Neues Millionen-Investment für Start-up Anyline

Am Weg zum Weltmarktführer für smarte, mobile Scan-Technologien eilt das Wiener Unternehmen Anyline von Erfolg zu Erfolg. Nun führt der Deutsche Technologie-Investor Digital+ die 20 Millionen Dollar Finanzierungsrunde für die weitere Expansion an.

Anyline CEO Lukas Kinigadner

Anyline CEO Lukas Kinigadner nimmt mit neuem Millionen-Investment den Weltmarkt ins Visier

Das Wiener Unternehmen Anyline ist vielleicht in der Öffentlichkeit nicht ganz so bekannt wie andere hier gegründete Start-ups – Bitpanda, GoStudent oder N26 – die Lösungen und Produkte des Unternehmens dafür aber umso mehr, auch wenn wenige Benutzer wissen, dass sie eine in von einem österreichischen Start-up entwickelte Technologie verwenden.

Das beste Beispiel dafür ist der Wiener Corona-Gurgeltest „Alles gurgelt“, bei dem die von Anyline entwickelte Scan-Technologie dafür sorgt, dass die Testergebnisse sicher und richtig und unter strikter Einhaltung der Privatsphäre eingescannt und verarbeitet werden. „Als Corona begonnen hat uns bald war es klar, dass es in Zukunft viele Testungen und Impfungen geben wird und unsere Technologie dabei einen wichtigen Beitrag leisten kann – etwa bei der Identifizierung von Ausweisen oder von E-Cards“, sagt CEO Lukas Kinigadner, der Anyline vor knapp acht Jahren mit einer Hand voll Gleichgesinnter gegründet hat.

Alles Gurgelt Test

Testen und Scannen: Anyline-Technologie für den Wiener Corona-Gurgeltest

Das Resultat: Während viele Unternehmen während der Corona-Pandemie ins Straucheln gekommen sind konnte Anyline mit der seit der Gründung immer weiter perfektionierten Scan-Lösung für komplexe Daten via Smartphone weiter wachsen und ist nun etwa auch Teil der österreichischen Grünen Pass App. „Einer der Schlüssel zum Erfolg ist, dass unsere Lösung direkt auf dem Smartphone installiert ist uns die komplette Datenverarbeitung dort stattfindet. Damit ist der Datenschutz hundertprozentig gewährleistet. Wir bieten Privacy per default“, sagt Kinigadner.

Neues Millionen-Investment

Die Corona-Anwendungen sind nur weitere Beispiele, die zeigen, wie groß das Potenzial der von den Wiener Tüftlern entwickelten Lösung ist. Daneben setzen unter anderem auch die Polizei – etwa beim Einlesen von Führerschein- oder Fahrzeugdaten – oder die Wiener Netze bei der Stromzählerablesung auf die Anyline-Technologie. Und auch die Expansion in die USA ist den Wienern bereits gelungen – trotz der Corona-Pandemie. „Die Eröffnung unseres Büros in Boston ist genau mit dem Beginn der Corona-Pandemie zusammengefallen und viele haben uns geraten, den Termin zu verschieben und zuzuwarten. Es war gut, dass wir das nicht gemacht haben. Mittlerweile kommen rund 40 Prozent unseres Umsatzes aus den USA“, sagt Kinigadner.

Anyline Reisepass-Scan

Reisepass-Check: Mit der Anyline-Technologie können Daten sicher und schnell ausgelesen werden.

Wer eine solche Erfolgshistorie vorweisen kann, der schafft es auch, hochkarätige Geldgeber auf sich aufmerksam zu machen. Und mit dem Deutschen Technologie-Investor Digital+ konnte nun ein weiterer, finanzkräftiger Investor für Anyline gewonnen werden. Digital+ führt dieses 20 Millionen Dollar Investment an, und ebnet damit den Weg für die weitere Expansion und die Entwicklung weiterer Produkte. Und die beste Bestätigung für den Erfolgskurs des Unternehmens ist, dass auch die bisherigen Investoren bei der Finanzierung mitgezogen sind. Project A Ventures etwa oder Hans Hansmann, der über seine Romulus Consulting praktisch von Beginn an Anyline beteiligt ist. Sie alle begeistert Kinigadners Marschrichtung: „Unser Ziel ist, Weltmarktführer im Bereich des OCR-Scannings zu sein“, sagt der Anyline-Chef.

Investieren in das Wachstum

Auf eine Gewinnausschüttung müssen die Investoren dennoch weiter warten „Wir sind zwar mit unseren Produkten hochprofitabel. Machen aber keine Gewinne, weil wir das Geld sofort wieder in die weitere Expansion stecken“, sagt Kinigadner. In den nächsten Monaten soll daher auch der Mitarbeiterstand von aktuell 100 Mitarbeitern kräftig aufgestockt werden und Kinigadner ist sich sicher, dass der Mitarbeiterstand nicht zuletzt als Folge der Corona-Pandemie weiter deutlich wachsen wird: „Als Folge der Corona-Pandemie werden zahlreiche alltägliche Verrichtungen von Shopping über Reisen bis zum Zahlungsverkehr noch kontaktloser ablaufen als bisher.“

Und wie das Corona-Virus kennt auch Anyline mittlerweile keine Grenzen. Die Entwickler des Hauses haben ihren ID-Scanner bereits für arabische Schriftzeichen weiterentwickelt, an der kyrillischen Version wird aktuell gearbeitet. Kinigadner: „Nie hätte ich mir das gedacht, als ich im Jahr 2014 Jahren bei meinem ersten Pitch beim trend-Start-up-Wettbewerb trend@venture vor Oliver Holle, Hans Hansmann und Andreas Bierwirth gestanden bin und meine Idee vorgestellt habe.


500 Millionen für Start-ups

Österreichs Gründer haben im ersten Halbjahr 2021 bereits doppelt so viel Geld eingesammelt wie im Gesamtjahr 2020.

2021 wird ein absolutes Rekordjahr für die österreichische Gründerszene. In den ersten sechs Monaten konnten die hiesigen Start-ups Berechnungen von EY Österreich zufolge
mehr als eine halbe Milliarde Euro und damit mehr als doppelt so viel Geld wie im Gesamtjahr 2020 einsammeln. Das meiste Wachstumskapital erhielten die Nachhilfe-Plattform GoStudent (275 Mio. €) und die Trading-Plattform Bitpanda (152 Mio. €). Beide Start-ups haben nun Unicorn-Status. „Das ist ein stark wahrnehmbares Qualitätssiegel insbesondere bei ausländischen Investoren, bei denen Österreich definitiv noch stärker am Radar ist“, sagt Florian Haas, Leiter Start-ups bei EY Österreich.

20 Millionen oder mehr haben neben Anyline auch das auf die Haustier-Ortung spezialiserte Unternehmen Tractive (29 Mio. €), die Video-Streaming Spezialisten Bitmovin (21 Mio. €) und der Mobile Payment Anbieter Bluecode (20 Mio. €) erhalten.

Bei mehreren der letzten großen Finanzierungsrunden fanden sich US-Risikokapitalfonds im Lead. Um das Abwandern erfolgreicher Gründer zu verhindern, brauche es aber eine klare Standortstrategie und zusätzliche Anreize für private Investitionen. Haas ist zuversichtlich, dass der Geldsegen auch in der zweiten Jahreshälfte anhält. Dafür spreche, dass die Bewertungen hierzulande moderater sind als im Silicon Valley und Fonds und VCs auf Cash-Reserven sitzen.

Vanessa Voss

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