Trend Logo

„Partnerschaften sind für die Forschung sehr wichtig“

In Kooperation mit AstraZeneca Österreich.
Subressort
Aktualisiert
Lesezeit
10 min

Zur Person:

Botond Ponner ist seit 2019 Medical Director von AstraZeneca Österreich. Seine Mission ist es, Partnerschaften im Gesundheitswesen zu stärken, nachhaltige Lösungen „beyond the drug“ zu gestalten, Diagnosewege zu einer nachhaltigen Gesundheitsversorgung zu verkürzen, um Innovationen für Patient:innen rascher und niederschwellig zugänglich zu machen - für ein längeres und besseres Leben.

©Martin Hörmandinger
  1. home
  2. Specials
  3. Special

Botond Ponner, Medical Director von AstraZeneca Österreich, über Österreichs Stärke bei klinischen Studien, die Bedeutung von Partnerschaften für die medizinische Forschung und das Gesundheitssystem sowie die neue Plattform Future Health Lab.

von

TREND: AstraZeneca ist als globales biopharmazeutisches Unternehmen in vielen Bereichen aktiv. Welche Schwerpunkte gibt es in Österreich?

Ponner: Wir decken das gesamte Spektrum der Indikationen von AstraZeneca ab. Darunter die wichtigsten und auch tödlichsten Erkrankungen, die eine große Herausforderung für das Gesundheitssystem darstellen. Mit unseren Medikamenten bieten wir unter anderen innovative Therapien für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebserkrankungen, chronische Niereninsuffizienz, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen und Diabetes mellitus an. Wir haben in unserer Forschung eine gut gefüllte Pipeline und wollen bis zum Jahre 2030 weltweit 15 oder mehr neue Moleküle einführen. Dazu laufen aktuell 178 Projekte, die in einer späten Phase der Entwicklung sind.

Wird in Österreich viel geforscht?

In Österreich sind wir die Nummer eins bei den klinischen Studien, insbesondere in der Onkologie, wo AstraZeneca zu den top drei in den Bereichen Lungen-, Eierstock- und Brustkrebs zählt. Wir arbeiten in Summe mit 37 Krankenhäusern, Universitäten und Studienzentren zusammen und haben aktuell 54 klinische Studien in unterschiedlichen Phasen laufen. Dank unserer klinischen Forschung erhalten Hunderte Patient:innen in Österreich frühzeitigen Zugang zu innovativen Behandlungen und Therapien. Seit dem Vorjahr sind 13 neue Projekte hinzugekommen. Aktuell betreuen wir rund 400 Patient:innen in laufenden Studien. Mit dieser Zahl neu hinzugekommener Studien sind wir führend und planen für heuer noch viele weitere Studien. Neben der Onkologie sind wir auch im Bereich Herzkreislauf, Metabolismus oder Immunologie sehr gut aufgestellt. Aber es laufen auch Studien zu seltenen Erkrankungen, die wir ebenfalls in Österreich erforschen. 

Können Sie Beispiele für aktuelle Studien nennen?

Sehr wichtig und relevant sind nach wie vor Studien zum Thema Lungenkrebs. Da haben wir eine langjährige Partnerschaft mit dem Karl Landsteiner Institut für Lungenforschung und pneumologische Onkologie. In den letzten Jahren konnten wir sechs Studien vom frühen bis hin zum späten Stadium durchführen. Wir entwickeln hier Präzisionsmedizin, wie etwa zielgerichtete Krebstherapien oder immunonkologische Therapien.

Langjährige Partnerschaften sind gerade in der medizinischen Forschung wichtig?

Das zeigt ein weiteres Beispiel. Wir sind auch im Bereich gynäkologische Onkologie und Brustkrebs sehr stark unterwegs und haben zum Beispiel eine langjährige Zusammenarbeit mit der ABCSG Austrian Breast and Colorectal Cancer Study Group, mit der wir die neuesten Moleküle erforschen. Wir bauen auch global auf diese Partnerschaft, da die ABCSG längst ein global anerkanntes Studiennetzwerk ist. Zum Thema Partnerschaften gibt es noch mehr Beispiele auch außerhalb der Onkologie, aber diese zwei zeigen sehr gut, wie wichtig diese sind. Das gilt auch für den Forschungsstandort. Dank Partnerschaften können wir von Österreich aus global einen wichtigen Beitrag leisten. Im Bereich Lungenkrebs schließt Österreich in einigen Studien weltweit die meisten Patient:innen ein, teilweise sogar mehr als die USA. Dass wir hier so stark sind, ist nicht nur unser eigener Verdienst, sondern besonders auch der unserer Partner und Forschenden. 

In der Medizin ist eine ganzheitliche Betreuung der Patient:innen ein immer wichtigeres Thema. Ist Österreich hier gut aufgestellt?

Ja, es hat sich sowohl bei der ganzheitlichen Betrachtung der Patient:innen als auch bei der Gesundheitsversorgung insgesamt viel getan. Und es ist wichtig, dass wir als biopharmazeutisches Unternehmen unseren Beitrag dazu leisten. Wir sehen es als unsere Verantwortung, als Partner mit vielen Stakeholder im Gesundheitssystem zusammenzuarbeiten.

Eine neue, wichtige Institution ist das Future Health Lab, ein Innovationszentrum, das ganzheitliche Lösungen für das österreichische Gesundheitssystem finden will. Was ist hier geplant?

Mit dem Future Health Lab haben wir eine wirklich sehr gute Kollaborationsplattform. Wir waren im September 2023 Partner der ersten Stunde und zugleich das erste pharmazeutische Unternehmen. Es geht hier um so wichtige Themen wie die Optimierung der Patient:innenpfade im Gesundheitssystem wie beispielsweise die Leitung von COPD-Patient:innen im Gesundheitswesen von der ersten Diagnose bis zur optimalen Versorgung. Das Entscheidende ist, dass in dieser Plattform Stakeholder unterschiedlichster Art zusammenarbeiten. Die Plattform schafft eine Umgebung, in der wir innovativ und kreativ an den Herausforderungen des Gesundheitssystems ohne Beschränkungen arbeiten können. Das Ergebnis ist dann etwa eine Optimierung, die sich auch umsetzen lässt. Ein Ziel des Future Health Lab ist die Verbesserung des Gesundheitssystems.

Wer ist schon aller dabei?

Die wichtigsten Partner sind das Gesundheitsministerium und die Österreichische Gesundheitskasse, aber auch Repräsentanten der Gesundheitsberufe, der Wirtschaft – wie beispielsweise Unternehmen, die digitale Dienstleistungen anbieten – sowie Forschungsinstitutionen. Der Punkt dabei ist, dass die Partner nicht als Verhandler auftreten, sondern in ihrer Rolle als Expert:innen. Unser Auftrag ist es, einen Idealzustand zu konzipieren, der aber auch mit den verfügbaren Ressourcen umsetzbar ist.

Zurück zu Ihrem Unternehmen. Wie hat sich AstraZeneca in Österreich in den letzten Jahren entwickelt?

Wir investieren kräftig in Österreich und wachsen stark. Seit 2017 ist die Zahl der Mitarbeiter:innen um 70 Prozent auf 235 gewachsen. Es handelt sich dabei um hoch qualifizierte Arbeitsplätze. Zwei von drei Mitarbeiter:innen haben einen Hochschulabschluss. Wichtig ist mir auch, dass wir 50 Prozent weibliche Führungskräfte haben. 

Wie schwer ist es, Mitarbeiter:innen zu gewinnen bzw. zu halten?

Entscheidend für unseren Erfolg sind definitiv gut qualifizierte Mitarbeiter:innen. Aktuell kann ich sagen, dass es dank der hervorragenden akademischen Ausbildung und des starken pharmazeutischen Standorts Wien ein sehr gutes Angebot an solchen Mitarbeiter:innen gibt. Das ist ein sehr wichtiger Standortvorteil. 

Welche Programme gibt es zur Förderung der Mitarbeiter:innen?
Wir bieten unseren Mitarbeiter:innen Freiraum für die Entwicklung und fördern Talente – etwa mit unserem Traineeprogramm für junge Akadamiker:innen. Diese haben die Möglichkeit, drei jeweils sechsmonatige Stationen in unserem Unternehmen in verschiedenen Abteilungen zu durchlaufen und so die Aufgaben in der pharmazeutischen Industrie kennenzulernen. Idealerweise finden wir unter diesen Talenten schon unsere zukünftigen Mitarbeiter:innen, vom wissenschaftlichen Bereich übers Marketing bis hin zur Supply Chain. Neben dem guten Umfeld und einer sinnstiftenden Arbeit ist auch die Fort- und Weiterbildung ein wichtiges Thema. Wir haben neben fachlichen Fortbildungen etwa spezielle Angebote für zukünftige Führungskräfte. 

Das Thema Nachhaltigkeit wird immer wichtiger. Welche Projekte laufen in Ihrem Unternehmen, die auch der Gesundheit des Planeten dienen?

Die Nachhaltigkeit ist ein essenzieller Bestandteil der DNA von AstraZeneca. Das Ziel ist eine Gesundheitsversorgung mit Netto-Null-Emissionen. Auf globaler Ebene soll bis 2030 der Fußabdruck der gesamten Wertschöpfungskette um 50 Prozent und bis 2045 um 90 Prozent zum Vergleichsjahr 2019 verkleinert werden, also inklusive der Emissionen der Zulieferer. Weiters werden bis 2030 in einem Aufforstungsprogramm 200 Millionen Bäume gepflanzt, um das CO2 in der Atmosphäre zu reduzieren. 

Was wird am Standort Österreich unternommen? Da hat AstraZeneca ja gerade ein neues Büro bezogen.

Der neue Standort in Wien-Meidling im VIO Plaza ist eines der nachhaltigsten, wenn nicht das nachhaltigste neue Bürogebäude in Österreich. Die Wärme- und Kälteversorgung erfolgt großteils über den Wiental-Sammelkanal, und die Außenhaut des Gebäudes ist mit über 2.500 Quadratmetern Photovoltaik ausgestattet. Weiters wollen wir unseren Fuhrpark in Österreich bis Ende 2024 rein elektrisch betreiben. Und es gibt viele weitere Aktivitäten wie etwa unser Mobilitätskonzept mit speziellen Anreizen, um den Umstieg auf nachhaltige Verkehrsmittel zu fördern. Die Angebote werden von unseren Mitarbeiter:innen auch gerne angenommen.

MedGesundheit

Über die Autoren

Logo
Abo ab €16,81 pro Monat