
In seinem jüngsten Buch thematisiert der Historiker und Bestsellerautor Philipp Blom, wie Hoffnung in Zeiten großer Probleme möglich bleibt. Demgemäß investiert er auch in grüne Technologien.
trend: Halten Sie Finanzbildung für eine Schlüsselkompetenz für ein selbstbestimmtes Leben?
Philipp Blom: Ja, unbedingt. Ich habe diesbezüglich von meiner Familie wenig mitbekommen und es als Erwachsener mühsam lernen müssen. Ich bin instinktiv jemand, der nicht nur dafür leben will, dass es einem im Alter einmal finanziell gut geht, denn vielleicht werde ich gar nicht so alt, aber ein kluger Mensch hat einmal gesagt, dass man auch für den Menschen verantwortlich ist, der man in der Zukunft ist.
trend: Was hat Sie denn dann im Umgang mit Geld geprägt?
Wie gesagt, in meiner Familie gab es nie Geld, und alles, was kam, wurde sofort gebraucht. Ich wurde nie angehalten, zu sparen oder vorzusorgen, und hatte auch niemanden, der mir das erklärt hat. Das hat erst viel später meine Frau getan, die sich viel besser auskannte. Jetzt versuche ich, ein gutes Gleichgewicht zu finden zwischen gegenwärtigen und zukünftigen Bedürfnissen.
trend: Und haben Sie eine gute Hand fürs Geld? Wissen Sie am Monatsende, wo es geblieben ist?
Eine gute Hand? Nicht wirklich. Ich investiere nicht viel, was vielleicht ein Fehler ist, aber ich bin auch Schriftsteller, da ist nicht so viel zu investieren. Was mit dem Geld passiert, weiß ich eigentlich schon. Es ist erstaunlich, wie viel man verdienen muss, um ein einigermaßen normales und angenehmes Leben zu führen. Aber solange mir das gelingt, ist das ganz ok.
trend: Was ärgert Sie am aktuellen Wirtschaftssystem?
Was mir Sorgen macht, ist, dass die globalisierte Produktion mit ihren langen Lieferketten immer unsicherer wird, von den verursachten UmweltSchäden ganz abgesehen. Dazu kommt die Abhängigkeit von Energie und Rohstoffen, die sich als sehr gefährlich herausstellt. Und dann produziert dieses System immer mehr Ungleichheit und immer mehr Leute, die in einem anderen System leben wollen. Das ist zusammengenommen eigentlich eine Zeitbombe.
trend: Was machen Sie mit Ihrem Geld? Was halten Sie aktuell für ein sicheres Investment in die Zukunft?
Leider sind wahrscheinlich Waffen wieder ein sicheres Investment geworden, aber ich stecke das wenige Geld, das ich habe, trotzdem in grüne Technologien. Das ist finanziell nicht wahnsinnig klug, aber ich schlafe dadurch etwas besser.
trend: Was halten Sie für Ihren ganz persönlichen Reichtum, was macht Ihr Leben besser? Was mein Leben besser macht? Meine Familie, meine Freunde, Kammermusik, Reisen. Geld ist wichtig, wenn man nicht genug davon hat. Aber sogar große Studien zeigen, dass starke Beziehungen wichtiger sind.
trend: Sie haben lange in England und in den USA gelebt. Warum heißt es hierzulande, anders als im angloamerikanischen Raum: Über Geld spricht man nicht?
Eine gute Frage. Es gilt als unfein, das zu tun, aber gerade mit jungen Menschen sollten wir viel mehr über Geld reden, damit sie nicht falsche Entscheidungen treffen, weil sie nicht wissen, was möglich ist.
trend: Was würden Sie auch für viel Geld nicht machen?
Ehrlich gesagt: sehr viel. Ich mag Geld, aber ich habe meine Überzeugungen.
trend: Top Hotels, gutes Essen, schnelle Autos? Andere Guilty Pleasures? Wofür geben Sie persönlich gerne und lustvoll Geld aus?
Gegen Autos bin ich Gott sei Dank immun, ich habe mir noch nie was draus gemacht. Tolle Hotels und schönes Reisen – das ist schon was anderes. Ich mag auch guten Wein und kaufe gelegentlich Kunst, aber vor allem Bücher, was eigentlich völlig anachronistisch ist. Aber mein Hauptlaster ist die Musik. Ich spiele Geige und habe ein wunderbares Instrument aus dem 18. Jahrhundert, aber da gibt es noch unglaubliche andere Instrumente, und wenn ich wirklich Geld hätte …
trend: Was war das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?
Tatsächlich eine Geige. Ich habe sie spontan gekauft, als ich 17 war, obwohl ich überhaupt kein Geld hatte. Sie hat mich lange und treu begleitet.
trend: Was bedeutet Luxus für Sie?
Nie an Geld denken zu müssen.
trend: Wissen Sie noch, wofür Sie Ihr erstes selbst verdientes Geld ausgegeben haben?
Für ein Interrail-Ticket durch Europa.
trend: Wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?
Für meine Familie.
trend: Und was wollen Sie hinterlassen?
Ich werde einen Haufen Bücher hinterlassen und sonst, materiell gesehen, nicht viel. Aber es wäre schön, wenn ich den Menschen, die mir wichtig sind, auch wichtig wäre und ich in ihrer Erinnerung noch weiterleben kann.
Zur Person
Philipp Blom, 55. In Hamburg geboren, lebt der Historiker und vielfach ausgezeichnete Bestseller-Autor mit seiner Frau, der Schriftstellerin Veronica Buckley, seit 2007 in Wien, wo er unter anderem die Sendung „Punkt Eins“ für Ö1 moderiert und Filme wie die preisgekrönte Dokumentarserie zu seinem Buch „Der taumelnde Kontinent“ macht. Seit 2024 ist er Intendant der „Dachstein Dialoge“, die heuer vom 19. bis 25. September in Ramsau und Filzmoos stattfinden und sich dem Thema „Wer gehört zu uns?“ widmen – dachsteindialoge.at. Zuletzt erschien „Hoffnung — Über ein kluges Verhältnis zur Welt“ im Hanser Verlag. philipp-blom.eu
Das Interview ist in der trend.EDITION vom 27. Juni 2025 erschienen.