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Willibald Cernko, der neue CEO der Erste Group

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Willibald Cernko, neuer CEO und Vorstandschef der Erste Group
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Nach dem überraschenden Rückzug von Bernhard Spalt hat sich der Aufsichtsrat der Erste Group rasch auf einen neuen CEO für die Bankengruppe geeinigt. Der frühere Bank Austria CEO Willibald Cernko hat die Agenden per 1. Juli 2022 übernommen.

von

WILLIBALD CERNKO, geb. 07.07.1956
Aktuelle Tätigkeiten:

Was genau zum Zerwürfnis zwischen Erste Group CEO Bernhard Spalt und dem Aufsichtsrat der Bankengruppe geführt hat ist öffentlich nicht bekannt. Kommuniziert wurde lediglich, dass es "unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige langfristige Gesamtausrichtung der Gruppe".

Die Meinungsunterschiede dürften jedenfalls gravierend gewesen sein, denn sonst hätte Spalt, der erst mit Jänner 2020 die Leitung der Bankengruppe übernommen hatte, nicht Mitte Mai 2022, kaum eineinhalb Jahre später öffentlich erklärt, seinen noch bis Ende Juni 2023 laufenden Vertrag nicht mehr verlängern zu wollen. Ebenfalls hätte es der Aufsichtsrat nicht sonderlich eilig gehabt, einen Nachfolger für Spalt zu finden und den Posten ehestmöglich neu zu besetzen.

Genau das ist nun eingetreten. Am Mittwoch, dem 15. Juni 2022, nur ein Monat nachdem Spalt seinen Rückzug erklärt hatte, hat sich der Aufsichtsrat auf Willibald Cernko als neuen Chef der Erste Group geeinigt. Und Cernko wird Spalt auch umgehend ablösen. Der frühere Chef der Bank Austria hat das Mandat als CEO der Erste Group mit 1. Juli 2022 übernommen.

Cernkos Karriere als Bankenmanager

Der 1956 in Knittelfeld geborene Cernko ist Österreichs wohl erfahrenster amtierender Bankenmanager. In vier Jahrzehnten hat er zuerst bei der lokalen Raiffeisenkasse Obdach-Weißkirchen (1983-1985) gearbeitet, ehe er nach Wien zur Creditanstalt (2002 mit der Bank Austria fusioniert) wechselte und dort nach einigen Jahren im Firmenkunden-Geschäft 1996 zum stellvertretenden Leiter wurde.

Zur Jahrtausendwende übernahm er in der Bank Austria als Bereichsleiter das Firmenkundengeschäft. und nach der Fusion der Creditanstalt mit der Bank Austria zur Bank Austria Creditanstalt AG die Position des Bereichsvorstand für das Geschäftsfeld CEE.

Im Jahr 2003 wurde Cernko in den Vorstand der Bank Austria Creditanstalt berufen und 2006 zusätzlich Mitglied in den Vorstand der HypoVereinsbank in München für den Bereich Privat- und Geschäftskunden.

Im Oktober 2009 folgte schließlich der große Karriereschritt für den Steirer. Er übernahm die Position des Vorstandsvorsitzenden der mittlerweile zur italienischen UniCredit Gruppe gehörenden UniCredit Bank Austria AG von seinem Vorgänger Erich Hampel.

Nach fast sieben Jahren an der Spitze der UniCredit Bank Austria wurde der Steirer mit 1. März 2016 von Robert Zadrazil als Chef der Bank Austria abgelöst. Cernko setzte sich jedoch noch nicht zur Ruhe, sondern übernahm nach einer Cool-Down-Periode mit Jänner 2017 die Funktion des Risikovorstands in der Erste Group und die Sustainability-Agenden in der Bankengruppe.

Gleichzeitig mit der Position des CEO der Erste Group übernimmt Cernko mit 1. Juli 2022 die Funktion des Chief Retail Officers in der Erste Group. Seine Funktion als Firmenkundenvorstand in der Erste Bank Oesterreich wird nachbesetzt. Cernkos aktuelle Funktionsperiode bleibt der Information der Erste Group zufolge unberührt und läuft bis 31. Dezember 2024.

Die Erste Group und ihre Märkte

Die Erste Group zählt die sieben Staaten Österreich, Tschechien, Slowakei, Ungarn, Kroatien, Serbien und Rumänien zu ihren Kernmärkten. Indirekte Präsenzen hat die Bankengruppe in Slowenien, Bosnien, Montenegro, Nordmazedonien und in Moldawien aufgebaut (siehe Grafik).

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Märkte der Erste Group

© Erste Group

Heimatmarkt Österreich

In Österreich ist die Erste Group mit der Erste Bank und Sparkasse vertreten. Die Bank hat hierzulande 3,9 Millionen Kunden und 15.655 Mitarbeiter, die in der Zentrale und in 811 Filialen beschäftigt sind. Der Marktanteil der Retaileinlagen liegt bei 23,2 %, der bei Retailkrediten bei 20,8 %.

Tschechien

In Tschechien ist die Erste Group mit der Ceska Sporitelna vertreten. Die Bank hat in Tschechien 4,5 Millionen Kunden und 9.746 Mitarbeiter, die in 415 Filialen beschäftigt sind. Der Marktanteil der Retaileinlagen liegt bei 26,8 %, der bei Retailkrediten bei 24,6 %.

Slowakei

In der Slowakei ist die Erste Group mit der Slovenska Sporitelna vertreten. Die Bank hat in der Slowakei 2,1 Millionen Kunden und 3.632 Mitarbeiter, die in 198 Filialen beschäftigt sind. Der Marktanteil der Retaileinlagen liegt bei 28,4 %, der bei Retailkrediten so wie in Tschechien bei 24,6 %.

Ungarn

In Ungarn ist die Erste Group mit der Erste Bank Hungary vertreten. Die Bank hat in Ungarn 0,9 Millionen Kunden und 3.248 Mitarbeiter, die in 103 Filialen beschäftigt sind. Der Marktanteil der Retaileinlagen liegt bei 10,8 %, der bei Retailkrediten bei 11,6 %.

Rumänien

In Rumänien ist die Erste Group mit der Banca Comercială Română vertreten. Die Bank hat in Rumänien 2,8 Millionen Kunden und 5.289 Mitarbeiter, die in 323 Filialen beschäftigt sind. Der Marktanteil der Retaileinlagen liegt bei 13,9 %, der bei Retailkrediten bei 17,0 %.

Kroatien

In Kroatien ist die Erste Group mit der Erste & Steiermärkische Bank vertreten. Die Bank hat in Kroatien 1,3 Millionen Kunden und 3.248 Mitarbeiter, die in 133 Filialen beschäftigt sind. Der Marktanteil der Retaileinlagen liegt bei 15,2 %, der bei Retailkrediten bei 13,8 %.

Serbien

In Serbien ist die Erste Group mit der Erste Bank a.d. Novi Sad vertreten. Die Bank hat in Serien 0,5 Millionen Kunden und 1.209 Mitarbeiter, die in 88 Filialen beschäftigt sind. Der Marktanteil der Retaileinlagen liegt bei 5,3 %, der bei Retailkrediten bei 7,3 %.

Indirekte Präsenzen

Zu den indirekten Präsenzen zählen die Banka Sparkasse in Slowenien, die Sparkasse Bank d.d. Bosna i Hercegovina in Bosnien, die Erste Bank AD Podgorica in Montenegro, die Sparkasse Bank Makedonija in Nordmazedonien sowie die BCR Chișinău in Modlawien.

Cernko als Manager: aktiv, konsequent und fordernd

"Ich war vor meiner Tätigkeit bei Raiffeisen fünf Jahre beim Bundesheer. Ich tu mir in großen Organisationen deutlich leichter. In der Raiffeisenbank war für mich die Decke sehr schnell erreicht. Ich habe dort die Perspektive nicht gesehen. Daher bin ich zur Creditanstalt nach Wien gegangen", erklärte Cernko 2009 in einem mit der "Presse".

Die straffen und leistungsbezogenen Strukturen des Bundesheeres sind für ihn auch in der Bankenwelt Erfolgskriterium. "Das Wesentliche ist Leistungsbereitschaft", ist eines von Cernkos Credos. Seine Konsequenz, Dinge anzupacken und Ziele zu verfolgen ermöglichte es dem ehrgeizigen Steirer auch ohne abgeschlossenes Studium, in der Bankenwelt zum Topmanager zu werden. Selbst die Matura hat Cernko erst im zweiten Bildungsweg gemacht und ein abgeschlossenes Studium ist für den Manager noch lange kein Erfolgskriterium.

Cernko, der mit der Pianistin Jasminka Stancul verheiratet ist und vier erwachsene Kinder hat - darunter der Koch und Hotelmanager Leonard Cernko - bezeichnet sich selbst als Teamspieler, fordert aber, dass sich in einem Team auch alle nach Leibeskräften anstrengen und über sich hinaus wachsen. "Härtnäckig sein, nicht gleich beim ersten Mal aufgeben", ist für ihn eine der wichtigsten Tugenden, die er sowohl von sich selbst als auch von seinem Team fordert.

Physische, mentale und finanzielle Gesundheit gehören für den steirischen Bankenmanager unmittelbar zusammen, um im Team und als Unternehmen erfolgreich sein zu können. Die finanzielle Gesundheit der Kunden soll auch im Mittelpunkt aller zukünftigen Aktivitäten der Erste Group stehen. "Unser künftiges strategisches Ziel ist, eine Financial Health Company zu schaffen. Jetzt geht es an die konkrete Arbeit“, erklärt Cernko sein Ziel als CEO der Bankengruppe.

Aufsichtsratschef Freidrich Rödler unterstützt diese Vision: "Mit viel internationaler Erfahrung in unseren Kernmärkten Zentral- und Osteuropas ist er der Richtige, die Erste als Financial Health Company aufzustellen. Die Strategie der Gruppe ist klar und ich bin mir sicher, dass er ein sehr aktiver CEO sein wird, der unser Unternehmen mit genauen Vorstellungen in eine gute Zukunft führt”, sagt Friedrich Rödler, Aufsichtsratsvorsitzender der Erste Group.

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