Meine Freundin hat ihren Job gekündigt, damit wir gemeinsam umziehen können." Wenige Tage nach dem zweiten Testtag sei per Mail die Absage gekommen, jedoch ohne Erwähnung der Kursstreichungen. Erreichte Punkte seien ein Jahr gültig und könnten für das Aufnahmeverfahren in Wien oder Vorarlberg verwendet werden, hieß es in der Mail.
Er habe "420 Euro in einen Vorbereitungskurs investiert", sagte ein anderer Bewerber - "weil ich es wirklich hineinschaffen wollte". Nach der Freude über einen Punktestand im oberen Schnitt, hatte auch er sich bereits Hoffnungen gemacht. "Natürlich war ich dann enttäuscht." Ähnliches schilderte eine Frau, der für den vorangegangenen Turnus im Juni ein Fixplatz zugesagt worden war. Weil sich ihre Lebensumstände kurzfristig änderten, entschied sie sich schließlich für den Start im September und kündigte mit einem "überdurchschnittlich hohem Testergebnis" in der Hinterhand ihren Job. Sie stehe "jetzt blöd da", sagte sie.
Die späte Entscheidung des Innenministeriums gegen die Durchführung der Kurse sei "für das Image [...] ein Schaden", hatte zuletzt Martin Heinzl, Bundesvorsitzender der Polizeigewerkschaft von der Fraktion Christlicher Gewerkschafter (FCG), am Samstag im Ö1-"Morgenjournal" gesagt. Sein Stellvertreter Hermann Greylinger von der roten FSG legte am Freitag gegenüber der APA nach. Er habe ein derartiges Vorgehen in "48 Jahren als Polizist, davon 29 als Personalvertreter, in dieser Einzigartigkeit noch nicht erlebt", kritisierte Greylinger. Er sprach zynisch von einem "Gustostückerl der Personalpolitik". "Wenn man sich auf seinen Dienstgeber nicht verlassen kann, dann wird man nicht lange bleiben."
Eine Antwort auf eine Anfrage an das Innenministerium zu den Kosten der Aufnahmeverfahren sowie zum Zeitpunkt der Streichungen war vorerst noch ausständig. Dort war vergangene Woche betont worden, dass mit betroffenen Bewerbern im Vorfeld "Kontakt aufgenommen" werde, wie eine Sprecherin gegenüber der APA sagte.