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Microsoft fährt die Server hoch

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Hermann Erlach, General Manager Microsoft Österreich mit Digitalisierungsstaatssekretär Alexander Pröll.

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Rechnen in der Region: Der US-Technologiekonzern sperrt rund um Wien neue Rechenzentren auf und rechnet mit starker Nachfrage aus dem In- und Ausland.

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Einen Besichtigungstermin absolvierte die damalige Infrastrukturministerin Leonore Gewessler vor bald zwei Jahren, den Handshake zur Eröffnung am 30. Juni gab's jetzt vom neuen Digitalisierungsstaatssekretär Alexander Pröll. So ein Rechenzentrum zu errichten, braucht in diesen Zeiten oft länger als geplant, selbst für einen Weltkonzern wie Microsoft. KI-Prozessoren sind eine weltweit extrem gefragte Ressource, dazu gilt es spezialisierte Bautrupps zu koordinieren, die international von einer Baustelle zu nächsten wandern und ein tragfähiges Energiekonzept zu haben. Letzteres bedeutet vor allem genug Strom zu haben, der in dem Fall aus erneuerbaren Quellen vom Verbund kommt. Die Wiener Netze errichteten eine eigene Schaltanlage.

Mit August ist es nun so weit, Microsoft hat seine hauseigene Cloud-Region Österreich bezugsfertig und bietet sie Kunden und Microsoft-Partnern an, aufgeteilt auf drei getrennten Standorten in Schwechat, Vösendorf und bei Mödling. „Der Einsatz von KI ist einer der wesentlichen Innovations- und Produktivitätstreiber für die heimische Wirtschaft. Die Kombination aus KI und Rechenzentren ermöglicht es, das volle Potenzial neuer Technologien auszuschöpfen“, sagt Hermann Erlach, General Manager von Microsoft Österreich. Zu den Mietern gibt es aus Sicherheitsgründen keine Auskunft, die Hoffnung, auch welche aus den umliegenden Nachbarländern anzuziehen, ist groß.

Europa strategisch versorgen

Die Schaffung lokaler Rechenzentrumskapazitäten ist Teil einer groß angelegten Europa-Strategie, die der Technologiekonzern aus Redmond fährt. Bis 2027 sollen die Kapazitäten gleich um 40 Prozent ausgebaut werden. Allein in den letzten eineinhalb Jahren wurden 20 Milliarden Dollar dafür investiert. Ausgegeben wird das Geld nicht nur aus technischen Überlegungen heraus. Kürzere Wegzeiten und weniger Verzögerungen spielen im KI-Zeitalter eine große Rolle. Forciert wird der Bauboom aber auch vor dem Hintergrund europäischer Sicherheitsauflagen und dem gerade in jüngster Zeit erstärkten Bedürfnis nach mehr digitaler Souveränität.

Microsoft-CEO Satya Nadella gab unlängst ein Bekenntnis zu dieser Souveränität ab – Unternehmen und Organisationen in Europa sollen „unabhängig, sicher und selbstbestimmt agieren“, und neue Möglichkeiten an die Hand bekommen, „souveräne private Cloud-Umgebungen“ zu nutzen.

Die Microsoft-Cloud Azure bekommt mit „Azure Local“ und „Azure Arc“ eine Art Spezialschutz, der den Kunden auf lokaler Infrastruktur bessere Überwachung und Autonomie garantieren soll. Vorfälle, wie das Abdrehen eines offiziellen E-Mail-Kontos, wie mit dem Chefankläger des Internationalen Strafgerichtshofs passiert, sollten Microsoft juristisch und technisch nicht mehr so einfach möglich sein. Diese Aktion hatte Microsoft im Mai ein PR-Desaster beschert, und in Europa zu einer Welle der Empörung geführt. Die Angst, unvermittelt und unschuldig zu Opfern einer willfährigen US-Politik werden, manifestierte sich. In einer Umfrage des deutschen Branchenverbandes bitkom gab zuletzt jede/r Zweite/r an, die eigene Cloud-Strategie im Lichte der neuen US-Politik zu überarbeiten.

Digitalisierungsstaatsekretär Alexander Pröll betonte bei dem Medientermin am 30. Juni jedenfalls die wirtschaftliche Bedeutung der Ansiedelung „als unglaublichen Boost für die Nutzung von künstlicher Intelligenz in Österreich“, und äußerte aber auch den Wunsch nach mehr digitaler Souveränität in Europa. Angesichts der momentanen Abhängigkeit von den USA gab er eine realistische Einschätzung ab: „Dass wir digital autark sein werden, schließe ich aus.“

Microsoft: Blick ins neue Rechenzentrum

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Der Konzern verspricht Daten lokal zu speichern und modernste Cloud-Computing-Ausstattung.

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Der Strom kommt ausschließlich aus erneuerbaren Quellen.

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2023 gab es einen ersten Besichtigungstermin, damals noch mit der zuständigen BM Leonore Gewessler. Im Hintergrund: Versorgungsinfrastruktur für das Rechenzentrum.

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