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Nach der Veräußerung des Vergleichsportals Verivox werde sich das Management weiter von Randaktivitäten trennen. "Wir werden diesen Weg fortsetzen und uns dabei auf den Verkauf von gut performenden, nicht zum Kerngeschäft gehörenden Beteiligungen konzentrieren, wie zum Beispiel Flaconi", kündigte er mit Blick auf den Online-Kosmetikhändler an.
Habets rechtfertigte auch den geplanten Abbau von 430 Vollzeitstellen. Dies sei wichtig, um ProSiebenSat.1, in Österreich mit den vier Sendern Puls 4, Puls 24, ATV und ATV2 vertreten, im Umfeld von Rezession und einem schwachen Werbemarkt eine schlankere und wettbewerbsfähige Struktur zu verpassen.
Der Konzernchef erwähnte laut Redetext nicht mit einem Wort den Machtkampf der beiden Großaktionäre, der im Fokus der Hauptversammlung stehen dürfte. Denn die italienische Berlusconi-Holding MFE-MediaForEurope und die tschechische PPF-Gruppe buhlen um mehr Einfluss bei der bayerischen Senderkette. Das MFE-Angebot hatten Vorstand und Aufsichtsrat von ProSiebenSat.1 jüngst wie erwartet als "aus finanzieller Sicht nicht angemessen" bezeichnet. Der scheidende Aufsichtsratschef Andreas Wiele bekräftigte dies in einer Rede an die Aktionäre und äußerte direkte Kritik an MFE: "Der Aufsichtsrat ist das adäquate Gremium, in dem mit dem Vorstand über die richtige Strategie und neue Ideen für unser Unternehmen diskutiert und entschieden werden sollte - nicht die Öffentlichkeit."
PPF will mit dem angekündigten Teiloffert allerdings seine Beteiligung von nur gut 15 auf bis zu 29,99 Prozent aufstocken. MFE hatte mit seinem freiwilligen Angebot die Schwelle von 30 Prozent überschritten und kann nun weiter am Markt aufstocken, ohne ein Pflichtangebot für ProSiebenSat.1 abgeben zu müssen. Die Italiener rechnen aber nicht damit, auf eine Mehrheit zu kommen.
MFE schwebt unter anderem eine gemeinsame Streaming-Plattform vor, um dem US-Riesen Netflix besser Paroli zu bieten. Zudem dringt MFE auf einen beschleunigten Verkauf der Online-Beteiligungen von ProSiebenSat.1, um die Schuldenlast zu senken und Geld in die Kassa zu bekommen. PPF will dagegen - im Einklang mit den Plänen des ProSiebenSat.1-Vorstands - lieber etwas warten, um mehr für Beteiligungen wie Flaconi oder die Dating-Plattform Meet Group zu erlösen.