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Blockchain: Krypto-Technologie für den Einsatz in Unternehmen

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Die Blockchain wurde ursprünglich für den Handel mit Kryptowährungen entwickelt. Die Technologie ist aber sehr vielseitig einsetzbar.
Die Blockchain wurde ursprünglich für den Handel mit Kryptowährungen entwickelt. Die Technologie ist aber sehr vielseitig einsetzbar.©Sasin Paraksa
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Die ursprünglich für den Handel mit Kryptowährungen entwickelte Blockchain-Technologie ist eine sehr vielseitig einsetzbare Technologie. Wie sie funktioniert und wie sie in Unternehmen und der Wirtschaft genutzt werden kann.

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Was ist eine Blockchain?

Die wertvollste Kette der Welt ist angeblich eine Halskette, an der der sagenumwobene Hope-Diamant baumelt. Der Wert des Diamanten alleine wird auf 200 bis 250 Millionen Dollar geschätzt, in Wahrheit ist der 45,42 Karat schwere, dunkelgrau-blaue Edelstein, der 1688 vom französischen König Ludwig XIV gekauft wurde, aber unbezahlbar. Noch wertvoller und garantiert unbezahlbar ist aber die Blockchain.

Die Blockchain-Technologie wurde ursprünglich verwendet, um sichere Zahlungen mit Bitcoins und anderen Kryptowährungen zu ermöglichen. Mittlerweile kommt sie in den unterschiedlichsten Bereichen in der Praxis zur Anwendung. Aus dem Beschäftigungsfeld einiger weniger Krypto-Nerds ist eine vielbeachtete Erfolgs-Technologie geworden, die das Potential hat, das Wirtschaftsleben von Grund auf zu verändern.

Im Grunde handelt es sich bei einer Blockchain um eine verschlüsselte Kette von Datensätzen (Blocks), bei der neue Datensätze immer an die bereits vorhandenen angehängt werden. Dabei werden jedes Mal gleichzeitig auch ein Datensegment (Hash) des vorherigen Blocks, ein Zeitstempel und die Transaktionsdaten gespeichert und so eine Eindeutigkeit und Fälschungssicherheit erreicht.

Wie funktioniert die Blockchain?

In eine Blockchain werden keine Dokumente, sondern verschlüsselte Codes hochgeladen, die zum Beispiel als Identitäts- oder Besitznachweis gelten und Zugriff auf ein bestimmtes Asset, einen digitalen Wert, ein digitales Produkt oder ein Dokument geben.

Die hochgeladenen Codes ergeben eine Datenkette, die in der Folge weitergeschrieben wird. Weil jeder Block Informationen des vorherigen enthält kann genau bestimmt werden, an welche Stelle der Kette ein bestimmter Block gehört. Er kann auch nicht ausgetauscht werden, weil der nachfolgende Block ebenfalls Informationen des Blocks enthalten muss. Die Kette ist daher unveränderbar, fälschungs- und manipulationssicher.

Eine zusätzliche Sicherheit entsteht durch die dezentrale Speicherung. Alle Beteiligten speichern eine eigene Kopie des gesamten Datensatzes und schreiben diese fort. Wird ein neuer Block hinzugefügt entscheidet ein Konsensprotokoll, welche Kette weitergeführt wird.

Blockchain-Transaktion in 6 Schritten

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Funktion der Blockchain; schematische Darstellung © Getty Images/iStockphoto
  • Schritt 1: Start. Eine Transaktion wird angestoßen.
  • Schritt 2: Create. Ein Block wird generiert
  • Schritt 3: Broadcast. Der Block wird an die dezentralen Server übertragen.
  • Schritt 4: Validation: Der neue Block der Kette wird überprüft und validiert.
  • Schritt 5: Add to Chain: Der Block wird der Blockchain hinzugefügt.
  • Schritt 6:End. Die Transaktion wird bestätigt und abgeschlossen.

Blockchain - eine Technologie für viele Fälle

„Die Blockchain-Technologie hat sich stark weiterentwickelt“, erläutert Prof. Alfred Taudes, Vorstand des Forschungsinstituts Kryptoökonomie der WU, langjähriger Vortragender der WU Executive Academy und wissenschaftlicher Leiter des Austrian Blockchain Center. So gab es etwa Verbesserungen beim Energieverbrauch und der Geschwindigkeit - Blockchains erfordern sehr aufwändige Rechenprozesse.

Aber auch bei den Kryptowährungen gibt es neue Möglichkeiten, unter anderem sogenannte Stablecoins, das sind Kryptowährungen, deren Wert an traditionelle Assets wie den US-Dollar gekoppelt ist. Diese bilden die Basis von „Decentralized Finance“ – offene Protokolle, die auf Basis der Ethereum-Blockchain Alternativen für Finanzdienstleistungen wie Darlehen anbieten.

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Alfred Taudes, WU / Austrian Blockchain Center © NATHAN MURRELL

In der modernen, digitalisierten Wirtschaftswelt bietet diese Technologie eine ganze Reihe außergewöhnlicher Möglichkeiten zur Vereinfachung, Automatisierung und Steigerung der Verlässlichkeit.

Wie aber können Unternehmen abschätzen, ob sich der Einsatz dieser Technologie für das eigene Business lohnt? Die folgende Übersicht zeigt, für welche Branchen sie sich besonders gut eignet und wie Unternehmen konkret vorgehen sollten, wenn sie sich für den Einsatz der Blockchain-Technologie entscheiden.

Einsatzbereiche der Blockchain

Immer dann, wenn mit anderen Unternehmen wichtige Werte und heikle Daten ausgetauscht werden sollen und das nicht zentralisiert laufen soll, ist die Blockchain eine passende Technologie.

"Blockchain kann in jeder Branche erfolgreich angewendet werden, manche wie die Finanz- und die Energiebranche, oder der Bereich Supply Chain Management eignen sich aber besonders gut“, betont Taudes und weist darauf hin, dass es sich im Grunde um eine disruptive, neue Möglichkeit der Kommunikation handelt. Taudes: „Auch das Internet bestand ja anfangs nur aus E-Mails und wir sehen, was daraus geworden ist..

So hat die vielseitige Blockchain-Technologie längst einige Wirtschaftsbereiche erobert, aus denen sie nicht mehr wegzudenken ist.

  • Die Finanzwelt. Neue Anbieter wie Bitpanda oder Coinfinity setzen auf der Blockchain-Technologie auf. Banken verwenden die Blockchain zur sogenannten Tokenization: Damit kann für Wertgegenstände wie Aktien, Immobilien oder Kunstwerken eine digitale Repräsentation erstellt werden, die es erlaubt, auf Basis einer Blockchain rascher und in vielen kleineren Teilen gehandelt zu werden.
  • Produktion und Supply Chain Management. Hier erlaubt die Blockchain die Notarifizierung von Produktionsdaten, die Verfolgung von Gütern entlang der Wertschöpfungskette und die unveränderliche Speicherung von Digital Twins.

    Unverzichtbar wird die Blockchain bei der Realisierung des Physical Internet. Bei diesem Konzept werden die derzeitigen unternehmensspezifischen Logistiknetze durch ein dezentrales, analog zum digitalen Internet organisiertes, organisationsübergreifendes, auf Standards basierendes Netzwerk ersetzt.

  • Das E-Government. In Österreich wird derzeit eine Public-Blockchain-Lösung aufgebaut, deren erste konkrete Umsetzung der Notar für jedermann sein wird: Damit kann nachgewiesen werden, welche Inhalte eine Datei zu einem bestimmten Zeitpunkt hat. Eingesetzt wird das beispielsweise in der Kreativ- und Designbranche, wenn es um den Nachweis der Herkunft von Ideen geht.

    Den großen Wurf in diesem Bereich verspricht das Konzept der „Self-Sovereign Identity“. Dabei kann jeder Staatsbürger in einer digitalen Dokumentenmappe seine Identitätsdaten selbst verwalten und selektiv für Behörden und Unternehmen freigeben. Dies erspart die derzeit aus Datenschutzgründen notwendige wiederholte händische Eingabe in verschiedene Formulare – etwa, wenn staatliche Services in Anspruch genommen werden, oder bei Compliance-Anfragen von Finanzdienstleistern.

  • Der Kulturbereich. Hier gibt es interessante Anwendungen wie den Wiener Kultur Token, bei dem Fahrten mit der Straßenbahn mit Tokens belohnt werden, die man dann auf einem Marktplatz gegen Besuche von Kultureinrichtungen eintauschen kann. Ein weiteres Beispiel ist das Projekt CryptoWiener, bei dem Wiener Persönlichkeiten wie Sigmund Freud als Non-Fungible-Token oder NFT-Token gekauft werden können – diese Pixelart-Kunstwerke sollen zeigen, wie sich die Blockchain in der Kunstwelt einsetzen lässt.
  • Der Gesundheitssektor. Corona hat auch die Wichtigkeit einer datenschutzkonformen Verarbeitung von Gesundheitsdaten aufgezeigt und hier leistet die Blockchain-Technologie wichtige Beiträge. Beispielsweise können mit Blockchain basierten Verschlüsselungsmethoden verteilt erhobene und verschlüsselte Gesundheitsdaten ausgewertet werden, ohne dass diese entschlüsselt und zentral gesammelt werden.
  • Der Energiesektor. Auch im Energiebereich ist die Blockchain als Basis von Peer-To-Peer Energy Trading wichtig, bei dem Konsumenten zugleich die Rolle von Energieherstellern – etwa über die eigene Photovoltaikanlage – übernehmen und mit Energie handeln können. Ebenso ist die Blockchain im Bereich der E-Mobilität von Bedeutung, beispielsweise für die sichere Bezahlung von Ladevorgängen über unterschiedliche Infrastruktureinrichtungen.

Die Blockchain in Unternehmen

Ob eine Blockchain-Lösung in einem Unternehmen funktioniert, ist neben der entsprechenden Analyse der eigenen (Geschäfts-) Situation vor allem vom geeigneten Geschäftsmodell abhängig.

Die Erstellung eines solchen ist ein interaktiver und vor allem auch kreativer Prozess. Am Anfang muss ein Gefühl für die Möglichkeiten, die die Technologie der Blockchain bietet, entwickelt werden. In weiterer Folge ist es wichtig, sich die eigenen Geschäftsmodelle, Beispiele und Best Practices aus anderen Unternehmen bzw. Branchen anzusehen: Wo wird die Blockchain bereits erfolgreich eingesetzt und wie kann es gelingen, darauf basierend eine neue Idee zu entwickeln?

Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. Der Einsatz der Blockchain-Technologie steht allerdings erst am Anfang. Wenn es etwa darum geht, Geschäftsprozesse zu vereinfachen und zu automatisieren, eine sichere Kommunikation zu garantieren oder Betrugsmöglichkeiten zu reduzieren, bietet die Blockchain in naher Zukunft eine Vielzahl von Möglichkeiten.

Bei der Implementierung der Blockchain-Technologie für Anwendungen in Unternehmen empfiehlt sich eine Vorgehensweise in drei Schritten.

  1. Der erste Schritt ist, eine Antwort auf diese grundlegende Frage zu finden: Ist die Blockchain für mein Problem geeignet? Das sollte man gemeinsam mit einem Berater beantworten. Ein Beispiel: Wenn das eigene ERP-System (Enterprise Resource Planning System) mit jenem eines Partners zusammengehängt werden soll, kann das über die Blockchain erfolgen.

    Ein ERP-System lediglich durch eine Blockchain-Lösung zu ersetzen, macht hingegen keinen Sinn.

  2. Proof of Concept erstellen: In einem zweiten Schritt geht es darum, einen einfachen Prototyp zu erstellen, um zu sehen, wie die konkrete Anwendungen aussehen kann und wie sie in der Praxis funktionieren könnte.
  3. Rechtliche Rahmenbedingungen überprüfen: Diese müssen Unternehmen unbedingt am Radar haben, weil eine Nichtbeachtung oft ein Show Stopper für das ganze Projekt sein kann. Speziell geschulte Juristen des Austria Blockchain Centers stehen hier etwa zur Verfügung.
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