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Gerald Fleischhacker: „Ich bin der Dodl, der die Fragen stellt“

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Gerald Fleischhacker

Gerald Fleischhacker

©picturedesk.com/First Look/Roman Zach-Kiesling
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Als einer der "Finance Busters" erklärt er die Grundbegriffe der Finanzwelt. Im Interview für die trend.-Serie "Sprechen Sie Wirtschaft?" erzählt GERALD FLEISCHHACKER, warum er privat lieber zum Heurigen geht, als an der Börse zu spekulieren.

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Als "Finance Buster" erklären Sie im Auftrag der Wirtschaftskammer mit Finanzexperten in einer Bühnenshow die Grundbegriffe aus dem Finanzwesen. Unter den Studien, die Sie begonnen haben, war auch BWL. Wie finanzfit sind Sie denn selber? 

Gerald Fleischhhacker

Das BWL-Studium war, wie all meine anderen Studien wie etwa Japanisch, wo meine Kenntnisse auch bei "Akakiko" enden, nur sehr kurz. Aber ich weiß natürlich, wie viel Geld ich am Konto habe und wo mein Geld hingeht. In der Truppe der "Finance Busters" bin ich allerdings der "Dodl", der die Fragen stellt, etwa: Wozu braucht man Inflation und was tut man dagegen?

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Was ärgert Sie denn persönlich am aktuellen Wirtschaftssystem?

Gerald Fleischhhacker

Ich finde das permanente Streben nach immer mehr etwas übertrieben.

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Laut Umfrage besitzen 25 Prozent der Österreicher Aktien und Anleihen. Was machen Sie mit Ihrem Geld? Wo liegen Ihre Anlagepräferenzen?

Gerald Fleischhhacker

Ich habe zwei Bausparer für die Kinder. Da bekomme ich bei jedem neuen Abschluss einen Doppler vom Bausparmakler. Den lass ich liegen. Vielleicht wird er einmal gut, was weiß man. Sonst haben wir ein paar Fonds und legen relativ konservativ an. Ich bin ganz schlecht mit Geld, insofern, dass ich mich nicht drum kümmern mag. Ich habe eine GmbH und habe auch da einen Geschäftsführer für die Finanzen. Ich kann auch nicht traden oder an der Börse spekulieren und die Märkte beobachten. Mir ist das einfach zu anstrengend. Da sitze ich lieber beim Heurigen als vor dem Computer. Dennoch überlege ich gerade, ob ich eine Birkenstock-Aktie kaufe, weil meine Frau die so gerne hat, diese grauslichen Schlapfen, die so hip geworden sind. Wobei auch Schlapfen mit weißen Socken wieder in sind, wie ich von meinem 15-Jährigen weiß. Unerträglich.

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Was hat Sie denn als Sohn eines Fußballers familiär in Sachen Geld geprägt?

Gerald Fleischhhacker

Mein Vater hat sich, während sich seine Kollegen einen Sportwagen gekauft haben, eine Wohnung in Graz gekauft und hat immer auf Sicherheit wert gelegt. Wenn wir etwas gebraucht haben, hat der Papa immer was auf der Seite gehabt. Er findet auch heute noch komisch, was ich beruflich mache, und meint, es wäre sicherer gewesen, ich wäre bei den Grazer Stadtwerken geblieben, wo ich einmal Ferialjob gemacht habe.

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Was wollen Sie Ihren beiden Kindern weitergeben?

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Einen vernünftigen Umgang mit Geld. Sie bekommen Taschengeld und müssen lernen, damit auszukommen.

Ich finde das permanente Streben nach immer mehr etwas übertrieben.

Gerald FleischhhackerKabarettist
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Haben Sie schon ein Testament gemacht?

Gerald Fleischhhacker

Nein, aber ich habe lustigerweise erst vor Kurzem darüber nachgedacht, dass man sich beizeiten um das alles kümmern sollte, weil ich eine Liste der beliebtesten Lieder bei Begräbnissen gelesen und mir gedacht habe, ich würde bei keinem einzigen wollen, dass das gespielt wird.

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Wissen Sie noch, wofür Sie das erste selbst verdiente Geld ausgegeben haben?

Gerald Fleischhhacker

Ich habe mir eine Stereoanlage beim Elektrohändler Gaschler in Graz gekauft. Mit Doppelkassettendeck.

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Alles ist teurer geworden, wo sparen Sie?

Gerald Fleischhhacker

Es geht uns wirklich gut. Das ist also Jammern auf hohem Niveau, aber ich schaue dennoch genauer, was die Sachen kosten.

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Sie haben sich mit der Familie schon vor Jahren eine Auszeit für eine Weltreise genommen. Wofür geben Sie sonst leichten Herzens viel Geld aus?

Gerald Fleischhhacker

Immer noch für Reisen, Gut-essen-Gehen, Kochen, Zum-Metro-einkaufen-Gehen. Ich koche selber gerne und viel. Für gute Qualität und Bioprodukte gebe ich gerne Geld aus. Auch für guten Wein, aber mehr als 20 Euro muss trotzdem nicht sein.

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Was halten Sie für Ihren ganz persönlichen Reichtum? Was macht Ihr Leben besser?

Gerald Fleischhhacker

Da muss ich gleich die Geigen im Hintergrund einschalten: Wir vier als Familie haben es wirklich gut miteinander und sind alle gesund. Und das ist schön.

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Was war das Verrückteste, das Sie sich je geleistet haben?

Gerald Fleischhhacker

Am meisten Geld habe ich für die erwähnte Weltreise ausgegeben, aber das war nicht verrückt, sondern hat sich so was von ausgezahlt. Verrückt im Sinn von wirklich sinnlos war, dass ich mir eingebildet habe, ich muss mir ein Motorrad kaufen, und nach drei Monaten und einem sehr verregneten Sommer bin ich draufgekommen, es taugt mir eigentlich gar nicht.

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Was bedeutet Luxus für Sie?

Gerald Fleischhhacker

Dass man einfach, wenn man Lust hat, ins "Steirereck" gehen kann.

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Und wofür würden Sie Ihr letztes Geld ausgeben?

Gerald Fleischhhacker

Wenn es morgen vorbei ist, würde ich heute Abend noch einmal zum "Steirereck" gehen. Natürlich mit der ganzen Familie.

Zur Person:

Das Interview ist in der trend. PREMIUM Ausgabe vom 13.10.2023 erschienen.

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